Schattenwandler: Adam (German Edition)
dass er das nicht so bald wiederholen würde.
Adam verwandelte sich in einen feinen Nebel, der sich an den kalten Wind heftete, der durch den Wald fuhr und ihn schnell ganz weit von der verbotenen Frucht fortbrachte.
Jasmine lachte atemlos, als der Dämon sich hastig von ihr entfernte. Der Schreck darüber, wie er auf sie niedergeprasselt war, und die unglaubliche Art, wie es sich angefühlt hatte, als er sie wahrhaftig überall zugleich berührt hatte, war unbeschreiblich. Sie hatte die Dämonen immer für puritanisch gehalten, so langweilig korrekt. Sie wusste, dass sie genauso rassistisch waren wie die Vampire. Der Gedanke, aus Vergnügen gegen die Regeln ihrer Spezies zu handeln, das kam ihnen gar nicht in den Sinn.
Nun, zum ersten Mal konnte Jasmine einen gewissen Reiz darin erkennen. Oh, sie würde so etwas natürlich nicht wirklich tun, doch wenn sie jemals in Versuchung geraten war, dann vor fünf Sekunden, als sie auf eine Art und Weise berührt worden war, wie sie noch nie jemand berührt hatte und wahrscheinlich auch nie wieder berühren würde.
Sie versuchte den Bann abzuschütteln, mit dem er ihren hungrigen Körper belegt zu haben schien. Tatsächlich, dachte sie belustigt, waren die Dämonen die verklemmtesten und puritanischsten Schattenwandler, denen sie je begegnet war. Trotz all ihrer Fähigkeiten unterwarfen sie sich so vielen Gesetzen, moralischen Ansprüchen und der Vorschrift der Enthaltsamkeit, dass man sich fragte, ob sie überhaupt wussten, wie sie sich als Spezies vermehren sollten!
Obwohl dieser Adam, wie sie fand, den Eindruck machte, als würde er es einem Mädchen angemessen besorgen können. Jasmine seufzte und reckte ihren kribbelnden Körper, während die nächtliche Kälte mit ihren heißen Gedanken im Widerstreit lag. Er war ein rauer Kerl, dieser Adam, dachte sie. Vielleicht war sie so fasziniert von ihm, weil die meisten ihrer eigenen Rasse jungenhaft schlanke Männer waren, die hauptsächlich aus langen Beinen und einer schlaksig eleganten Gestalt bestanden. Als sie noch bei Damien am Hof lebte, was sie erneut vorhatte, sobald sie diesen ausfindig gemacht hatte, hatte sie oft Männerkleider getragen und kaum einen Unterschied bemerkt.
Aber dieser Dämon …
Er war gut eine Handspanne größer und mindestens fünfundzwanzig Kilo schwerer als Prinz Damien, der für seine Spezies ziemlich groß war. Adams Schultern waren so breit, dass er ihr die Sicht auf den Vollmond fast ganz versperrt hatte. Er hatte sie, obwohl sie ziemlich groß war, um einiges überragt, und sein Dolch war offensichtlich eine Spezialanfertigung für seine riesigen Pranken. Sie hatte noch nie so große Hände gesehen, und obwohl sie mit dreiundneunzig für eine Vampirin noch als ziemlich jung galt, hatte sie schon eine Menge gesehen.
Jasmine kniete sich langsam in das Gestrüpp zu ihren Füßen und griff nach dem Dolch, der vergessen auf dem Waldboden lag. Es war eine atemberaubend schöne Waffe, schwer und mit juwelenbesetztem Griff in einem verschlungenen Muster aus Aquamarinen. Normalerweise wurden die Steine nur grob geschliffen, doch diese waren gleich groß, und sie waren geschliffen, sodass sie das ganze Licht einfingen.
Wie unpraktisch, dachte sie. Er würde viel zu leicht die Aufmerksamkeit auf sich lenken und einen Überraschungsangriff unmöglich machen. Doch sie hatte noch nie eine so schöne Waffe gesehen. Sie hielt sie längs vor ihre Brust und dachte über seinen Besitzer nach. Wieder ertappte sich Jasmine bei dem Gedanken an wilden Sex mit einem Mann, der nicht zu ihrer Spezies gehörte. Sie wunderte sich über sich selbst. Sie hielt sich nicht für so lüstern wie ihre Artgenossen. Und normalerweise machte sie der Gedanke an Sex mit jemandem, der kein Vampir war, nicht an. Andere Vampire tändelten vielleicht mit Menschen herum, doch für sie kam es nicht infrage, Sex außerhalb ihrer Spezies zu haben.
Normalerweise.
Sie zog jedenfalls ein gutes Buch vor, versenkte sich in die modernen Wissenschaften oder sah einfach den anderen bei ihrem Treiben zu. Adam wäre eine Gelegenheit gewesen, sich zu vergnügen, und jetzt war es vorbei. Er würde schnell in Vergessenheit geraten …
Besser, sie kümmerte sich darum, ihren Bluthunger zu stillen. Dann würde sie nach Damien suchen und sich von ihm mit den neuesten Geschichten aus dem noch immer fortdauernden Krieg unterhalten lassen.
4
Damien spürte die Vibrationen eines Vampirs, der sein Territorium betrat, wie ein Beben in seinem
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