Schattenwandler 04. Damien
Reißzähne benutzte wie einen Strohhalm oder wie eine Nadel, um das Blut direkt aus der Wunde herauszusaugen.
Tatsächlich benutzte er sie nur, um die beiden Löcher zu schaffen, die er brauchte. Es konnte nicht anders sein, denn gleich darauf spürte sie nur noch seine warmen, feuchten Lippen auf der Wunde, so fest wie ein Siegel. Seine Zunge glitt zuerst über ihre Haut, die heiße, samtene Liebkosung ließ sie in seiner Umarmung erbeben. Dann gab es ein Saugen, das mit einer unwirklichen und erotischen Intensität zunahm.
Damien spürte das heftige Beben ihres Körpers. Er drückte sie fest an sich, sodass sich das heftige Zittern auf ihn übertrug. Er war sich ganz dumpf bewusst, dass sie wach war, als ihr Blut in seinen Mund schoss. Ihr Blut war heiß, im Gegensatz zu ihrem kalten Körper. Das war sein letzter klarer Gedanke, bevor der erste Geschmack von ihr über seine Zunge lief. Als ihm die heiße Flüssigkeit durch die Kehle rann, brannte sie wie starker Whiskey.
Es war wie Ambrosia, die Speise der Götter. Er hatte das Blut von Menschenfrauen tausendmal getrunken, und die Pheromone waren ihm in den Kopf gestiegen und hatten ein Gefühl von Sinnlichkeit und Genuss ausgelöst, das sexuellem Begehren sehr ähnlich war. So etwas wie Syreenas Blut hatte er nicht erwartet. Es war voller Energie, die Aromen waren wie starke Barbiturate, die eine betäubende Wirkung hatten. Anders als bei dieser Droge jedoch geriet er in einen erstaunlichen Rausch statt in einen entspannten, komaähnlichen Zustand.
Er ließ sich von den Knien seitlich ins nasse Gras und auf die Blätter fallen und zog sie mit sich. Er versuchte zu denken, versuchte, alles Wichtige im Kopf zu behalten, doch alles, woran er denken konnte, war ihr Blut, ihr Körper, den er spürte, und das lange, tiefe Seufzen, das sie an seinem Hals ausstieß. Ihre Hände berührten seinen Rücken, die langen Finger glitten darüber hinauf zu seinen Schultern, wo sie sich spreizten wie Flügel, um ihn festzuhalten.
„Damie n … “
Das Raunen, mit dem sie seinen Namen aussprach, durchfuhr ihn wie ein hoher Ton. Sein Körper reagierte mit intensivstem Verlangen und heftiger Erregung.
Das war kein durch Pheromone ausgelöster Taumel. Das stand außer Frage. Sein Körper war in Aufruhr, und er stöhnte leise vor Verlangen. Doch er durfte so nicht fühlen. Nicht, wenn so viel auf dem Spiel stand.
Als sie ihn festhielt, als ihr Blut in seinen Körper floss, spürte er, wie seine Sinne sich entfalteten, um die überwältigenden Empfindungen aufzunehmen, die sie in ihm weckte. Ihr Duft, ihr köstlicher Geschmack und das langsame, aufreizende Reiben ihres Körpers an seinem. Ihre Hände ballten sich zu eisernen Fäusten und zerrten an ihrem schlichten Kaschmirgewand.
Lass sie los! Lass sie sofort los!, schrie sein Bewusstsein, und es war das genaue Gegenteil von dem, was er im Grunde wollte. Was er wollte. Wollte. Begehrte. Syreena.
In diesem Augenblick wurden ihre klammernden Hände ganz schlaff und fielen von seinem Körper herab. Dass sie ihn so plötzlich losließ, war wie eine Warnung und sorgte für Klarheit in diesem Taumel aus Reizen und aus Genussfreude, in dem er versank. Damien riss die Augen auf, als die Wirklichkeit in ihrer ganzen Kälte über ihn hereinbrach. Er rief sich wieder ins Gedächtnis, was er vorgehabt hatte und dass das Leben, das er in seinen Armen hielt, in höchster Gefahr war.
Das Letzte, was Syreena fühlte, bevor sie in gnädiger Dunkelheit versank, war, dass seine Zähne ein zweites Mal zustachen, dann ein heftiges Brennen, das sich vom Hals über ihren ganzen Körper ausbreitete.
Damien ließ sich keuchend auf den Rücken fallen und schnappte unnötigerweise nach Luft, als ihr leichtes Gewicht auf seinen Körper sank. Eiseskälte und Feuchtigkeit drangen durch seine Kleider, doch er spürte es kaum. Er konnte sich nicht bewegen, konnte nicht denken. Er bestand nur noch aus einem Rausch von Gefühlen und Empfindungen, die sich von allem um ihn herum gelöst hatten.
Er war dem unerhörten Rausch von ihr in seinem Inneren erlegen. Muskeln und Blutkreislauf krampften und bebten und zitterten in dem angenehmen Gefühl, jenseits des Lebens zu sein, jenseits seiner spirituellen Bindung an diesen Planeten und an diesen Augenblick. Er starrte hinauf in die Bäume, wo sich alles um ihn herum in einer vollkommen verzerrten dreidimensionalen Perspektive drehte. Die Sterne am dunklen Nachthimmel drehten sich um die Planeten, helle
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