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Schattenwandler 05. Noah

Schattenwandler 05. Noah

Titel: Schattenwandler 05. Noah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacquelyn Frank
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durch eine Öffnung des hohen Fensters eine Wolke in den Saal hereingefegt kam. Jacob materialisierte sich aus einem Wirbel von Staubmolekülen. Seine dunklen Augen blitzten zornig, und noch bevor er zu sprechen begann, ballte er die Fäuste.
    »Noah, Benjamin, der Künstler, ist ermordet worden.«
    »Was?« Noahs Stimme erklang so leise und plötzlich so dunkel, dass es Kestra eisig durchfuhr. Sie lehnte sich an ihn und spürte, wie sich jeder Muskel seines Körpers wütend anspannte.
    »Man hat ihm die Kehle durchgeschnitten, neben anderen schrecklichen Verletzungen. Ich habe seine Leiche gesehen.« Der normalerweise unerschütterliche Vollstrecker erschauerte. »Es war reiner Zufall, dass ich ihn gefunden habe. An Samhain folge ich ungewöhnlichen Hinweisen, da die meisten Dämonen bei ihren Kämpfen Spuren hinterlassen, selbst wenn es ihnen gelingt, sich vor mir zu tarnen. Ich habe Aasgeier gesehen und … es war eine frische Beute. Von letzter Nacht, kurz vor Sonnenaufgang, würde ich schätzen.«
    »Die Vampirbande«, sagte Kestra. »Schlau, sich die Dämmerung auszusuchen, als der Dämon selbst wahrscheinlich vor allem darauf aus war, in sein Bett zu kommen. Wahrscheinlich war er ein bisschen nachlässig und hat nicht richtig aufgepasst, als er sich auf den Nachhauseweg gemacht hat.«
    »Genau das habe ich auch gedacht«, stimmte Jacob zu. Kestra bemerkte, dass der Vollstrecker ihr zustimmte, ohne das überhebliche Getue, wie sie es von Männern der menschlichen Spezies kannte.
    »Hast du eine Spur, Jacob?«
    »Ehrlich gesagt, Noah, habe ich mich nicht darum gekümmert. Ich bin sofort hierhergekommen. Benjamin war ein Wasserdämon. Ein mittlerer Erwachsener.«
    »Sie wussten, dass er genug Kräfte besaß, um wertvoll zu sein, aber als Künstler war er in Kampftechniken nicht besonders geübt«, überlegte Kestra laut. Als die beiden Männer sie überrascht anblickten, zuckte sie mit den Schultern und setzte ein schiefes Lächeln auf. »Was? Es ist das, was ich tun würde.«
    Jacob öffnete den Mund, um etwas zu sagen, schloss ihn jedoch wieder.
    »Das ist eine lange Geschichte, mein Freund«, sagte Noah freundlich. Er schob Kestra neben sich, sodass er sie im Gespräch sehen konnte.
    »Das heißt, sie sind auf unserem Territorium, Noah, an Samhain, in der Zeit, wo wir am schwächsten und verwundbarsten sind. Und ich sage das nicht gern, aber mir fällt nur ein Grund ein, warum sie sich das Element Wasser ausgesucht haben.«
    »Um das Feuer auszuschalten, natürlich.« Die drei blickten auf und sahen Jasmine, die, wie Kestra fand, in einer Superheldinnenpose dastand: Sie trug extrem kurze weinrote Shorts, einen taillierten pinkfarbenen Pullover und hochhackige burgunderfarbene Stiefel. Sie hatte die Hände auf die Hüften gelegt, eine Hüfte ausgestellt, und die Edelsteine und das Silber um ihre Taille und der Ring in ihrem Bauchnabel fingen das Funkeln des Lichts ein. »Oder vielleicht sollt ihr das ja denken. Deine Kräfte sind nicht nur die des Feuers, oder?«, fragte sie, obwohl es rein rhetorisch war. »Du gehst mit Energie um. Mit Unmengen von Energie. Du könntest die meisten von ihnen einfach in Schlaf versetzen!« Sie schnippte laut mit den Fingern, und das Geräusch hallte durch den Raum. »Sie müssten verrückt sein, so etwas Riskantes zu tun.«
    »Ich weiß nicht, Jas. Wenn es einen guten Zeitpunkt dafür gibt, dann Samhain. Plus die zusätzliche Bürde einer neuen Partnerin«, bemerkte Jacob. »Das macht ihn sehr verletzlich.« Er hob eine Hand in Richtung Kestra. »Nichts für ungut.«
    »Schon … okay, genau darum geht es«, erwiderte Kestra. »Sie wollen ein mächtiges Ziel, das trotzdem verwundbar ist. Jemanden, den sie offen angreifen können und der ihnen am wenigsten Widerstand entgegensetzt. Den Beweis liefern die Opfer, die sie sich bisher ausgesucht haben. Jung. Keine Kämpfer. Das trifft nicht auf Noah zu. Mit oder ohne mich. Wollt ihr wissen, was ich vermute?«
    Noah hob eine Augenbraue, und trotz der angespannten Situation erfüllten ihn Freude und Stolz, und er hoffte, dass sie in diesem Moment seine Gedanken las. Sie hielt kurz inne und lächelte kaum merklich, bevor sie fortfuhr.
    »Mich würde interessieren, warum sie den Leichnam einfach haben liegen lassen. Wo sie doch wussten, dass Aasgeier in der Nähe waren. Wo sie wussten, dass nach einem vermissten Dämon gesucht wird. Es tut mir leid, falls das angesichts eures verstorbenen Freundes zynisch klingen sollte, aber … warum

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