Schattenwandler 05. Noah
wegen ihrer Anwesenheit und den Auswirkungen, die das auf sein Junggesellenleben haben würde. Anscheinend hatte Noah sich einen Spaß daraus gemacht, seinen kürzlich ernannten Gesandten den Kopf zu waschen, wie ihr Verhalten sich verändert hatte, seit sie sich eine Frau genommen hatten. Oder Elijah empfand es zumindest so. Sie mochte die lockere Art des Feldherrn, doch sie konnte es nicht so recht genießen, solange sie sich Sorgen darüber machte, was Noah an dem Gespräch mit dem Heiler beunruhigte.
Sie hatte sich gefragt, weshalb er sie vorhin so dringend gebeten hatte, zu ihm herunterzukommen. Sie hatte gedacht, dass irgendetwas nicht stimmte, doch jetzt wurde ihr klar, dass er es getan hatte, damit sie bei ihm war, falls seine Anführer schlechte Nachrichten für ihn hatten. Er wollte sie miteinbeziehen, wenn auch nur, um ihr begreiflich zu machen, wie seine Monarchie funktionierte, und damit sie diese Männer kennenlernte, die ihm so viel bedeuteten.
Sie beugte sich nach vorn und legte mit größter Anmut ihre warme und elegante Hand auf Elijahs Arm. »Entschuldige, wenn ich dich unterbreche, aber könntest du mir mehr über diese Schurken erzählen, die den Schattenbewohner getötet haben?«
»Ja, natürlich«, sagte Elijah und setzte augenblicklich zu einer Erklärung über die gesetzlosen Vampire an, die auch noch andere Schattenwandler getötet hatten, um sich deren Fähigkeiten anzueignen, indem sie von ihrem Blut tranken.
»Ich bin Jasmine kurz begegnet, welche Rolle spielte sie dabei?«
»Sie ist Damiens rechte Hand. Eine Vampirin«, sagte er. »Wir haben unlängst ein Netzwerk von Nachtwandlern geschaffen, hauptsächlich Vampire, und haben sie ausgeschickt, damit sie jeden Vampir fassen, der glaubt, das wäre eine spaßige Möglichkeit, um sich Kräfte anzueignen. Das Netzwerk ist noch nicht ganz fertig. Wir hatten gehofft, wir könnten es aufbauen, bevor jemand auf die Idee kommt, diese Sache zu tun, die früher einmal verboten war.«
»Verboten?«
»Bis vor Kurzem war es Vampiren verboten, Schattenwandlerblut zu trinken. Das Ganze hatte hauptsächlich einen mystischen Faktor, irgendwelche Märchen darüber, was für schreckliche Dinge einem Vampir dann widerfahren würden. Wirklich eine schlaue Methode, um es zu unterbinden.«
»Und wieso hat sich das geändert?«
»Damien hat eine Lykanthropin zur Braut genommen und von ihrem Blut getrunken. Und wir haben eine verborgene Bibliothek mit wichtigen alten Werken gefunden, in denen steht, dass Vampire sich früher einmal mit anderen Gattungen vermählt hätten, Blutaustausch inbegriffen. Wie es scheint, haben sie sich in Fragen von Liebe und Seelenverwandtschaft Beschränkungen auferlegt, um einer Bedrohung zu entgehen, so wie wir Dämonen vor tausend Jahren, indem wir die Druiden vernichtet haben.«
Kestras Augen leuchteten sogleich verstehend auf.
»Druiden waren dazu bestimmt, sich mit Dämonen zu verbinden. Ihr habt eure eigenen Seelenverwandten vernichtet?«
»Ja. Ich denke, unsere Vorfahren waren nicht besonders schlau.«
»Barbarisch wäre wohl das passendere Wort. Aber«, sie hob eine Hand, »ich nehme an, es waren barbarische Zeiten. Du sagst also, dass Vampire den Weg zu ihren eigenen Seelenverwandten versperrt haben, indem sie es zu einem Tabu erklärten, Schattenwandlerblut zu trinken. Damien hatte die Wahl, seine Seelenverwandte zu nehmen oder das Tabu zu respektieren, nicht wahr?«
»Und er hat sich für Syreena entschieden, für seine Gefährtin.« Elijah nickte. »Wir haben in den letzten Jahren eine Menge idiotischer Vorurteile über Bord geworfen.«
»Allerdings um einen hohen Preis«, bemerkte Kes.
»Ein hoher Preis lohnt sich, wenn es die Sache wert ist.«
»Da muss ich zustimmen.«
Sie wippte mit dem Fuß, was ihre eigenen starken Emotionen in dieser Sache verriet. Ihr langer Blick hin zu Noah sagte alles. Sie bemerkte die aufrichtige Freude nicht, die in Elijahs Augen aufschien. Sie empfanden alle die gleiche große Freude darüber, dass Noah endlich die eine gefunden hatte, die ihn vor sich selbst schützen konnte, die Einzige, die den König wirklich vor einem qualvollen Leben in Einsamkeit und möglicherweise in Schimpf und Schande retten konnte.
»Bist du Soldat?«, fragte er unvermittelt und erschreckte sie damit.
»Wieso fragst du?«, wollte sie wissen.
Elijah berührte einmal leicht einen Nasenflügel. »Ich habe einen Riecher dafür. Außerdem hast du für eine Menschenfrau einen außergewöhnlich
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