Schattenwandler: Adam (German Edition)
sehr ernst, weshalb ihm trotz seiner Belustigung nicht entging, dass Adam ernsthaft besorgt sein musste.
»Ich nehme an, du hast eine ganz bestimmte Frau im Kopf«, bemerkte er.
»Ja! Nein !«, widersprach sich Adam selbst instinktiv aus Selbstschutz. »Es spielt keine Rolle. Sie versuchen uns zu verwirren und bringen uns dazu, dass wir uns unehrenhaft und lächerlich verhalten, egal, ob Mutter, Schwester oder Geliebte. Sogar total fremde Frauen! Eine Frau ist manchmal in der Lage, einen Mann zu umgarnen und durcheinanderzubringen, bis er richtig und falsch nicht mehr unterscheiden kann! Achtung, Noah«, warnte er seinen Freund und zeigte drohend mit dem Finger auf ihn, »denn das ist es, was viele unserer Männer in die Irre führt.«
»Verstehe.« Noah konnte es nicht lassen. »Und was führt dann unsere Frauen in die Irre? Denkst du, sie selbst?«
»Ja! Nein !« , knurrte Adam wild. »Verdammt will ich sein und vom Schicksal verlacht, aber ich weiß es nicht !«
»Adam«, sagte Noah besorgt, während er aufstand, um seinen aufgebrachten Freund dazu zu bringen, dass er stehen blieb. »Beruhige dich, mein Freund«, beschwichtigte er ihn vorsichtig. »Denk daran, es ist nicht die Versuchung, die uns dazu verleitet, Unrecht zu tun, sondern die Nachgiebigkeit. Was auch immer passiert sein mag, du hast dem, was dir in die Quere gekommen ist, gewiss widerstanden. Sonst wärst du nicht hier, um mit mir darüber zu sprechen.«
»Gewiss, das habe ich«, stimmte Adam zu und holte tief Atem, um sich zu beruhigen. »Aber ich war noch nie so kurz davor, eine Grenze zu überschreiten, Noah. Ich habe nie ganz verstanden, wie verzehrend … wie schwer es für uns ist, unseren niederen Bedürfnissen nicht nachzugeben.«
»Ich weiß nicht, ob ich ganz verstehe, obwohl ich sehr wohl Erfahrung mit Fleischeslust und Befriedigung gemacht habe. Doch ich habe nie jemanden außerhalb meiner Spezies begehrt und werde es, so das Schicksal will, auch nie tun. Ich möchte lieber eines qualvollen Todes sterben, als meine Lust mit einer Frau zu befriedigen, die keine Dämonin ist.«
»Keine Angst«, beruhigte Adam ihn. »Solange ich lebe, werde ich das nicht zulassen.«
»Daran glaube ich ganz fest«, bestätigte Noah. »Trotzdem ist mir bewusst, dass du gezwungen bist, selbst deine Grenzlinie zu ziehen. Wer soll dich vom Abgrund des Wahnsinns zurückreißen, wenn nicht du selbst?«
»Mein Vater. Oder Jacob vielleicht. Vielleicht könntest auch du meine Verstörung bemerken, wenn dir bewusst wäre, dass du darauf achten musst.« Wieder holte Adam tief Atem, während er sich sammelte. »Und im Moment ist es dir voll bewusst, lieber Cousin. Doch sei versichert, die Gefahr ist vorüber und wird zum Glück wahrscheinlich nicht mehr wiederkommen. Die Pflicht an diesem Feiertag ruft, und ich spüre bereits, dass ich die nächsten Tage ziemlich beschäftigt sein werde.« Der Vollstrecker wandte sich seinem Freund zu, und sie umarmten einander. »Ich muss mich bei dir bedanken. Mein Besuch bei dir sollte eigentlich ganz anders ablaufen. Doch du warst wieder eine unschätzbare Hilfe.«
»Es ist gut, wenn ich dir mit Rat zur Seite stehen kann, mein Freund. Vielleicht bedeutet es ja, dass ich langsam eine gewisse Reife erlange.«
»Das bezweifle ich sehr«, lachte Adam. »Ich sehe dich auf dem Fest. Mutter will nichts davon hören, dass du nicht kommst.«
»Ich werde da sein.«
Jasmine schritt nachdenklich Damiens Grundbesitz ab. Die rumänische Festung, wo sich der Regierungssitz der Vampire befand, war aus sorgfältig gemauertem Stein erbaut und erhob sich über dem kargen Schiefer der Berghänge, die sie umgaben. Wie eine unheilvolle Warnung thronte sie über allem und jedem, der den Blick darauf richtete. Obwohl nur wenige Vampire sie sahen, und die waren nicht so leicht einzuschüchtern. Sie befand sich tief in Damiens Territorium, weit weg von jeder stinkenden menschlichen Siedlung. Zum Glück waren die Menschen ein abergläubischer Haufen und leicht zu erschrecken. Sie hatten nicht das Bedürfnis, eine Gegend zu erkunden, die ihnen Angstschauer über den Rücken jagte.
Während sie über den offenen Burghof ging und unter dem hochgezogenen Fallgitter hindurchschritt, bemerkte sie die Vampirdiener, die eifrig ihrer Arbeit nachgingen, um Damiens Hauswesen in Ordnung zu halten. Sie fragte sich, wer im Moment Damien hinterhertrottete. Es gab stets ein Gefolge von Vergnügungssüchtigen, die auf Spaß und aufregende Unterhaltung aus waren,
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