Schattenwandler: Adam (German Edition)
Jungs bringt noch das Schicksal selbst zum Weinen«, schnaubte Eleanor verärgert. »Adam, mir ist wohl bewusst, dass du wahrscheinlich weggerufen wirst, um zu arbeiten, doch ich erwarte von dir, dass du die restliche Zeit hier bist und deinen gesellschaftlichen Verpflichtungen nachkommst. Und von dir, Jacob, will ich solche Ausreden nicht hören. Such dir jemanden aus, oder ich werde das für dich tun, und ich glaube nicht, dass du meine Wahl auch nur annähernd so glücklich finden würdest wie deine eigene.«
»Solange sie angezogen ist und bei Tisch nicht rülpst.«
»Jacob! Also wirklich!«
»Du machst dir zu viel Mühe, Mutter. Du solltest inzwischen wissen, dass wahrscheinlich keiner von uns je heiraten wird. Adam ist viel zu hässlich, und ich bin viel zu intelligent.«
Adam gab seinem Bruder einen Knuff und stieß ihn beinahe zu Boden. Eleanor verdrehte die Augen, während sie Kraft zu schöpfen versuchte und über die Reife ihrer Söhne nachdachte.
»Wenn wir versprechen, in angemessener Begleitung zu kommen, beruhigst du dich dann wegen des Festes und lässt uns arbeiten?«, fragte Adam sie.
»Natürlich«, sagte sie mit einem Anflug von Zufriedenheit. Sie wusste, dass ihre Söhne Wort halten würden.
»Dann versprechen wir dir das.«
Adam brauchte nur einen Gedanken, um sich von einem Wesen aus Fleisch und Blut in eine Art von Nebel zu verwandeln, der es ihm erlaubte, sich auf Wolken und Lüften fortzubewegen. Er erhob sich über sein Heim und ließ sich von der natürlichen Strömung des Windes über die riesigen ungarischen Wälder tragen. Als Wasserdämon konnte er sich als Dunst, als Nebel oder sogar als Wellen auf dem Wasser fortbewegen, doch das zarte Wolkengespinst in einer Brise war ihm das liebste Element und viel schneller als alles andere.
Sein Weg führte ziemlich dicht an der rumänischen Grenze entlang, ebenfalls bekannt als Vampirgebiet, doch obwohl sich die beiden Schattenbewohnervölker – Vampire und Dämonen – im Krieg befanden, war der Vollstrecker unbesorgt. Sicher kämpften beide Seiten erbittert, wobei die Dämonen fanden, dass die Vampire widerspenstig waren und Kontrolle brauchten, während den Vampiren die Vorstellung überhaupt nicht gefiel. Adam grollte allen, auf die sie ihre Zeit und ihre Energie verschwenden mussten. Das lange Leben der Schattenbewohner war ein wertvolles Geschenk. Sie sollten viel achtsamer damit umgehen, als es die Anhänger von Prinz Damien taten. Das, verbunden mit ihrem Vergnügen daran, sich mit Menschen einzulassen, machte sie gefährlich. Ihr Verhalten war ein Risiko für alle Schattenbewohner. Vielleicht glaubte König Noah ja, dass Damien sich eines Tages darum kümmern würde, was seine Leute taten, aber Adam würde sich nicht dafür verbürgen, dass es so etwas wie einen anständigen Vampir gab.
Diese Überzeugung teilte er mit seinem jüngeren Bruder. Jacob war ein ziemlich erfolgreicher Vampirjäger geworden. Er erregte Aufmerksamkeit im Krieg mit Prinz Damiens blutrünstigen kleinen Anhängern. Die Vampire hatten bewiesen, dass sie auf Blutvergießen aus waren, um gegen die Langeweile zu kämpfen. Jedenfalls war es ein Tabu, und es war tödlich für Vampire, das Blut anderer Schattenbewohner zu trinken, also taten sie es nicht, um sich zu ernähren. Die kleinen Bastarde wollten einzig zu ihrer Belustigung ein paar Dämonen töten. Als sie jedoch dummerweise seinen kleinen Bruder aufs Korn nahmen, erging es ihnen ziemlich übel.
Unglücklicherweise hatte der Erfolg Jacobs Ego so gestärkt, dass es für Adam in letzter Zeit unerträglich wurde.
Ebenfalls ein guter Kämpfer und ein Freund von ihm war der Krieger Elijah. Wenn da nicht der gute Ruf und die Fähigkeiten von Adams Bruder gewesen wären, wäre Elijah vielleicht der Captain geworden, der Anführer sämtlicher Streitkräfte des Dämonenkönigs. Doch sollte der gegenwärtige Captain sich zurückziehen, wäre Jacob wahrscheinlich derjenige, der den Posten besetzen würde.
Im Augenblick war Elijah ein hochrangiger Krieger, der im Grenzgebiet zwischen den Territorien von Vampiren und Dämonen lebte. Er sagte, er wolle Überfälle von Vampiren auf unschuldige Dämonen verhindern, doch wahrscheinlich wollte er sich am liebsten jeden Abend in den Kampf stürzen. Zwischen ihm und Jacob gab es einen Streit der Egos. Doch es war irgendwie, als würde sich ein Apfel mit einem Kiefernzapfen messen. Elijah war beteiligt an den offiziellen Kämpfen, die vom Captain und vom König
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