Schattenwandler 04. Damien
nicht trauen würden“, sagte er, ohne auf ihre Überlegungen einzugehen.
„Und wenn nicht?“, fragte sie verärgert. „Es sieht dir gar nicht ähnlich, dass du mögliche Gefahren ignorierst.“
„Ich tue das auch nicht gern, Jasmine“, sagte er finster, „aber ich renne nicht los und fordere einen Vampir heraus, der Ruth hinter sich ha t … und wahrscheinlich auch die schwarze Magie. Wer immer es ist, er hat einen Unschuldigen getötet. Da gibt es kein Zurück mehr. Es wird ihn für immer verändern.“
„Und wir beide haben gesehen, was aus einem Vampir werden kann, der die Grenze überschreitet. Früher haben wir nicht geruht, bis wir so jemanden zur Strecke gebracht hatten. Warum zögerst du jetzt?“
„Weil ich nicht mehr nur an mich denken kann, Jasmine.“
„Du meinst, du hast Angst, deine kleine, zerbrechliche Frau zu beunruhigen?“, zog sie ihn auf.
„Ich meine“, fauchte er, „dass ich ein Volk regiere und dass ich die Verantwortung dafür trage, es in diese friedvolle Phase zu führen, und das hältst ja auch du für klug. Wenn ich jetzt sterbe, wer weiß, welcher Typ von Vampir mich dann ersetzen wird.“
„Sehr wahrscheinlich wäre ich das“, sagte sie übermütig. „Hast du so wenig Vertrauen, dass ich deine Ideale hochhalte?“
„Du?“ Er lachte rau und rief damit absichtlich Entrüstung bei ihr hervor. „Jas, du kannst doch nicht länger als ein Jahrhundert auf der Erde bleiben. Du würdest abgesetzt, sobald dich deine erste melancholische Stimmung befiele.“
„Das ist ungerecht!“
„Ist es nicht, sonst würdest du dich nicht so aufregen“, stellte er fest und mäßigte seinen Ton. „Du hast nicht die Geduld zum Regieren, meine Liebe. Ich liebe dich, und ich bin auf dich angewiesen, aber ich kenne dich. Und tief drinnen weißt du es auch. Allein mein Tod, der die Voraussetzung für deine Herrschaft wäre, würde dich in ein Tal der Tränen stürzen.“
„Du überschätzt deine Bedeutung für mich“, sagte sie, doch sie beide wussten, dass das nur Wortgeklingel war. „Trotzdem, ich erwarte ja nicht, dass du einen Krieg vom Zaun brichst. Aber ich glaube, wir sollten einen kleinen Aufklärungsflug unternehmen. Sag mir, dass du nicht darauf brennst zu wissen, wer unsere Leute auf solche Weise verrät, und ich werde es nie wieder erwähnen.“
Jasmine kannte ihn einfach zu gut.
„Ich nehme an, du hast einen Vorschlag, wie wir das herausfinden sollen“, sagte er und überging das triumphierende Blitzen in ihren Augen.
„Wir sollten in der Bibliothek anfangen. Vielleicht finden wir dort einen Hinweis. Wenn wir Glück haben, ist Ruths Spur noch nicht so kalt, dass wir ihr nicht mehr folgen könne n … “
„Jasmin e … “
„Nur folgen“, beeilte sie sich zu sagen. „Außer wir hätten die Macht, uns dicht an sie heranzuschleichen, ohne dass sie uns entdeckt.“
„Und was, wenn der Vampir so mächtig ist, dass er uns entdeckt?“
„So mächtig, dass er deine Tarnung durchschaut? Das kann nicht einmal ich.“
Damien schwieg längere Zeit und versuchte, sich gedanklich Klarheit zu verschaffen und nicht aus einem Impuls heraus zu handeln. Er wollte es herausfinden; mehr als alles andere wollte er herausfinden, wer so etwas tat. Und diese Person bestrafen. Das wollte er sogar mit noch größerer Inbrunst. Wenn sie feststellen könnten, wer der Verräter war, hätten sie einen Vorteil ihm gegenüber. Er würde denken, er könnte sich noch immer in ihrer Nähe aufhalten, ohne dass jemand anders von seinem doppelten Spiel wüsste. Vielleicht verschaffte ihnen das die Möglichkeit, den Vampir von der Dämonin zu trennen und damit jeden von ihnen verwundbarer zu machen, sodass Damien ihn selbst bestrafen konnte, wie er es bisher immer getan hatte. Wenn es überhaupt einen günstigen Zeitpunkt gab, dann jetzt, bevor Ruth ihr Wissen um den Austausch nutzen konnte oder bevor der Vampir sich ihre Zauberkünste mithilfe schwarzer Magie aneignete.
„Einverstanden“, sagte er. „Gib mir nur ein paar Minuten mit Syreena.“
„Dafür ist keine Zeit mehr, Damien. Lykanthropen trampeln bestimmt schon unsere einzige Spur nieder, seit sie angefangen haben, die Bibliothek auszuräumen.“
„Aber ich kann sie nicht einfach allein lassen mit einem Haus voller Vampire, die nicht wissen, wer und was sie ist“, widersprach er.
„Ist sie so zerbrechlich? Nachdem sie Nico getötet hat, traue ich ihr mehr zu, als eine Gruppe Dienstboten bei der Stange zu
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