Schattenwandler: Adam (German Edition)

dazu zu zwingen, Zeugin zu sein, würde es nur noch schlimmer machen. Wir wissen beide, dass dieses kranke Miststück problemlos dazu in der Lage wäre.«
    »Du willst also sagen … du sagst also, dass Leah überlebt hätte, nachdem sie dabei zugesehen hätte, wie ihr Vater ermordet wurde … und ihre Mutter …« Seine Kehle wurde rau bei dem Gedanken, und er musste sich räuspern.
    »Kannst du dir vorstellen, was das bei einem Kind anrichtet?«, fragte Noah. »Ein Kind, das aufwächst mit uns, die wir überlebt hätten? Schon der Gedanke daran macht mich fertig, Jacob. Es ist völlig einleuchtend, dass sie ihre besondere Fähigkeit dazu nutzt, einen Weg zu finden, die Vergangenheit zu verändern, einen Weg zu finden, euch beide zu retten.«
    »Indem sie weit in die Vergangenheit zurückgeht, um meinen Bruder dort herauszuholen, damit er uns hilft? Willst du etwa sagen, dass er aus diesem Grund jahrhundertelang verschwunden war? Weil meine Tochter ihn hat verschwinden lassen, damit er in der Zukunft wieder auftaucht, um mich zu beschützen? Und wenn es so ist, warum ist sie dann fortgegangen? Warum ist sie nicht geblieben, um mir das alles zu erzählen?«
    »Du musst dir vorstellen, dass es da endlos viele Paradoxa gibt. Dass in dem Moment, als Adam dich gerettet hat, diese Leah aufhören musste zu existieren. Die Zukunft und die Zeitspanne, in denen sie existiert hat, sind schlagartig stehen geblieben, haben sich aufgelöst, weil alles auf dem einen Moment in der Zeit fußte, den sie verändert hat.«
    »Dem Moment seines Todes«, sagte Adam auf einmal.
    »Genau. Ihre Handlungen haben dafür gesorgt, dass du und Bella in Sicherheit und am Leben wart, und Adam ist hier gestrandet, ohne Weg zurück, bis vielleicht in ein paar Jahren, wenn Leah alt genug ist, um ihre Fähigkeit kontrolliert einzusetzen. Doch sie bringt ihn nicht zurück, sonst hättest du seine Abwesenheit nie bemerkt. Du wärst nie Vollstrecker geworden. Du wärst Bella nie begegnet und wärst nie Leahs Vater geworden. Es musste ein solches Ende finden und wieder von vorn anfangen. Adam kann niemals zurückkehren, weil Leah sonst niemals existieren kann, um ihn überhaupt in eine andere Zeit zu versetzen.«
    »Mein Kopf schwirrt von den ganzen Erklärungen«, sagte Jacob. »Aber ich denke, ich kann dir folgen.
    »Du meinst also, ich habe keine Wahl?«, fragte Adam. »Ich muss hier in der Zukunft bleiben? Oder besser in der Gegenwart.«
    »Es ist ein Kartenhaus, Adam«, warnte Noah ihn. »Wenn du zurückkehrst, veränderst du alles. Du zerstörst womöglich jede Chance auf Glück für deine Brüder. Für das ganze Dämonenvolk. Jacob war der Erste, der einer Druidin begegnet ist und sich in sie verliebt hat. Wenn das nicht passiert wäre, hätte ich meine Frau nicht gefunden. Dein Bruder Kane hätte seine nicht gefunden. Elijah …«
    »Mein Bruder Kane?«, wiederholte Adam ungläubig.
    »Kane wurde erst nach deinem Verschwinden geboren«, teilte ihm Jacob mit.
    Jacob erkannte, dass er kein Recht hatte, wütend auf seinen Bruder zu sein. Jacob hatte sich die ganze Zeit auf unerklärliche Weise verlassen gefühlt, und so viel in seinem Leben hatte sich seit Adams Verschwinden verändert. Doch jetzt wurde ihm klar, dass es nicht Adams Schuld war.
    Es war Leahs Schuld.
    Ich liebe dich, Daddy.
    Ja. Er hatte nicht den geringsten Zweifel, dass es Leah gewesen war. Seine wunderschöne Tochter, erwachsen. Und doch war diese einzige Umarmung so voller Tragik und Schmerz gewesen. Sie hatte ihn umarmt wie jemanden, den sie ganz, ganz lang nicht gesehen hatte; wie jemanden, den man ihr weggenommen hatte. Als Jacob daran dachte, was sein Kind an diesem Tag miterlebt hatte, wollte er am liebsten zu ihr, um sie in die Arme zu nehmen und fest an sich zu drücken, damit sie ihn nie wieder so verzweifelt umarmen müsste.
    Oder für immer.
    »Wie geht es Bella, Jacob?«
    »Legna ist bei ihr«, sagte Jacob. »Sie ist benommen und liegt fast im Koma wegen all dem Gift, das sie in sich aufgenommen hat. Ich fürchte, sie …« Er sagte nicht, was er fürchtete, doch das musste er gar nicht. Noah wusste genau, was auf dem Spiel stand.
    »Dann lasst mich das festhalten«, sagte Adam. »Vampire und Dämonen führen nicht mehr Krieg gegeneinander.«
    Noah schüttelte den Kopf.
    »Und Schattenwandler können Zauberkräfte einsetzen?«
    »Diejenigen, die sich für den dunklen Weg entschieden haben«, bemerkte Noah.
    »Und es gibt zwei Vollstrecker? Einen Mann und eine