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Schattenwandler 05. Noah

Schattenwandler 05. Noah

Titel: Schattenwandler 05. Noah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacquelyn Frank
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durch die Vampire war es nicht sicher für sie, wenn sie allein und nicht in seiner Nähe war. Und nicht nur das: Sie würde sich in dem dünnen Kleid den Tod holen. Er fluchte laut in die kalte Nacht hinaus. Wie sollte er auf sie aufpassen, wenn er zuließ, dass sie auf sich selbst aufpasste?
    »Verdammt!«
    Noah ging auf dem Rasen auf und ab, sein Atem bildete Wolken in der Luft und erinnerte ihn daran, dass Kes so gut wie nackt war in diesem Fummel, den sie Kleid genannt hatte. Er musste sie zurückholen. Er musste sie zur Vernunft bringen. Er musste ihr zumindest einen Mantel holen. Er strich sich mit beiden Händen durch das Haar und stieß ein frustriertes Knurren aus. Plötzlich wurde er beim Herumgehen von einer starken Druckwelle und dem Auftauchen seiner Schwester unterbrochen.
    »Legna! Was willst du hier?« Es war ihm egal, wenn er ungehalten klang.
    »Hmmm«, murmelte sie, während sie den dicken Zopf zurückwarf, der während der Teleportation nach vorn gefallen war. »Ich bin eine Empathin, Noah, und ich bin deine Schwester. Nimm Samhain dazu, wo sich alles noch verstärkt, und ich denke, du hast die Antwort.«
    »Ich weiß deine Sorge zu schätzen, aber ich habe dich nicht um dein Eingrei… deine Unterstützung gebeten«, verbesserte er sich hastig.
    »Ich weiß. Erst einmal …« Legna streckte beide Arme nach ihm aus und hielt ihn fest, als er sie abschütteln wollte. »Gideon wacht über sie in Astralform. Sie passen auf sie auf.«
    »Sie wird ihn spüren oder sehen, wenn er nicht vorsichtig ist.« Noah lachte bitter auf. »Dann wird sie bestimmt mir einen Vorwurf machen.«
    »Er passt schon auf. Vertrau ihm, wie du mir vertrauen würdest.«
    Noah blickte sie überrascht an und wurde auf einmal aus seiner Versunkenheit gerissen.
    »Ich traue Gideon schon mein ganzes Leben. Länger, als du auf der Welt bist. Er war mein Siddah und hat mich schon als Junge unterstützt. Warum, glaubst du, sollte ich ihm nicht trauen?«
    »Vielleicht weil du dich nicht so verhalten hast seit dem Tag, an dem du von unserer Prägung erfahren hast.«
    Noah war überrascht und zutiefst bestürzt, dass Legna so etwas denken konnte. »Das ist nicht wahr. Ich habe eure Ehe schon längst akzeptiert. Es war nur am Anfang ein ziemlicher Schock … und ich hatte Angst, dass er dich immer … an den Tag erinnern würde, als Mutter starb.« In einer uralten Gewohnheit zupfte er an ihrem Haar. »Komm schon, du glaubst doch nicht, dass ich Gideon vorwerfe, dass er dich mir weggenommen hat.«
    »Du warst von ausgesuchter Höflichkeit«, sagte sie neutral.
    Die Bemerkung traf ihn schwer. Seine weichherzige Schwester sprach ohne jede Gefühlsregung? Ihm wurde ganz bang ums Herz, als er die letzten zweieinhalb Jahre Revue passieren ließ. Er musste wissen, wie sie auf so einen Gedanken kommen konnte.
    »Legna …«, sagte er hilflos.
    »Fragst du dich nie, warum Gideon nicht mitkommt, wenn ich dich besuche? Oh, er kümmert sich um die Ratsangelegenheiten, und ich weiß, dass du froh bist, ihn wieder dabeizuhaben«, fügte sie rasch hinzu, »doch zu Hause bei meinem Bruder fühlt er sich nicht wohl. In dem Zuhause, in dem ich aufgewachsen bin und gelebt und so viel Liebe erfahren habe. Wann hast du ihn das letzte Mal um Hilfe gebeten? Ich meine richtig, in einer gesellschaftlichen Angelegenheit und nicht nur, wenn du irgendein dringendes medizinisches oder politisches Problem hattest.«
    Noah blieb der Mund offen stehen, während er sich zu erinnern versuchte. Sicher hatte er – der Mann war immerhin der Vater seines Neffen, sein Siddah, der Mann seiner Schwester –, sicher hatte er versucht, Zeit mit ihnen zu verbringen.
    Noah errötete ein wenig vor Scham. Und was noch wichtiger war, er konnte nicht glauben, dass Legna nicht schon früher etwas zu ihm gesagt hatte.
    »Ich erzähle dir das nicht, damit du dich schlecht fühlst«, sagte sie sanft, und ihre Liebe zu ihm war deutlich zu spüren, als sie ihm mit den Händen beruhigend über die Arme strich. »Ich will dich nur darauf aufmerksam machen. Ich denke … ich denke, es verletzt ihn. Ich denke, er fühlt sich benutzt, obwohl er das nie zugeben würde. Du vergisst manchmal, dass Gideon trotz seines Alters und seines Wissens immer noch ein Wesen mit starken Emotionen und mit viel Liebe ist. Er zeigt es vielleicht nicht so wie seine Frau, aber es ist so.«
    »Ich weiß«, sagte Noah rau. »Ich kenne ihn schon mein ganzes Leben, und ich weiß, wie viel Liebe er hat. Es tut mir

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