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Schattenwandler 04. Damien

Schattenwandler 04. Damien

Titel: Schattenwandler 04. Damien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacquelyn Frank
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niederfahren, als wäre es ein nuklearer Schlag.
    Chaos brach aus nach dieser zerstörerischen Konzentration. Während die Körper auf die Erde stürzten, spürte er, wie Ruths Manipulationsversuche in seinem Bewusstsein nachließen. Sie versuchte, ihn weiter im Griff zu behalten und gleichzeitig die Auswirkungen seiner machtvollen Hypnoseversuche an ihren Günstlingen abzuwehren.
    So gut sie darin auch war, es würde ihr nicht gelingen.
    Damiens mentale Fähigkeiten gewannen die Oberhand und schlossen den Eindringling mit einem schmerzhaften Gegenschlag aus, so wie wenn man sich den Finger in der Autotür einklemmte.
    Die Wirkung des Gewichtszaubers ließ nach, je weiter sie sich von dem bösen Ursprung entfernten. Sie flogen noch zehn Minuten rasend schnell dahin, dann war es, als würde Syreena, obwohl sie kalt und schlaff an ihm hing wie eine Tote, kaum mehr wiegen als eine Feder.
    Sie wirkte so zerbrechlich, dachte er, als er einen Moment lang ihre bleichen, blutverschmierten Gesichtszüge betrachtete. Ihre sprühende Vitalität hatte ihr, wie er feststellte, eine erstaunliche Ausstrahlung verliehen. Jetzt, wo sie schlaff und leblos in seinen Armen lag, hatte ihn die irrationale Furcht befallen, dass er sie womöglich einfach durch seinen Griff, mit dem er sie hielt, zerbrechen konnte.
    Aus dem starken Blutgeruch zu schließen, den sie verströmte, hatte sie zusätzlich zu den sichtbaren Spuren auch noch Verletzungen, die er nicht sehen konnte. Es machte ihn wütend, und das Gefühl verstärkte sich, weil der Geruch in ihm auch noch Hunger weckte. Schattenwandlerblut war voller Mystik und Kraft. Für einen Vampir war es wie der Geruch eines bevorstehenden Festmahls, das auf dem Herd eines hungrigen Mannes kochte.
    Damien hatte noch nie einen Grund gehabt, sich dieses Instinkts zu schämen, in seinem ganzen langen Leben nicht, doch auf einmal empfand er dieses brennende Gefühl. Das Letzte, woran er jetzt denken sollte, war, was für ein Genuss sie für seinen Gaumen wäre. Eine tödliche Delikatesse, doch ebenso eine einzigartige Zubereitung. Unglücklicherweise wurde er von ihrem durchdringenden Geruch überwältigt, sodass ihm ein wenig schwindlig wurde, und er begann zu zittern wie ein Junkie, der beim Heroinentzug in Versuchung geführt wird.
    Er war nicht auf der Jagd gewesen, bevor er Jasmine an diesem Abend zur Bibliothek begleitet hatte. Am Abend zuvor waren sie in der russischen Provinz angekommen und hatten aus Respekt vor Sienas Territorium ihr Bedürfnis unterdrückt, auf die Jagd zu gehen, bis sie die Gelegenheit hatten, um eine offizielle Erlaubnis für die Provinz nachzusuchen. Sie würde ihnen nicht verwehrt werden, weil sie denjenigen, von denen sie sich Leben borgten, kein Leid zufügten, doch es war eine Frage des Anstands. Von einem Lykanthropen auf seinem Territorium hätte er dasselbe erwartet. Nicht, dass so etwas Anlass für einen Krieg oder für eine Auseinandersetzung gewesen wäre; es war nur eine Höflichkeit, die ihre Kultur verlangte.
    Also waren jetzt sein Hunger und seine schwindende Energie der Preis, den er für sein zivilisiertes Verhalten bezahlte. Das machte ihn angreifbar für die Verlockungen der Blutspur, die sich über sie beide hinzog. Und die exotische Herkunft dieser Spur verstärkte das Verlangen noch mehr.
    Daher wusste er auch, dass sie heftig blutete. Obwohl sie sehr stark waren, heilten auch Schattenwandler nicht so schnell, dass der Blutverlust der Lykanthropin ausgeglichen werden konnte. Er musste einen Weg finden, ihr zu helfen. Er musste einen sicheren Hafen finden, und zwar schnell.
    „Lyric, bring mir bitte meinen Nähkorb.“
    Die schmächtige junge Frau blickte von ihrem Gedichtband auf und schaute in die großen blauen Augen, welche die zarten Gesichtszüge ihrer Begleiterin beherrschten.
    „Aber heute ist doch Mittwoch“, sagte Lyric verwirrt.
    „Ja, Lyric, das ist mir bewusst“, erwiderte Windsong mit geduldigem Lächeln.
    „Du nähst doch sonst immer am Donnerstag“, fügte Lyric hinzu.
    „Das ist kein Gesetz“, neckte die ältere Frau die junge Mistral. „Wir bekommen bald Besuch, und ich muss den Riss in meinem blauen Kleid flicken.“
    „Besuch?“ Die junge Sirene erschrak.
    Sie hatten nie Besuch.
    Sie lebten in einem kleinen französischen Dor f – nur ein paar wenige Häuse r – , genannt Brise Lumineuse , mit insgesamt fünfzehn Einwohnern, kleine Kinder nicht eingerechnet.
    In den neunzehn Jahren ihres Lebens hatte nie ein Fremder

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