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Schattenwandler: Adam (German Edition)

Schattenwandler: Adam (German Edition)

Titel: Schattenwandler: Adam (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacquelyn Frank
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überrascht, als er den Kopf schüttelte. Damien war nicht interessiert an romantischen Verstrickungen. Auch der Gedanke an Heim und Herd und Familie reizte ihn nicht im Geringsten. Genau wie Königin Elisabeth würde er wahrscheinlich allein und frei von solchen Problemen sterben. Und es war Damiens Berechenbarkeit in diesen Dingen, die seine Gesellschaft so angenehm machte. Bei dem Gedanken musste Jasmine lächeln, und sie schmiegte sich an ihn.
    »Dann werden also nur wir beide als zwei einsame und zufriedene Ledige gemeinsam durch die Jahrhunderte gehen«, sagte sie zufrieden.
    »Das werden wir«, versicherte er ihr. »Vorausgesetzt, du bleibst hier oben bei uns.«
    »Ich werde mein Bestes tun«, versprach sie.
    Adam marschierte zwischen den dicht stehenden Wagen und Zelten hindurch, welche die Zigeuner am Abend zuvor auf dem Grund seines Vaters errichtet hatten. Zu Ehren von Beltane waren bunte Fahnen gehisst worden. Die Leute aus dem fahrenden Volk wurden oft als Gauner und Huren, Taschendiebe und Kriminelle bezeichnet, doch Adam war mit diesem harten Urteil nie einverstanden gewesen.
    Seit die Dämonen sich gezwungen gesehen hatten, über die Jahrhunderte die Kultur der Menschen immer mehr anzunehmen, um nicht aufzufallen und keine unerwünschte Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, wussten sie nur zu gut, wie engstirnig ein solches Denken sein konnte. Trotzdem war es ein weiser Schachzug der Dämonen gewesen, sich unauffällig zu verhalten, als die Menschen sich auf der Erde auszubreiten begannen. Sie mussten sich nur ansehen, wie die frechen Lykanthropen und, schlimmer noch, die Vampire sich zur Zielscheibe machten und jetzt von abergläubischen Menschen gejagt wurden. So wehrhaft die Schattenwandler auch sein mochten, sie hatten auch ihre Schwächen, welche die Sonnenvölker ausnutzen konnten.
    Unter den Menschen waren die Zigeuner vielleicht diejenigen, die am ehesten erkannten, was die wahre Natur von Adams Familie war. Während die meisten Außenstehenden seine Sippe für eine adlige Familie wie jede andere hielten, hatten die Zigeuner die Fähigkeit, tiefer zu blicken. Auch sie lebten meistens in der Nacht, und mit ihren eigenen Geheimnissen und ihrem mystischen Blick in die Zukunft waren sie vielleicht die ersten Menschen, die eines Tages die Bezeichnung Schattenbewohner verdienen würden.
    Adam interessierte sich für die nomadenhafte Lebensweise der Zigeuner. Es überraschte ihn immer wieder, wie sehr sich die Dinge von Klan zu Klan und von Jahr zu Jahr unterschieden. Manchmal sah er an den Feiertagen über Jahre hinweg die gleichen Gesichter, und dann erkannte er von einem Samhain zum nächsten Beltane kein einziges Gesicht wieder.
    Seit er Noahs Hof verlassen hatte, war er beschäftigt gewesen, hatte ein paar herumstreunende Dämonen gejagt, weshalb er nur zu gern ein wenig allein umherstreifte. Die Zigeuner waren genau die richtige Ablenkung …
    Von verwirrenden Frauen. Die Begegnung haftete noch immer an ihm wie ein Nebel, der schwer und feucht über dem Boden hängt. Die Gestalt der sinnlichen kleinen Vampirin schien sich ihm tief eingebrannt zu haben. Er brauchte eine gesunde Ablenkung, obwohl er nicht so recht verstand, weshalb die Jagd diesen Zweck nicht erfüllt hatte. Normalerweise verrichtete er seine Arbeit mit höchster Konzentration und ließ sich nicht ablenken von Kleinigkeiten. Er war wütend gewesen, als er feststellen musste, dass es in diesem Fall nicht so war. Diese verfluchten dunklen Augen verfolgten ihn unbarmherzig.
    Adam richtete die Aufmerksamkeit erneut auf seine unmittelbare Umgebung. Die Zelte standen offen, Lagerfeuer spendeten behagliche Wärme, und überall waren bunt gekleidete junge Frauen, die sangen und tanzten. Wahrsager bauten ihre Stände auf, wo sie gegen ein bisschen Kleingeld aus Runensteinen und Tarotkarten lesen und die Zukunft vorhersagen konnten.
    Die Männer spielten um Geld oder boten Waren feil, und die Kinder rannten ausgelassen umher, als gäbe es nichts auf der Welt, wovor man sich fürchten musste. Es war eine vergnügte und fremdartige Atmosphäre, die ihm Freude machte.
    Als er sich von dem Lager in Richtung Wald entfernte, spürte Adam, wie seine Sinne sich von den vielfältigen Eindrücken befreiten, die im Zigeunerlager auf ihn eingeströmt waren. Und er fand seine innere Ruhe wieder.
    Als das leise Knacken eines Zweigs über ihm zu hören war, blickte er rasch nach oben. Mit einem Mal konnte er die Gegenwart eines anderen Wesens spüren.

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