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Schattenwandler 05. Noah

Schattenwandler 05. Noah

Titel: Schattenwandler 05. Noah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacquelyn Frank
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seines Körpers schmiegte.
    »Das darf ich nicht verraten«, sagte er belustigt, und ein Lächeln spielte um seine Lippen. Doch sie konnte sehen, dass es seine Augen nicht erreichte. In seinen Augen lag etwas anderes. Etwas Dunkles und Urtümliches.
    Angst.
    Sie verstand augenblicklich: Er hatte Angst um sie gehabt.
    Nein.
    Er hatte Qualen gelitten. Schrecken war der einzige Begriff, der zu diesem rohen Schmerz und zu der Panik passte, die sie in seinen Augen sehen konnte. Die Erkenntnis raubte ihr den Atem und schnürte ihr die Kehle zu. Weshalb kümmerte es ihn, was mit ihr geschah? Sie wusste, dass es nicht nur Menschlichkeit war und der Impuls, das Leben eines anderen zu retten. Kestra sah mehr. Sie spürte es an dem Herzschlag in seiner Brust, an seinen Händen, als sie sie packten und plötzlich wieder losließen, an den tiefen Sorgenfalten in den ansonsten weichen Zügen seines schönen Gesichts.
    Niemand machte sich jemals ernsthaft Sorgen um sie. Egal, was Jim sagte, solange er nicht einen Leichnam aus dem Leichenschauhaus abholen musste, machte er sich nicht wirklich Sorgen um sie. Und ganz sicher hatte er noch nie Angst um sie gehabt.
    Kestra verstand nicht, weshalb die Anteilnahme dieses eigentlich Fremden sie so, so … Sie wusste nicht, was für Gefühle das in ihr auslöste, und sie war viel zu schwach und zu durcheinander, um es herauszufinden. Kestra ruhte in seinen Armen und ließ ihren Körper im kalten Wasser treiben. Sie schloss die Augen und benutzte ihre anderen Sinne. Sie spürte das Plätschern des Wassers an ihrem Körper und am Beckenrand. Wenn sie die Ohren unter Wasser tauchte, konnte sie ihre eigenen schnellen Atemzüge hören und auch seinen ebenso schnell gehenden Atem. Sie wandte den Kopf zu ihm hin und sah ihn an. Sah ihm in die Augen. Er war ganz auf sie konzentriert, hielt ihren Kopf über Wasser und tauchte ihren entspannten Körper ein Stück unter. Er war vollständig angezogen, wie sie bemerkte, und sie spürte den Stoff seines Hemds unter ihren Fingern und an ihrer nackten Haut. Es machte ihm offensichtlich überhaupt nichts aus. Seine Aufmerksamkeit galt ganz ihr. Er sah sie unverwandt an, so als betrachtete er eine tickende Bombe.
    Sie lag vollkommen nackt in seinen Armen, ihre Brüste ragten durch den Auftrieb aus dem Wasser, und durch die Kälte, die sie erzittern ließ, zogen sich ihre Brustwarzen beinahe schmerzhaft zusammen. Sie spürte, dass in der Wahrnehmung bestimmter Gegensätze eine seltsame Sinnlichkeit lag. Kaltes Wasser, warmer Männerkörper. Nackter Frauenkörper, bekleideter Männerkörper. Er war so kraftvoll und stark, während er sie in ihrem Wasserbett hielt, und sie war schwach und schlaff wie eine gekochte Nudel.
    Wieder blickte sie zu ihm auf und sah für einen kurzen Moment seinen besorgten Ausdruck, bevor er ihn hinter einem beruhigenden Lächeln verbarg. Sie schloss die Augen, besser gesagt, sie senkte die Lider, um ihm das Gefühl zu geben, dass er unbeobachtet war. Sie begriff, warum er auf einmal diesen finsteren Ausdruck hatte, als sein Blick über ihren bloßen Körper, ihre Brüste, Beine und das gekräuselte Haar dazwischen glitt. Er schloss die Augen und presste die Kiefer so fest zusammen, dass sie glaubte, er würde sich einen Zahn abbrechen. Zweifellos wies er sich selbst in die Schranken angesichts unzüchtiger Gedanken während einer Lebensrettungsaktion.
    Kestra musste lächeln. Der leicht körperlose Zustand, während sie im Wasser schwamm, erlaubte es ihr, loszulassen. Sie genoss seine Begierde, gestand sie sich ein. Er erregte sie, machte sie atemlos, und sie konnte es nicht einmal angesichts der Umstände beleidigend finden. Sie war froh, dass sie nicht nur reiner Zeitvertreib für ihn gewesen war. Sie wollte, dass er sie weiter begehrte. Es beruhigte sie irgendwie und erregte sie sogar. Empfindungen, die sie nicht verstand, wahrscheinlich weil sie in Gefühlsdingen so unerfahren war.
    Sie zitterte plötzlich, und sosehr sie sich auch bemühte, sie konnte nicht mehr aufhören. Sie spürte das Zittern tief in ihrem Innern, spürte, wie es auf ihn übergriff. Übelkeit befiel sie, ein Gefühl, das sie aufstöhnen ließ, und sofort versuchte sie sich aufzurichten. Doch er hielt sie fest.
    »Okay, Baby, Zeit, dich trocken zu kriegen.«
    Er hob sie aus dem Wasser und zog sie an sich, während er sich umdrehte und die Stufen des Schwimmbeckens hinaufstieg.
    »Ich werde krank«, warnte sie ihn.
    Er antwortete nicht. Er steuerte direkt

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