Schattenwende
mühelos Schritt.
„Sollen wir mit dir gehen?“
„Nein“, fauchte Reagan.
Der ungezügelte Zorn, der von ihrem Anführer ausging, und etwas, das Damir nicht definieren konnte, ließen ihn abrupt stehen bleiben.
In dem sonst so beherrschten Krieger, den Damir schon so lange kannte, tobten Emotionen, die vorher noch nie da gewesen waren.
Er konnte sie nicht benennen, nicht beschreiben. Aber sie waren da.
Zum zweiten Mal an einem einzigen Tag war jemand Fremdes in ihre Wohnung eingedrungen, ohne dass sie es auch nur ansatzweise mitbekommen hatte.
Als hätte er ihre Gedanken gelesen, lächelte der Mann, der so muskulös war, dass er den gesamten Türrahmen ausfüllte.
„Hast du nicht gelernt, die Fenster immer schön geschlossen zu halten?“, erkundigte er sich, während er sich gemächlich an sie heranschlich.
„Wie ein Raubtier auf seine Beute“, schoss es Daphne durch den Kopf, und sie wich instinktiv zurück.
Der Mann sah in der Tat furchteinflößend aus. Er war gewiss fast zwei Meter groß und mindestens genauso breit – so schien es ihr jedenfalls. Sie hatte noch nie jemanden in der Realität mit solch einer Muskelmasse gesehen. Um seine dunkle Jeans und das schwarze T-Shirt hatte er einen Waffengurt geschnallt, den sie lieber nicht so genau unter die Lupe nehmen wollte.
Doch das alles war nicht das, was sie in Angst und Schrecken versetzte. Es war die skrupellose Kälte in seinen eisblauen Augen.
„Tz tz … und Anstand hat man dir auch nicht beigebracht. Man sollte auf Fragen antworten, die man gestellt bekommt.“
Er spielte mit ihr.
„Was willst du hier? Und wer bist du?“ Ihre Stimme zitterte.
Er ließ seinen Blick anzüglich über ihren Körper wandern, bis ihre Wangen sich vor Scham rot verfärbten und sie sich wünschte, im Bodenversinken zu können. Ohne sie aus den Augen zu lassen, bewegte er sich vorwärts, bis sie sich fast berührten. Daphne hielt den Atem an.
„Ich suche jemanden. Und ich rieche seinen Geruch an dir“, raunte er in ihr Ohr. Zu seiner Überraschung aber war die Luft in der Wohnung nicht mit dem schweren Duft nach Sex geschwängert. Auch Blutgeruch konnte er keinen wahrnehmen – und sie hatte auch keine Bissspuren, soweit er das beurteilen konnte.
„Magst du mir nicht verraten, was du so Besonderes an dir hast, dass Reagan sich hier aufhält, ohne mit dir in die Kiste zu steigen?“
Er streckte seine Hand aus und berührte die weiße Haut ihrer Schulter.
In diesem Moment geschah es. Vor Daphnes Augen explodierte ein grelles Licht. Ihre Haut wurde an der Kontaktstelle brennend heiß und sie schrie auf, bevor sie in sich zusammensackte, während der Fremde unnatürlich starr stehen blieb.
Ihr Bewusstsein löste sich von ihr, schnellte voraus und prallte urplötzlich gegen eine undurchdringliche Wand aus Hass und Abwehr.
Fremde Gedanken und Gefühle gruben sich in ihr Inneres und schreckliche Bilder zogen in Windeseile an ihr vorbei …
Der Mann drückte die junge Frau vor sich so eng an die Wand, dass sie kaum noch Luft bekam. Sie keuchte entsetzt, was ihm nur ein gehässiges Lachen entlockte. Ganz sanft strich er der Frau über die Wange, ehe er ausholte und ihr ins Gesicht schlug, sodass sie zu Boden fiel und aufschluchzte. Ihr Körper war bereits übersät von unzähligen frischen Wunden, und der Stolz, der die letzten Tage noch in ihren Augen gefunkelt hatte, war beinahe erloschen. Langsam ging der Mann in die Knie und griff mit seiner Hand in das stumpfe, rotbraune Haar des Mädchens, das vor Schmerz wimmerte. Er leckte sich mit der Zunge über die Lippen, als er das zerfetzte, mit Blut beschmierte Kleid von den schmalen Schultern streifte und die weiße Haut darunter zum Vorschein kam. So weiß wie Schnee, unschuldig und rein. Mit einem Ruck riss er den Stoff von ihrem Körper und ignorierte ihre schwachen Abwehrversuche. Mühelos hob er sie auf und warf sie auf das mit schwarzen Vorhängen verdeckte Bett. Ehe sie Anstalten machen konnte, zu fliehen, war er auch schon über ihr und drang mit einer Gewalt in sie ein, dass sie glaubte, der sengende Schmerz in ihrem Inneren würde ihren Körper zerreißen. Sie schrie und schrie, bis sie heiser war, doch niemand kam ihr zu Hilfe. Tränen rollten aus ihren Augenwinkeln und versickerten im Laken. Ihn kümmerte das nicht.
Bis sie schließlich ihr Bewusstsein verlor.
Er brüllte auf und entblößte ein perfektes Paar Reißzähne.
Daphne lauschte voll Grauen dem Schreien, das in ihren Ohren immer
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