Schattenwandler 05. Noah
Tücher auf das Bett fallen und tippte Kestra an die Nase.
»Hmmm?«
»Mach den Mund auf.«
Während du nur in ein Handtuch gewickelt neben dem Bett stehst?
Sie riss die Augen auf und lachte ein wenig unsicher, als sie sah, dass er ein Thermometer in der Hand hielt. Sie gehorchte seinem Befehl und ließ ihn die Temperatur messen.
Noah ertappte sich bei einem Lächeln. Noch konnte er ihre Gedanken nicht lesen, doch ihre Augen verrieten genug. Ihr sarkastischer Ausdruck, unterstrichen von einem beeindruckenden Schmollmund um das Glasstäbchen des Thermometers herum, zeigte ihre Gefühle ganz deutlich. Es gefiel ihr nicht, hilflos dazuliegen. Sie würde entschlossener denn je versuchen, die Kontrolle zu behalten, nachdem sie ihm gegenüber so viel Schwäche gezeigt hatte.
Er schlug die Decke zurück, griff nach einem Handtuch und begann ihre Beine kräftig trocken zu reiben. Er sah, wie sie vor Schmerz die Füße anspannte, und augenblicklich begriff er, was sie nicht aussprach. Er ignorierte es und fuhr fort, ihre Haut abzureiben. Erst als er zu ihren Hüften kam, stöhnte sie mit dem Thermometer im Mund auf und griff nach seinen Handgelenken. Sie waren genauso verkrampft wie ihre Füße.
»Kes, ich bin nicht hier, um dir wehzutun«, sagte er in leisem, beruhigendem Tonfall, um seine Fürsorge zum Ausdruck zu bringen. »Ich würde dir nie wehtun. Ich würde dich nie respektlos behandeln. Du musst mir das glauben.«
Sie entspannte sich sichtlich, doch sie schloss die Augen, als er die Nässe von ihren Hüften und ihrem Bauch wischte, sie zwischen den Schenkeln abtrocknete, über ihre schneeweißen Kräuselhärchen und den Bauchnabel rieb. Er war so unglaublich sanft und sorgfältig, als wäre er entschlossen, jeden einzelnen Tropfen zu erwischen.
Trotz ihrer Kopfschmerzen und obwohl sie ruhig dalag, war Kestra atemlos, als er fertig war. Der intensivste Moment war gewesen, als er mit seinen kräftigen Fingern ihren Oberschenkel umschlossen, ihr Bein hochgezogen und das Knie nach außen gebogen hatte. Das Reiben des Handtuchs hatte ein schwindelerregendes Gefühl ausgelöst, doch das war nichts im Vergleich mit seinen Fingerknöcheln, die zufällig über ihre Nässe strichen, die nicht allein vom Schwimmbecken herrührte.
Als er sie fertig abgetrocknet hatte, ohne zu wissen, was er bei ihr ausgelöst hatte, nahm er ein frisches Handtuch und schlang es um ihren Kopf. Dann schob er ihr ein frisches, trockenes Kissen darunter und holte eine leichte Decke, um sie zuzudecken. Die Baumwolle war rau und kühl, sodass ihr Körper die angestaute Hitze abgeben konnte, hielt jedoch die Kälte ab.
Noah prüfte ihre Körpertemperatur mit einem Blick. Das Thermometer war nur für sie gedacht. Sie runzelte die Stirn, als sie es betrachtete.
»Es könnte schlimmer sein. Du hast Glück, dass ich so hartnäckig bin«, sagte er leise zu ihr. Die Bemerkung hatte eine gewisse Schärfe, die ihr nicht entging. Reue und Ironie schwangen mit. Überrascht stellte Kestra fest, dass sie ihn sehr gut durchschaute. Solche Nuancen, die das Verstehen erleichterten und einander verbanden, sodass daraus Freundschaften entstanden, entgingen ihr bei anderen normalerweise. Ein Individuum war für sie normalerweise eine Bedrohung. Sie achtete nur darauf, welchen Schaden es anrichten oder inwieweit es gefährlich sein könnte. Mit Noah war es irgendwie anders. In ihm sah sie mehr. Sie nahm sich die Zeit, um innezuhalten und ihn einer erneuten Betrachtung zu unterziehen, obwohl sie wusste, dass er für ihr Wohlergehen eine Bedrohung war. Machte ihn das anders, oder machte das sie zur Idiotin?
Er war äußerst direkt, doch es war offensichtlich, dass es sich hierbei um eine besondere Ehre handelte. Sie würde bestimmte Dinge von ihm erfahren, wenn sie nur die richtigen Fragen stellte. Er hatte einen Ehrenkodex; auch wenn sie ihn nur hier und da hatte aufscheinen sehen, hatte es doch genügt, um sie zu beeindrucken. Er war sowohl taff als auch freundlich und entschlossen genug, einer Frau nachzujagen, die davonrannte wie ein Huhn. Oder wie ein Strauß. Jedenfalls zog sie den Kopf langsam aus dem Sand. Wenn sie ihn hasste, würde das an seiner Anziehungskraft nichts ändern.
Sie fragte sich, wovon er eigentlich lebte. Wie war er an sein Geld gekommen? Er kam ihr nicht vor wie ein verwöhnter Erbe, und es war nicht zu übersehen, dass er in seinem Umfeld große Wertschätzung genoss. Jetzt, wo sie darüber nachdachte, waren da ein paar Dinge gewesen,
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