Schattenwandler: Adam (German Edition)
geändert hatten. Seide wurde noch immer als hochwertig angesehen, und kombiniert mit dem gut sitzenden Hemd, das er anprobierte, gefiel ihm die Kleidung dieses Jahrhunderts. Die Unterwäsche war seltsam, jedoch bequem, und die »Boxershorts« waren ebenfalls aus Seide. Jasmine hatte sichtlich Spaß daran, ihn einzukleiden, und allmählich entstand fast ein Gefühl von Vertrautheit. Sie hatte ausgeprägte Vorlieben, und sie machte Bemerkungen über die Temperaturempfindlichkeit der Kleidung, wobei sie meistens danebenlag.
»Das ist heiß«, sagte sie, während sie eine schicke Kombination von Hemd und Hose begutachtete.
»Warum sagst du das die ganze Zeit? Die Kleidung ist leicht und bequem. Und ganz sicher nicht heiß.«
Sie grinste ihn an. »Wenn ich sage, etwas sieht heiß aus, dann meine ich damit, dass es sexy aussieht. Wir benutzen diesen Begriff ziemlich oft.« Jasmine blickte auf, als das Licht im Geschäft flackerte, was ungefähr schon zum zehnten Mal zu passieren schien, seit sie da waren. »Komm schon, wir nehmen das. Wir müssen dieses Miststück zur Strecke bringen, und die Lampen werden durchbrennen, wenn du noch länger in der Nähe bleibst.«
»Warum hast du so viele Sachen gekauft?«, fragte er, als sie mit Tüten beladen das Geschäft verließen, einschließlich der Sachen, die er zuvor getragen hatte, weil er sich weigerte, das herzugeben, woran er am meisten gewöhnt war. Es war, als wären es die letzten Überbleibsel von Dingen, die er gekannt und geliebt hatte, und er wollte sie unbedingt behalten.
»Weil die Leute heutzutage täglich ihre Kleidung wechseln. Du brauchst die Sachen, weil du absolut nichts hast. Wir laden die Sachen bei Noah ab und suchen dann nach Ruth. Ich will sie unbedingt erwischen.«
»Wir sollen sie nur finden. Wir dürfen sie nicht angreifen.«
»Ach ja. Sicher.«
Adam musste nicht aus der Zukunft sein, um zu begreifen, dass sie es nicht so meinte. Doch im Grunde hatte er nichts daran auszusetzen. Er konnte mit einer bösen Dämonin umgehen. Das tat er schließlich schon sein Leben lang. Er konnte nicht verstehen, wovor Noah solche Angst hatte, wenn es um diese Dämonin ging. Er und Jasmine sollten dazu in der Lage sein, es mit ihr aufzunehmen. Er brannte genauso auf einen Kampf mit ihr wie die Vampirin, weshalb er keinen Grund sah, Jasmine zu zügeln.
Im Nu waren sie zurück in Noahs Schloss, und keiner von beiden ließ gegenüber dem König etwas durchblicken von ihren heimlichen Überlegungen, dass sie auf eigene Faust gegen Ruth vorgehen wollten. Adam brauchte kein Genie zu sein, um zu wissen, dass Noah mit einem privaten Rachefeldzug der beiden nicht einverstanden war.
Sie brachten Adams Sachen in eins der Gästezimmer im dritten Stock. Während Jasmine sich daranmachte, die Kleider aufzuhängen, konnte Adam sich nur noch aufs Bett setzen und erschöpft seufzen. Sie blickte ihn über die Schulter hinweg an, legte den Kopf schräg, sodass ihr das üppige Haar wunderschön über die Schultern und über die Wange fiel.
»Überwältigt, was?«, fragte sie ihn.
Er nickte nur.
»Das geht vorbei«, versicherte sie ihm. »Versuch, Spaß zu haben. Freu dich an all den neuen und wunderbaren Dingen um dich herum. Halte dich nicht mit dem auf, was du sowieso nicht ändern kannst.«
»Das mag einer kaltherzigen Vampirin leichtfallen, aber für jemanden mit tiefsitzenden Gefühlen ist es nicht so einfach, Dinge aufzugeben«, sagte er gereizt.
Sie drehte sich ruckartig zu ihm um, und ihre warmen Augen funkelten auf einmal zornig. »Ich habe ebenfalls Gefühle, wie du weißt. Unterstell mir nichts. Deine Denkweise beruht auf einem Krieg, der vor vierhundert Jahren stattgefunden hat. Wenn man es überhaupt Krieg nennen kann. Wenn die Vampire gewollt hätten, dass ihr alle tot seid, dann wärt ihr auch alle tot. Ich denke, was gerade passiert, ist ein Beweis dafür.«
»Du meinst Vampire wie Nicodemous? Falls du es noch nicht bemerkt hast, er ist tot. Ich habe ihn getötet.«
»Vielleicht. Aber bevor wir den Leichnam nicht verbrannt haben, wäre ich mir da nicht so sicher.«
»Dann sollten wir loslegen. Wir haben schon genug Zeit verschwendet.« Adam stand auf, griff nach der Lederjacke, die sie für ihn ausgesucht hatte, und zog sie rasch über. Er mochte die Kleidung dieser modernen Welt, wie er zugeben musste. Sie war bequem und hatte eine gute Passform. Schon richtig, die Stoffe und die Schnitte waren ein wenig schlichter als die Kleidung aus Gold und Samt und
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