Schattenwandler 03. Elijah
sich abzuwaschen.
Eigentlich widerstrebte es ihm. Auch als er aufstand und in das angrenzende Badezimmer ging, konnte er fühlen, wie sich tief in seinem Inneren etwas heftig dagegen sträubte. Etwas, das ihren an ihm haftenden Geruch brauchte, bis er einen Weg fand, sie dazu zu bringen, in seine Arme zurückzukehren.
Er stand noch keine fünf Minuten unter der Dusche, als er hörte, wie die Tür zum Schlafzimmer aufging. Inzwischen war er durch den neuerlichen Blutverlust so geschwächt, dass er sich in eine Ecke der Duschkabine setzen musste. Während ihm das Wasser über den Kopf lief, versuchte er zu erkennen, wer durch die Tür hereinkam.
Zu seiner Überraschung war es nicht Noah, der seine Gegenwart gespürt hatte und gekommen war.
Es war Isabella. Als sie das ganze Blut auf den Fliesen und in der Duschkabine sah, keuchte sie entsetzt auf. Dann rannte sie zu ihm hin, blieb jedoch unvermittelt stehen und schlug sich mit der Hand vor die Stirn wie in einem Anfall von geistiger Umnachtung.
„Na gut, dann mach dich auf die Socken!“, fauchte sie ein unsichtbares Gegenüber an. „Und bring Gideon mit.“
Danach kümmerte sie sich nicht mehr um den offensichtlichen Wortschwall ihres notorisch besitzergreifenden Ehemannes und ging zu Elijah. Sie drehte das Wasser ab und kniete sich neben ihn in das noch nicht abgelaufene Gemisch aus Wasser und Blut, ohne auf ihr schönes weißes Kleid zu achten.
„Hallo“, begrüßte er sie und lächelte sie matt an. „Jacob wird dich umbringen.“
„Na, dazu muss er erst einmal hier hochkommen, und im Moment interessiert mich das auch nicht weiter.“ Sie schnappte ein Handtuch, das vor der Duschkabinentür hing, und presste es mit aller Kraft auf seine Wunde. Da sie sehr klein und zierlich war, spürte Elijah kaum etwas. „Wir haben uns solche Sorgen um dich gemacht“, flüsterte sie. Sie beugte sich vor, um ihn auf die Stirn zu küssen, und strich ihm mit der freien Hand die nassen Haare aus den Augen.
„Darf sich ein Mann nicht mal eine kleine Auszeit gönnen?“, scherzte er und zuckte zusammen, weil die Badezimmertür krachend aufflog, vom Stopper zurückprallte und Jacob fast am Kopf getroffen hätte.
„Verdammt, Bella!“
„Ach, lass es gut sein, Jacob!“, herrschte sie ihn ihrerseits an. „Wann geht das endlich mal in deinen Dickschädel, dass ich genauso auf diese Ehe geprägt bin wie du? Das macht mich allmählich wirklich krank!“
Jacob hatte in dem ganzen Jahr, seit sie sich kannten, noch nie die Wut seiner Frau zu spüren bekommen. Er war so erschrocken, dass Gideon ihn mit aller Kraft zur Seite schieben musste, um an ihm vorbei zu seinem Patienten zu kommen.
Bella duckte sich, sodass der Heiler über sie hinwegsteigen und sich vor Elijah hocken konnte.
„Na, du siehst aus wie etwas, das die Katze reingeschleppt hat“, sagte er und legte eine Hand auf die Stirn des Kriegers. Dabei schloss er die Augen, um die Verletzungen abschätzen zu können, die der Körper des Kriegers erlitten hatte.
Gideon begriff nicht, was Elijah an seiner Bemerkung so wahnsinnig komisch fand, aber der Krieger begann so heftig zu lachen, dass seine Krankenschwester ihn in den Arm zwickte, damit er aufhörte.
„Ich kann den Druck auf deine Wunde nicht aufrechterhalten, wenn deine Brust sich so auf und ab bewegt. Außerdem ist Gideon nie so witzig“, sagte sie und warf ihm einen schrägen Blick zu.
„Was ist bloß in dich gefahren, dass du geduscht hast, Elijah? Das hätte warten können.“ Gideon schüttelte verständnislos den Kopf und schob Bella weg, um sich die schlimmste Wunde anzusehen. „Schon wieder mit Eisen rumgespielt, wie ich sehe.“
„Tja, aber die anderen Kinder haben nicht fair gespielt“, murmelte der Krieger.
Gideon sah zu Jacob hoch, der unbeholfen mitten im Raum stand.
„Also willst du ihn zum Duell herausfordern, oder wärst du bereit, ihm etwas Blut zu spenden?“, fragte Gideon.
Bella stand auf und ließ ihren Mann vorbei, wobei sie ihm einen vernichtenden Blick zuwarf. Jacob ging zu seinem Freund und ließ sich neben ihm auf ein Knie sinken. Er hielt dem Arzt sein Handgelenk hin, und der umfasste es mit einer Hand und nahm mit der anderen Elijahs Handgelenk.
„Tut mir leid“, flüsterte Jacob dem Heerführer zu, und es war deutlich zu merken, dass er es ehrlich meinte.
„Heb dir das auf für deine Frau, mein Freund. Es macht ihr mehr aus als mir. Ich kenne dich schon mein ganzes Leben lang als Querkopf. Im Gegensatz zu ihr
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