Schattenwandler: Adam (German Edition)
vierhundert Jahren nicht gesehen hatte.
Adam.
Sein Bruder packte das Handgelenk des Vampirs mit seiner kräftigen Faust und quetschte es, bis der eiserne Dorn, der auf Jacobs Rücken gerichtet war, schließlich klirrend zu Boden fiel.
* * *
Adam hatte keine Zeit, Fragen zu stellen.
Gerade hatte er noch gespürt, wie er sich in eine feste Gestalt verwandelte, und im nächsten Augenblick erkannte er die Gefahr, in der sein Bruder schwebte. Es brauchte nur den Bruchteil einer Sekunde, bis er sich ganz auf die Gestalt seines Bruders konzentriert hatte, der das Unbegreifliche tat: einem Feind den Rücken zuwenden, um die Gestalt einer winzigen schwarzhaarigen Frau im Fallen aufzufangen. Jacob legte die Frau auf den Boden, ohne auf die Bedrohung hinter sich zu achten, während er aus jeder Pore Fürsorge und Zärtlichkeit verströmte.
Jetzt musste Adam es mit dem Vampir mit den blitzenden Fangzähnen aufnehmen, der in seine Jacke griff, wo zweifelsohne eine Waffe war. Jacobs großer Bruder bewegte sich durch die Luft mit der Geschwindigkeit von Wasserdampf und verwandelte sich in einen dichten Nebel, der den verbleibenden Abstand pfeilschnell überwand, bevor er sich zwischen Waffe und Ziel wieder materialisierte. Der Wasserdämon verwandelte sich so schnell, dass die Dämonin, die neben dem Vampir stand, überrascht aufkeuchte. Adam begriff augenblicklich, dass die Zigeunerin recht gehabt hatte. Die beiden hatten eine Stärke und eine Bösartigkeit, wie er sie noch nie zuvor erlebt hatte.
Adam hatte keine Ahnung, wie Jacob hierhergekommen und in diese Situation mit den beiden Fremden geraten war. Und es war ihm auch egal. Die Zigeunerin hatte die Wahrheit gesagt. Sein Bruder lief Gefahr, sein Leben in dieser bedrohlichen Situation zu verlieren, und Adam musste alles tun, damit das nicht geschah.
Als der Dorn zu Boden fiel, begegnete Adam den ungläubigen Augen seines Bruders. Jacob starrte zu ihm auf, als würde er einen Geist sehen, während er die Frau noch immer festhielt, als wäre sie der einzige Halt in seinem Leben. Adam hatte nur kurz Zeit, einen Blick auf die besitzergreifende Umarmung zu werfen und zu begreifen, dass es sich um eine Menschenfrau handelte und dass Jacob keineswegs ein unwissender Retter war.
Doch dieses Problem musste warten, dachte Adam. Er musste für eine andere Art Gerechtigkeit sorgen.
Der Vampir fauchte und bleckte bedrohlich knirschend die Fangzähne. Adam verstand, was diese Drohung bedeutete. Doch er verstand nicht, warum die Dämonin, die neben dem Vampir stand, diesen am Arm packte, während sie ihm zurief, er solle Adam töten, damit sie mit Jacob weitermachen konnten.
Die Zigeunerin hatte ihn vor einer Dämonin gewarnt, die eine Verräterin sei, und nach dem fauligen Geruch zu schließen, der von ihr ausging, musste diese Blonde die abtrünnige Dämonin sein. Das Wie und Warum musste ebenfalls warten. Denn Adam wurde unvermittelt umgerissen und in den Kampf mit einem Vampir mit meisterlichen Fähigkeiten verstrickt.
Nicodemous versuchte, den Dämon auf den Steinboden zu schleudern, um dem Störenfried ein paar Knochen zu brechen. Doch zu seinem Erstaunen tauchten seine Arme plötzlich in Wasser, wo ein Körper hätte sein sollen. Der Schwall platschte zu Boden und ergoss sich über das feindliche Paar, worauf es sich in rasender Geschwindigkeit in den Störenfried verwandelte. Wasser spritzte aus den lockigen schwarzen Haaren des Dämons, während er die tote Mitte der Vampirbrust traf. Adams Verwandlung hatte Nicodemous aus dem Gleichgewicht gebracht, und der Vampir wurde zu Boden gerissen, als der Wasserdämon zuschlug. Er knallte auf den Rücken, sodass eine Wolke aus Erde und Staub aufstieg und ein befriedigendes Krachen von brechenden Knochen durch die Höhle schallte.
Endlich hörte Jacob auf, sich um die Menschenfrau zu kümmern, um sein eigenes Leben zu retten. Er stürzte sich auf die Dämonin, ohne Rücksicht auf ihr Geschlecht oder ihre scheinbare Zerbrechlichkeit.
Adam war überrascht. Es war eine von Jacobs größten Schwächen gewesen, dass er eine Frau nicht angreifen konnte. Wann hatte er das überwunden? Adam wusste es nicht. Doch er hatte auch nichts von Jacobs unverkennbarer Leidenschaft für eine Menschenfrau gewusst.
Adam ließ seine Verwirrung und seine Frustration an dem Vampir aus und stürzte sich auf ihn und hämmerte mit bloßen Fäusten so heftig auf den Mistkerl ein, dass selbst Steine geborsten wären. Jacob hatte die Hände um den Hals
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