Schattenwandler: Kane (German Edition)
konnte das Tuch offenbar nicht entdecken, und Kane freute sich diebisch.
Corinne hatte inzwischen eingesehen, dass sie nur unnötig Energie verschwenden würde, wenn sie versuchte, vom Bett zu steigen, und bedeckte sich zumindest notdürftig, indem sie die Arme vor dem Oberkörper verschränkte. So konnte er wenigstens ihre steifen Brustwarzen nicht sehen.
„Gar nichts ist los mit dir“, erwiderte Kane heiser. „Mit dir ist alles in Ordnung. Du bist perfekt.“
Sie lachte verbittert auf. „Wenn das stimmen würde …“ Sie brach erschrocken ab, und Panik schien in ihren Augen auf. Ihr fiel wieder ein, dass er ja ihre Gedanken lesen konnte, doch es war schon zu spät.
„Wenn das stimmen würde, dann wärst du nicht mehr allein“, beendete er den Satz für sie.
„Ich … ich bin nicht allein“, widersprach sie leise und wandte sich ab. „Ich habe ja meine Schwester.“
„Corinne, es ist nicht verwerflich, sich nach einem Gefährten zu sehnen.“
Er klang mitfühlend, und sie drehte das Gesicht wieder zu ihm hin. Ihre Augen schwammen in Tränen, und es traf Kane wie ein Messerstich.
„Ich habe alles gemacht, was man von mir erwartet hat“, flüsterte sie schniefend und rang um Fassung. „Ich habe die Schule beendet und einen guten Job bekommen. Ich bin stark und unabhängig, ich bin so nett wie möglich zu anderen Menschen und kümmere mich auch um meine Familie. Ich bemühe mich so, alles richtig zu machen …“
„Corinne, das hat doch nichts mit einer Art kosmischem Bonuspunkteprogramm zu tun, dass du bis jetzt keinen Partner gefunden hast. Zumindest nicht so, wie du denkst“, widersprach Kane. „Es ist keine Strafe des Schicksals, dass du allein bist. Ganz im Gegenteil, mein Schatz. Das Schicksal hat nur sichergestellt, dass du bereit und offen bist, wenn dein wahrer Gefährte in dein Leben tritt.“
Corinne strich sich ein paar dicke, zimtfarbene Locken aus dem Gesicht und sah ihn herausfordernd an. „Lass mich raten: Bist vielleicht zufällig du dieser Richtige? Was habe ich doch für ein unverschämtes Glück, dass ich praktischerweise ausgerechnet mit dir hier gefangen bin. Ach nein, das liegt ja gar nicht an meinem Glück, sondern daran, dass ich den Löffel abgebe, sobald ich mich nur einen Zentimeter von diesem Bett entferne! Ich möchte wirklich mal wissen, wieso ich dir diesen Unfug überhaupt abnehme.“
Kane verfolgte fasziniert, wie sie sich in beißenden Sarkasmus flüchtete, und vergaß darüber sogar beinahe das fordernde Begehren, das in seinem Körper pochte. Wie schön sie war. Selbst wenn sie Stacheln zeigte wie ein Kaktus, fand er sie einfach wundervoll.
„Weil du den Beweis bekommen hast“, erklärte er, doch er war nicht ganz bei der Sache, denn sein Blick wanderte wie von selbst über ihre nackten Kurven. „Du hast dich von mir entfernt, und das hat dir Schmerzen bereitet, das hat dir die Lebensenergie geraubt, und jetzt, nachdem du zu mir zurückgekommen bist, kannst du schon nach wenigen Stunden wieder aufrecht sitzen.“
„Ich habe mich einfach ausgeruht“, hielt sie dagegen. „Das hatte nichts mit dir zu tun.“
„Ach wirklich?
„Ja, wirklich!“
„Dann beweis es mir. Komm her und küss mich.“
Corinne starrte ihn entgeistert an. „Und was um alles in der Welt ließe sich damit beweisen, außer vielleicht, dass ich total beschränkt bin?“
„Küss mich, und du wirst es sehen.“
Corinne erwog das Für und Wider dieses Angebots, das wahrscheinlich sowieso nur ein billiger Trick war, um sie rumzukriegen. Kane bemerkte es belustigt. Er vergab ihr, dass sie so schlecht von ihm dachte; schließlich kannte sie ihn ja noch nicht sehr gut. Er dagegen wusste alles über sie. Er hatte sie aufgespürt, verfolgt, beobachtet, ihre Gedanken erforscht und sie schließlich erlegt. Es gab nichts, was sie vor ihm verbergen konnte, nicht einmal ihre tiefsten Geheimnisse. Er wusste genau, wer sie war, und konnte sich darum sicher sein, dass sie die ideale Gefährtin für ihn war. Es würde bloß etwas dauern, bis auch sie das einsah.
Corinne kaute eine ganze Weile auf ihrer Unterlippe und zwang sich, den Blick nicht von seinem Gesicht zu wenden. Sie versuchte zu ergründen, was für ein Spiel er mit ihr trieb. Schließlich stöhnte sie voller Abscheu.
„Na gut. Wenn es dich glücklich macht. Ich bin schon gespannt, wie du dich aus dieser Sache wieder rausreden willst.“ Damit hockte Corinne sich auf die Knie, rutschte an Kane heran, schloss die Hände um
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