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Schattenwandler 04. Damien

Schattenwandler 04. Damien

Titel: Schattenwandler 04. Damien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacquelyn Frank
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kahlen Stellen an ihrem Haaransatz zu bedecken, als deren Blicke darauf fielen. Sie wünschte, sie könnte ein Tuch oder einen Schal darüber tragen, um sich vor solchen Blicken zu schützen. Und da alle Lykanthropen davor zurückscheuten, ihr Haar irgendwie zu bändigen, bemerkte sie, dass sie sich noch abstoßender fand als zuvor.
    Es würde Jahre dauern, bis man es nicht mehr sehen würde. Und die Haare würden nie wieder alle gleich lang sein. Die ganze Sache hatte auch eine ironische Seite. Bevor ihr Haar nicht wieder eine bestimmte Länge hätte, würde der Delfin in ihr ruhen müssen. Es war fast so, als würde sie vom Kosmos dafür bestraft, dass sie mit ihren beiden Hälften haderte. Denn jetzt, wo sie über die eine Hälfte nicht mehr verfügen konnte, sehnte sie sie mit aller Macht zurück.
    Die Prinzessin fuhr sich entschlossen mit ihren Fingern durch das Haar und ordnete es so, dass die kahlen Stellen nicht mehr zu erkennen waren. Es war dennoch nicht zu übersehen, wenn man bedachte, dass das Haar an der Stelle sonst glatt herabfiel. Doch sie wollte lieber wie ein Zebra denn wie ein Opfer aussehen. Zumindest gab es in ihrem Volk welche, die von Natur aus gestreiftes Haar hatten. Diejenigen, die sie nicht kannten, würden nicht genauer hinschauen.
    Unglücklicherweise gab es nur wenige, die sie nicht kannten.
    Doch es war immer noch besser als gar nichts.
    Der Vampirprinz war wieder in dumpfes Brüten versunken.
    Jasmine seufzte leise, als sie ihm vom oberen Balkon der Villa aus nachspionierte. Der Rollentausch war nervtötend. Sie war eigentlich diejenige, die launisch sein sollte. Das Privileg hatte sie nun nicht mehr. Sie war zu besorgt um Damien.
    Er ging durch den dunklen Garten, der sich direkt vor ihr bis zu den Klippen erstreckte, wo er zweifellos wieder Stunden damit zubringen würde, hinaus auf den Pazifischen Ozean zu starren.
    Jasmine nahm an, dass er in Richtung Russland starrte.
    Sie nahm es nicht deswegen an, weil er ihr irgendetwas von dem, was geschehen war, anvertraut hätte. In dieser Sache war sie auf ihre eigenen Mutmaßungen angewiesen.
    Die Prinzessin konnte die Wahrheit vielleicht mit einer kunstvollen Frisur und mit Schmuck vor ihrer Schwester und vor ihrem Volk geheim halten, doch ein Vampir konnte auf diese Weise nicht getäuscht werden. Der Biss eines Vampirs war so, wie wenn ein Tier sich an einem Baum reibt, es war das Markieren eines Territoriums, und es unterstrich seine Macht innerhalb dieser Grenzen.
    Ein Vampir spürte stets, wenn ein anderer vor ihm da gewesen war. Da Vampire von Natur aus ihr Territorium absteckten, vermieden sie es, sich gegenseitig auf die Füße zu treten.
    So würde also jeder, der der Lykanthropenprinzessin näher kam, merken, dass Damien vor ihm da gewesen war.
    Abgesehen von diesen Mutmaßungen war Jasmine allein schon von dem Anblick erschüttert, wie die beiden im Hause der Mistrals nebeneinander geschlafen hatten. Damien ging mit seinen Frauen zwar ins Bett, aber er schlief nicht bei ihnen. Sie nahm an, dass es daran lag, dass er keiner richtig über den Weg traute. Oder vielleicht lag es auch daran, dass Intimität einen unter Umständen in die Irre führen konnte. Damien wollte keine Bindung eingehen, nur um seinem Vergnügen nachzugehen. Er zog es vor, seinen eigenen Bedürfnissen zu folgen. Verknallte Frauen waren zu anstrengend, und er wollte nicht, dass sie ihm verfielen.
    Es hatte vier Jahre gedauert, bis er Jasmine seine Zuneigung gezeigt hatte, obwohl sie es schon lange gespürt hatte. Selbst jetzt gehörte es zu ihrem Umgang miteinander, dass sie jedes Bedürfnis nach ihm abstritt. Damien fand Bedürftigkeit nicht besonders anziehend. Und auch wenn sie sehr liebevoll und fürsorglich miteinander umgingen, brauchte sie ihn nicht übermäßig. Sie machte keine Ansprüche geltend. Sie waren nie ein Liebespaar gewesen, auch wenn sie es in Erwägung gezogen hatte. Doch schon vor langer Zeit hatte sie beschlossen, dass sie eine dauerhafte Freundschaft einer flüchtigen Leidenschaft vorzog. Jasmine glaubte, dass es das war, was sie seit Jahrhunderten miteinander verband.
    Damien war auch nicht mitteilsam darüber, welche Auswirkungen der Biss bei der Prinzessin auf ihn selbst gehabt hatte. Jasmine wusste allerdings, dass diese beträchtlich waren. Dieses Wissen hatte sie dazu veranlasst, alle anderen, die mit Damien in einer Gemeinschaft lebten, bis auf Weiteres fortzuschicken. Sie hatte als Ausrede etwas von diplomatischen

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