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Schattenwandler 04. Damien

Schattenwandler 04. Damien

Titel: Schattenwandler 04. Damien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacquelyn Frank
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schweigen von dem bemerkenswerten Nebeneffekt einer Antikörperübertragung, durch die ein kranker Mensch von den meisten Krankheiten geheilt werden konnte.
    Doch nur wenige Dinge in der Natur waren allgemeingültig. Es gab Krankheiten, die so schnell fortschritten und sich wandelten, dass viele Antikörper beinahe augenblicklich ihre Wirkung verloren. Und das bedeutete, dass es Dinge gab, die auch Vampire nicht heilen konnten.
    Es war weithin bekannt in der Vampirwelt, dass die Antikörper von Vampiren bei Lykanthropen keine Heilwirkung hatten. Nicht ganz so bekannt war, wie das Blut eines Lykanthropen auf einen Vampir wirkte. Schattenwandler waren tabu für Vampire, so wie Zucker für Diabetike r – sie konnten ihn essen, vielleicht überlebten sie es sogar, aber man konnte nicht sagen, wie sehr es ihnen schaden würde.
    Das war Damiens momentanes Dilemma.
    So erschöpft er auch war von all den Strapazen, hatte er keine Angst, dass er mit möglichen negativen Folgen durch das Schattenwandlerblut nicht fertig werden würde. Er hatte viel bessere Überlebenschancen als Syreena, wenn er ihr nicht half.
    Sie brauchte seine Hilfe in Form der Blutgerinnungsfaktoren, die ins Spiel kamen, wenn er von seinem Opfer Blut gesaugt hatte. Auf wundersame Weise breiteten sie sich von der offenen Wunde überallhin aus und taten ihre zauberische Wirkung. Er musste Syreenas Blut in sich aufnehmen, um die Gerinnung auszulösen, die sie so dringend brauchte. Das eine ging nicht ohne das andere, so wie ein Mensch Nahrung aufnehmen musste, um die Ausschüttung von Insulin ins Verdauungssystem auszulösen. Ein Mensch konnte das nicht einfach gedanklich steuern. Und auch ein Vampir konnte die Injektion der Gerinnungsstoffe nicht einfach so herbeiführen.
    Dann war da noch die Tatsache, dass sie bereits so viel Blut verloren hatte. Ihr noch mehr Blut wegzunehmen konnte sie töten, bevor der Heilungsprozess in Gang kam. Und dann gab es nicht einmal eine Gewähr dafür, dass die Gerinnungsstoffe sich mit ihrer Körperchemie vertrugen. Es war zwar ziemlich wahrscheinlich, aber es war nicht sicher.
    Damien war mit einem Mal frustriert über seine eigene Unentschlossenheit. Er hatte keine Zeit mehr, so müßig zu sein.
    Er schob einen Arm unter ihre Schultern und hob ihren schlaffen Oberkörper vom Boden hoch. Dann zog er sie auf seine Oberschenkel. Als er sie fest an sich drückte, spürte er, wie die Kälte ihres Körpers rasch in ihn eindrang. Sanft und mit einem Gefühl von Ehrfurcht, das er sich nicht erklären konnte, strich er das, was von ihren grauen Haaren auf der rechten Schulter noch geblieben war, zurück. Sein dunkler Blick fiel auf die Arterie, die nur noch ganz schwach in ihrem Hals pochte, und er schloss für einen Moment die Augen, atmete aus, während er in Gedanken kurz ein Gebet für sie sprach. Als er sie wieder ansah, ließ er es seit Stunden zum ersten Mal zu, dass er seinen wahnsinnigen Hunger spürte.
    Und er betete auch für sich selbst.
    Er war nicht darauf vorbereitet, wie furchtbar es sein würde. Der Hunger machte ihn blind, er kannte kein vergleichbares Gefühl, und er schwankte unter dessen Wucht. Es war dunkel und tief, tückisch, und es sagte ihm, wie lange die Begierde in seinem Unbewussten und in seinen Venen bereits anhielt. Erst da erkannte er, wie sehr er sich die ganze Zeit beherrscht und kontrolliert hatte.
    Die Reißzähne schossen aus seinem Mund hervor und wollten unbedingt ans Werk gehen. Das Verlangen durchströmte ihn, erotisch wie die Nacht, ein Geheimnis, bereit, gelüftet zu werden. Und er griff an, so schnell, wie eine Kobra zubeißt.
    Kurz bevor er sie berührte, riss Syreena die Augen auf. Etwas in der Schattenwandlerin wusste, dass sie angegriffen wurde, und hatte sie geweckt in der Hoffnung, dass sie weitere Qualen abwehren könnte. Es war der letzte verzweifelte Versuch, sich selbst zu retten.
    Sie war also bei Bewusstsein, als Damiens Reißzähne sich schnell und präzise in ihren Hals gruben. Doch sie war zu schwach, sie konnte nur überrascht aufstöhnen. Nicht, weil es wehta t – das Durchbohren der Haut ging zu schnell und zu gezielt vor sich, als dass es besondere Schmerzen verursacht hätte. Doch sein Mund war heiß wie glühendes Feuer im Vergleich zu der Todeskälte ihrer Haut und ihres Körpers, und deswegen entwich dieses Geräusch ihren geplagten Lungen.
    Syreena war sich bewusst, dass etwas in ihre Halsschlagader eindrang. Sie hatte immer gedacht, dass ein Vampir seine

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