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Schattenwende

Schattenwende

Titel: Schattenwende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Seck
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in diesem Club verbracht zu haben. Wir haben keinen Alkoholeinfluss feststellen können, also schließe ich einen Filmriss aus.“
    Damir hielt einen Moment inne und schüttelte den Kopf.
    „Seine Familie hat mir heute Morgen noch erzählt, dass Jerome kein Partytyp ist. Es wundert mich, dass er ausgerechnet in einer Disco wieder auftaucht.“
    „Vielleicht kennt seine Familie ihn nicht so gut, wie sie ihn zu kennen glaubt“, warf Cayden grinsend ein und schleuderte seinen Dolch in die Luft, um ihn dann wieder lässig aufzufangen.
    Reagan schnallte seinen schweren Waffengurt ab, während er sich die Sache durch den Kopf gehen ließ. Wenn die Geschichte des Jungen stimmte, dann würde sich zumindest seine Sorge um die Zivilbevölkerung in Luft auflösen. Er wollte sich die Massenpanik gar nicht erst ausmalen, die unter den Vampiren ausbrechen würde, wenn bekannt werden sollte, dass die Organisation ihre Fänge ausweitete. Die meisten Vampire hatten von der Existenz der Solems nur eine vage Ahnung und er hatte nicht vor, diese Ahnung zu bestätigen und in Furcht zu verwandeln.
    Doch er traute der Organisation nicht. Seit Jahrhunderten verfolgte er ihre Mitglieder nun schon und hatte immer wieder erlebt, wie verschlagen und hinterhältig sie waren. Vor allem aber zeichnete sie eines aus – Fanatismus. Der glühende Hass, der sie antrieb, war so mächtig, dass selbst Reagan, der voller Zorn und Wut war, ihn nicht begreifen konnte.
    Seine Rasse hatte der Menschheit nichts angetan. Im Gegenteil – die Vampire brauchten die Menschen zum Überleben und gingen daher diskret und friedlich mit ihnen um.
    Brauchten sie Nahrung, nahmen sie nur so viel, wie unbedingt nötig, nie mehr. Sie alle hatten gelernt, ihren Hunger zu zügeln und mit dem Wenigsten auszukommen. Schon seit Jahrzehnten war kein Mensch mehr ernsthaft verletzt oder gar getötet worden. Dank ihrer mentalen Fähigkeiten waren sie sogar in der Lage, das Schmerzempfinden der Menschen zu betäuben und ihr Bewusstsein einzuschläfern, sodass sie den Prozess der Nahrungsaufnahme nicht einmal bemerkten.
    „Dwight soll sich den Jungen noch mal ansehen“, grollte Reagan.
    Der sonst so gleichgültige Krieger war überraschenderweise derjenige mit dem sensibelsten Einfühlungsvermögen. Würde er diese Gabe nicht fortwährend unterdrücken, wäre er der beste Empath, den es je unter den Vampiren gegeben hätte. Nicht, dass man ihm das anmerken würde, denn Dwight war das mit Abstand kälteste Lebewesen, das auf diesem Planeten verkehrte.
    „Dwight? Der wollte dich suchen, Reagan. Hatte wohl Schiss, du würdest ein Sonnenbad nehmen und er müsste sich demnächst mit Damir herumschlagen“, feixte Cayden.
    Reagan runzelte bedrohlich die Stirn.
    „Und wo bitte wollte er mich suchen?“
    Der blonde Vampir zuckte mit den Schultern.
    „Keine Ahnung. Vielleicht hat er einfach deine Spur verfolgt. Oder er hat sein Hirn ausnahmsweise eingeschaltet und versucht es mal mit Telepathie.“
    Beinahe alle Vampire hatten mentale Begabungen. Einige beherrschten die Telepathie in einem geringen Maß, andere besaßen die Begabung zur Voraussicht und wieder andere konnten Menschen in ihren Stimmungen beeinflussen oder in seltenen Fällen sogar vollständig beherrschen.
    Untereinander konnten sie auch über weite Entfernungen hinweg telepathischen Kontakt miteinander aufnehmen. Das bedeutete aber, in die komplexe Gedankenwelt der anderen Krieger einzudringen. Aus Respekt vor der Privatsphäre beschränkten sie sich daher meistens auf die gewöhnliche Art der Kommunikation und wendeten ihre spezielle Methode nur in äußersten Notfällen an.
    Doch Reagan hatte kein mentales Eindringen in seinen Geist verspürt, was bedeutete, dass Dwight es nicht auf diesem Wege versucht haben konnte.
    Das war allerdings auch nicht nötig. Die Sinne der Krieger waren um ein vielfaches stärker ausgeprägt als die eines normalen Vampirs. Er musste einfach nur seiner unverwechselbaren Spur folgen, um ihn zu finden.
    Eine dunkle Ahnung beschlich den Anführer. „Wann ist er aufgebrochen?“, wollte er wissen.
    „Direkt bei Sonnenuntergang.“
    Vor seinem geistigen Auge formte sich das Bild der schlafenden Daphne. „Verdammt.“
    Reagan drehte sich blitzschnell um seine eigene Achse und warf sich gegen die Tür, die unter dem heftigen Ansturm nachgab und aufschwang.
    „Reagan, warte …“
    Damir befand sich direkt neben ihm und hielt mit dem Tempo, das er Richtung Garage zu seinem Wagen einlegte,

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