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Schattenwandler: Kane (German Edition)

Schattenwandler: Kane (German Edition)

Titel: Schattenwandler: Kane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacquelyn Frank
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…“
    „Nein, du darfst jetzt nicht darüber nachdenken. Du musst dich erholen und schlafen. Bald wird es dir besser gehen, und dann reden wird weiter. Ich bitte dich, Corinne, ruh dich aus.“
    Corinne wollte widersprechen und ihn tausend Dinge fragen: Woher wusste er das alles? War es überhaupt real, oder war es nur eine Wahnvorstellung, an die er felsenfest glaubte? Und wenn das alles in dem Augenblick begonnen haben sollte, als sie sich zum ersten Mal begegnet waren, wie kam es dann, dass sie schon vorher krank geworden war?
    Aber keine dieser Fragen schaffte es bis auf Corinnes Lippen. Die Erschöpfung übermannte sie wieder, und bevor sie sich dagegen wehren konnte, gab sie ihrem natürlichen Bedürfnis nach Erholung nach und fiel in tiefen Schlaf.
    Zumindest dachte sie, dass sie es aus freien Stücken tat.
    „Hm.“
    „Was ist?“, fragte Noah auf Abrams sinnenden Laut hin und sah von seinem Buch auf.
    „Eigentlich nichts. Ich finde es nur faszinierend, wenn ich sehe, was für Fehler die jungen Leute machen.“
    „Meinst du damit Kane? Er ist eigentlich gar nicht mehr so jung. Und Fehler zu machen ist nicht allein den jungen Leuten vorbehalten.“ Noah runzelte die Stirn und musste an all das denken, was er erst vor Kurzem über die Geschichte der Dämonen erfahren hatte.
    Vor tausend Jahren hatte es im Dämonenreich noch zwei Arten von Wesen gegeben, nämlich Dämonen und Druiden, die symbiotisch miteinander lebten. Nur in einem Druiden konnte ein Dämon sein perfektes genetisches Gegenstück finden und so wahre Liebe und Seelenverwandtschaft erfahren. Im Gegenzug konnte ein Druide nur sein wahres Potenzial erkennen und entfalten, wenn die Berührung seines dämonischen Gegenstücks es zum Leben erweckte. Wie Corinne und Kane nun auch erfuhren, brachte diese Verbindung es auch mit sich, dass keiner ohne den anderen überleben konnte. Allein verkümmerte der druidische Partner innerhalb weniger Wochen vor Verlangen nach der Energie seines dämonischen Seelengefährten, und den Dämon trieb das Verlangen nach der Liebe seines druidischen Gegenstücks innerhalb kürzester Zeit in tiefe Depressionen, was meistens dazu führte, dass er vor Kummer starb oder seinem Leben selbst ein Ende setzte.
    Doch trotz dieses Wissens hatten sich die Dämonen vor etwa einem Jahrtausend bewusst an der Vernichtung des Druidenvolkes beteiligt. Der Legende nach hatte ein König einen anderen beleidigt; ob dies allerdings tatsächlich geschehen war oder ob es ins Reich der Fabel gehörte, ließ sich nicht mehr nachvollziehen. Jedenfalls hatte der Dämonenkönig den Druiden den Krieg erklärt. Und was war seine erste so schändliche Handlung gegen den Feind gewesen? Sein eigenes Volk in Ketten zu legen und alle Dämonen, die damals mit einem Druiden verbunden gewesen waren, von ihren Gefährten zu trennen.
    Tausende starben, und mit einem einzigen grausamen Erlass radierte der König beinahe die Hälfte des gesamten Druidenvolks aus. Ohne die Energie und die Liebe ihrer Partner mussten die Druiden qualvoll verschmachten. Allerdings musste der Dämonenkönig im Gegenzug einen hohen Preis bezahlen, denn nach ihrer Freilassung begingen unzählige Dämonen Selbstmord, und die, die sich nicht selbst das Leben nahmen, starben nach weniger als einem Jahr an gebrochenem Herzen.
    Nein, ein Dämon konnte den Tod seines Gefährten ebenso wenig überleben wie ein Druide.
    Am Ende wurde das Volk der Druiden völlig ausgerottet, und seit eintausend Jahren war kein Druide mehr geboren worden. Sie waren verschwunden – für immer –, und die unsterblichen Dämonen hatten sich mit einem Schlag selbst zu einem leeren, lieblosen Dasein verdammt, denn eine Prägung zwischen Dämonen kam nur äußerst selten vor.
    Noahs Eltern hatten Glück gehabt. Dämonen bildeten durchaus auch ohne diese mystische Verbindung Paare, heirateten und zeugten Nachwuchs. Doch solche Beziehungen waren meist nicht von langer Dauer, sie hielten höchstens ein halbes Jahrhundert, in seltenen Fällen auch etwas länger, und waren nie so beständig wie die Vereinigung durch die Prägung, denn diese besondere, unvergleichliche, Herz und Seele erfüllende Gemeinschaft hielt für immer. Aber es gab sie nicht mehr.
    Zumindest hatte man das tausend Jahre lang geglaubt. Die Wahrheit schien kompliziert zu sein und doch einfach zugleich. Etwas Unvorhersehbares war geschehen: Druiden, die geahnt hatten, welches Schicksal ihrem Volk drohte, hatten sich rechtzeitig in Sicherheit

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