Schattenwandler 05. Noah
durchtrainierten Körper, so viel weiß ich. Und ich erkenne einen Kämpfer auf den ersten Blick. Die Art, wie du regelmäßig zu den Ausgängen schaust, wie du dasitzt, damit du jeden im Raum im Blick hast, du lehnst dich nicht bequem zurück, du hockst auf der Stuhlkante, als wärst du auf dem Sprung.«
»Ich war mal bei den Marines«, gestand sie, überrascht von seiner Aufrichtigkeit. »Das schien für mich der richtige Weg zu sein nach einer … einer Kindheit und Schulausbildung mit viel Sport. Ich war in Annapolis.«
»Wirklich? Ein Offizier, hm?«
»Ja. Ich bin direkt nach der Highschool hingegangen. Meine Eltern waren tot, also konnte ich mich der Sache ganz verschreiben. Man kommt ziemlich weit, wenn man sich einer Sache ganz widmet.«
»Wann bist du ausgestiegen?«
»Wer sagt, dass ich ausgestiegen bin?«, fragte sie mit einem Lachen.
»Wegen dem, wie Noah dich gefunden hat. Wir wissen Bescheid. Du warst nicht in Uniform.«
»Richtig«, stimmte sie zu. Ihr wurde langsam unwohl bei all seinen logischen Schlüssen und Fragen. Zum Glück sah sie, wie Noah und Gideon sich verabschiedeten und auf sie zukamen. Sie stand sofort auf und wischte sich mit den Händen über ihr Kleid, bevor sie Noahs dargebotene Hand nahm.
»Entschuldige bitte, Kes, aber wir müssen leider gehen«, sagte Gideon liebenswürdig und verbeugte sich mit einem lavendelfarbenen Flirren um seinen Kopf
Schau durch meine Augen, schnell.
Sie spürte, wie Noah sie ansah, doch sie wandte den Blick nicht ab von Gideon, um Noah die Gelegenheit zu geben, in ihren Geist einzudringen.
»Ich freue mich sehr, euch beide kennengelernt zu haben«, sagte sie und schüttelte beiden erneut die Hand und blickte jedem einmal fest in die Augen.
Kestra stöhnte auf, als sich die beiden direkt vor ihr in Luft auflösten. Noah lachte leise angesichts ihrer Überraschung.
»Das ist Teleportation. Meine Schwester kann sich und andere mit einem einzigen Gedanken teleportieren. Sie hat ganz klar auf ihren Einsatz gewartet.«
»Hast du Gideon gesehen? Was war denn das für ein Sprühnebel um ihn herum?«
»Man nennt es Energieaura. Ich kann es ebenfalls sehen. Alle Feuerdämonen können das. Du anscheinend auch.«
»Warum bei ihm und bei niemandem sonst?«, fragte sie und schlug sich frustriert auf den Oberschenkel.
»Ich denke, das liegt daran, dass du gestern Abend seine Energie abgebildet hast, Kes. Entspann dich. Das wird noch eine Weile so sein. Zum Glück konnte ich es diesmal erklären.«
»Diesmal?« Sie rollte mit den Augen. »Aber du siehst das nicht bei jedem, oder? Ich würde ja Augenschmerzen davon bekommen.«
»Ich kann es kontrollieren. Und du kannst das auch. Du wirst diese Fähigkeit ein andermal erproben. Deine Energie brauchst du heute noch, und Salonspiele werden dich erschöpfen.«
»Ach, wirklich?« Er hatte augenblicklich ihre volle Aufmerksamkeit, als er sie dicht an sich zog.
»Habe ich übrigens schon erwähnt, wie verdammt anbetungswürdig und sexy du in diesem Kleid aussiehst?«
»Du hast nichts dergleichen erwähnt«, sagte sie und erlaubte sich, sich an ihn zu schmiegen, bis sie sich wohl und geborgen fühlte. »Du bist ziemlich still, seit ich heruntergekommen bin.«
»Ich musste mich erst um meine Pflichten kümmern«, brachte er ihr in Erinnerung.
»Ja, aber ich bin das Gefühl nicht losgeworden, dass ich etwas getan habe, was dir missfallen hat«, sagte sie rundheraus.
Er versuchte erst gar nicht, es zu leugnen. »Das war, als du gedacht hast, du wärst nur mein kleines blondes Sexhäschen. Es hat mich geärgert, dass du nicht gemerkt hast, dass so ein Verhalten nicht meinem Wesen entspricht.«
»Oh«, sagte sie und musste wegschauen, als sie langsam verstand. »Tut mir leid. Ich weiß, das war nicht fair.« Sie seufzte leise und malte mit ihrem Finger ein Muster auf seine Brust. »Ich lerne dich noch immer kennen, aber das ist keine ausreichende Entschuldigung. Du hast mir noch nie Grund gegeben, zu glauben, dass du zu so einem chauvinistischen Verhalten in der Lage bist.« Sie hielt inne und nahm seine Wärme durch die Fingerspitzen in sich auf, mit denen sie ihm auf die Brust tippte. Er fühlte sich immer so gut an, das machte beinahe süchtig. »Ich muss mich erst daran gewöhnen, dass wir miteinander verbunden sind, und ich habe mich unter diesen imponierenden fremden Wesen ein bisschen fehl am Platz gefühlt. Und ehrlich gesagt«, fügte sie hinzu, »bin ich es auch nicht gewöhnt, dass jemand meine
Weitere Kostenlose Bücher