Schattenwandler: Adam (German Edition)
Vater sofort erzählen.«
Als Antwort schlug Jacob seinem Bruder eine Faust aus Kalkstein ins Gesicht. Der harte Stein traf Adam unerwartet. Mit dröhnendem Schädel und mit einem stechenden Schmerz taumelte er rückwärts.
»Verdammt, das war ein ganz schöner Schlag«, sagte er anerkennend. Jacob wurde während des Kampfes immer einfallsreicher. Wenn es zwei Elemente auf der Welt gab, die einen heftigen Kampf ausfechten würden, dann waren es Erde und Wasser. Feuer und Wasser schienen auf den ersten Blick der stärkste Gegensatz zu sein, doch wegen deren Fähigkeit, den jeweils anderen auszuschalten, war es ein ungewöhnlich einfacher Kampf. Er musste es wissen, so oft wie er mit Noah gekämpft hatte. Der König, ein Feuerdämon, und er, Adam, waren fast gleich alt, weshalb sie über ähnliche Kräfte und Erfahrungen verfügten. Und weil sie gemeinsam aufgewachsen waren, war es nur logisch, dass sie geübt hatten, wie sie das entgegengesetzte Element am besten bekämpfen konnten.
Das war gar nicht so schwer gewesen.
Gegen Jacob zu kämpfen jedoch war etwas völlig anderes und erforderte viel mehr Einfallsreichtum. Ihre Mutter witzelte gern darüber, dass die beiden gemeinsam einen beachtlichen Schlammhaufen anrichteten. Allerdings hatte sein kleiner Bruder seine besondere Fähigkeit schon in einem ungewöhnlich frühen Alter entwickelt. Deshalb war er schon sehr jung in Pflege gegeben worden. Glücklicherweise waren Noahs Eltern seine Siddah . Die drei Jungen waren nie sehr weit voneinander entfernt gewesen, weil das Land von Noahs Eltern an das von Adam und Jacob grenzte, und sie hatten ein schlagkräftiges Dreiergespann gebildet, drei der stärksten Elemente in männlicher Gestalt, die sich gegenseitig zu immer größeren Leistungen anspornten.
Jacob hatte fleißig geübt. Adams Kiefer schmerzte heftig, und er spuckte Blut, trotzdem grinste er seinen kleinen Bruder an.
»Das war wirklich ein guter Schlag«, lobte er ihn.
»Das habe ich letzte Woche an einem Vampir ausprobiert. Nur dass ich den Schlag dann nicht mehr ausgeführt habe«, fügte er herablassend hinzu.
Adam ging nicht darauf ein und nickte Jacob zu. »Ich glaube dir, Jake. Du hättest mir in dem Moment den Kopf abreißen können. Eines Tages könntest du ein hervorragender Vollstrecker sein.«
Jacob wich zurück und nahm eine abwehrende Haltung an.
»Ich werde niemals Vollstrecker«, sagte er bestimmt. »Du wirst die Aufgabe an deine Erben weitergeben. Ich gebe mich damit zufrieden, gegen ein Kopfgeld Vampire zu jagen.«
»Der Kampfgeist in dem Krieg lässt nach«, bemerkte Adam. »Es ist nicht zu übersehen, dass Damien ihn bald beenden möchte, und du weißt, dass sich Noah, wenn möglich, für den Frieden entscheidet. Es wird keine Vampire mehr geben, die man jagen kann. Was willst du dann mit dir anfangen? Komm schon, du musst den Tatsachen ins Auge sehen. Wir haben zu viele von unseren Vorfahren bei diesem Job sterben sehen, und ich weiß, dass ich vielleicht nicht mehr am Leben sein werde, um diese Erben aufwachsen zu sehen, von denen du redest.«
»Ich will nicht darüber sprechen, Adam. Willst du, dass ich mit dir munter über deinen Tod plaudere? Das kommt nicht infrage.« Jacob zeigte es nur selten, wenn er zornig war, doch jetzt tat er es, und seine dunklen Augen brannten vor Wut.
»David war kaum ein Vierteljahrhundert Vollstrecker, als er getötet wurde«, brachte Adam Jacob sanft in Erinnerung. Ihr Onkel, Adams Vorgänger, war während eines Einsatzes getötet worden. Er war gezwungen gewesen, den Feuerdämon zu töten, den er verfolgt hatte, und war bei dem Kampf gestorben. Normalerweise wurde die Aufgabe des Vollstreckers von einem Bruder an den nächsten oder vom Vater an seinen Stammhalter weitergegeben, doch David hatte keine Kinder gehabt, und ihr Onkel Ariel hatte seine Tätigkeit als Vollstrecker wie vorgeschrieben beendet, als er eine Bindung mit seiner Gefährtin Sarah eingegangen war. Asher, Jacobs und Adams Vater, taugte nicht zum Kämpfer. Er war mit Leib und Seele Gelehrter und hatte sein Leben lang nach Wissen gedürstet und wusste gerade so viel über Kampftechniken, dass er sich verteidigen konnte.
Doch Adam war der geborene Krieger, und die Wesensart eines Vollstreckers steckte tief in ihm.
In Jacob ebenfalls. Und gleichgültig, ob er das Thema nun ansprechen wollte oder nicht, Jacob war die naheliegendste Wahl als Adams Nachfolger, falls dem etwas zustoßen sollte.
Adam wollte seinen Bruder nicht
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