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Schattenwende

Schattenwende

Titel: Schattenwende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Seck
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würde sogar an seinem ursprünglichen Arbeitsplatz weiterarbeiten können.
    Dennoch kam ihm die Tatsache, dass ausgerechnet er nach unnatürlichen Dingen, nach Anomalien forschen sollte, so abstrus vor, dass ein bitterer Nachgeschmack bei ihm zurückblieb.
    „Wenn alle Fragen geklärt sind, sind Sie hiermit entlassen. Mein Assistent Lex wird veranlassen, dass Ihnen die Proben umgehend ausgehändigt werden. Ihre Entlohnung wird selbstverständlich aufgestockt, darüber brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen.“
    Wenn Smith eines gelernt hatte, dann, dass eine freiwillige Gehaltserhöhung nichts Gutes zu bedeuten hatte.
    Die Tür wurde geöffnet und der kalte Luftzug, der hineinwehte, brachte Smith zur Besinnung und erlöste ihn aus seiner Grübelei. Er erhob sich.
    „Ich danke Ihnen vielmals, Mr. Jones.“
    „Machen Sie Ihren Job gut, dann gebe ich Ihnen noch mehr Gründe, mir zu danken“, antwortete sein Chef lächelnd und hob die Hand zu einem vagen Abschiedsgruß.
    Bei dieser winzigen Geste durchzuckte Smith zum ersten Mal in seinem Leben eine Ahnung davon, was es hieß, wichtig zu sein. Und er schwor sich, nicht zu versagen und Jones nicht zu enttäuschen.

Kapitel 2
    Wir alle sind Teil eines großen Ganzen. Alles, was existiert, hat seinen berechtigten Platz in dieser Welt.
    Wer darf sich schon das Recht herausnehmen, darüber zu entscheiden, ob ein Lebewesen diesen Platz verdient hat oder nicht? Die Menschen?
    Damir, Krieger der Shadowfall
    Als Daphne am Abend erwachte, war der Platz neben ihr leer. Ihre Finger glitten zögerlich über das Bettlaken, auf dem Reagan gelegen hatte. Hatte sie die Begegnung mit ihm nur geträumt? War ihr Verstand derart erschöpft, dass sie sich nun Dinge einbildete, die überhaupt nicht existierten? Doch der Stoff war unter ihren Fingern noch warm und Zeuge dessen, dass hier bis vor kurzem noch jemand gelegen hatte. Sogar sein Geruch haftete noch an ihrem Bettzeug, als sie das Kopfkissen an sich zog und ihre Nase darin versenkte.
    Männlich, exotisch … und dennoch vertraut.
    Warum hatte er sie nicht geweckt, als er gegangen war? Ein überraschend beißender Stich fuhr ihr durch die Brust. Nicht einmal verabschiedet hatte er sich. Keinen Zettel zurückgelassen. Nichts. Das Interesse für sie, das er so perfekt geheuchelt hatte, war nur vorgespielt, damit sie ihn nicht rausschmiss.
    Daphne verachtete sich selbst dafür, dass sie für einen winzigen Moment die Hoffnung gehegt hatte, er würde das, was er sagte, auch wirklich so meinen.
    Aber er war nicht besser als all die anderen Männer, die sie in ihrem bisherigen Leben kennen gelernt hatte. Mit zusammengebissenen Zähnen stand Daphne aus ihrem Bett auf und riss den Vorhang zur Seite. Die Sonne war längst untergegangen und kühle Abendluft wehte in ihr Zimmer.
    Hastig rannte sie durch ihre Wohnung und öffnete alle Fenster, um Reagans allgegenwärtigen Geruch aus ihren Räumen zu vertreiben.
    Doch der mit Abgasen getränkte Wind konnte ihr nicht dabei helfen, seine Hände auf ihrer Haut zu vergessen. Oder das wilde Funkeln seiner schwarzen Augen, die sich in ihr Gedächtnis eingebrannt hatten. Oder den Klang seiner dunklen Stimme.
    Ihr Blick glitt sehnsüchtig zu ihrem übervollen Bücherregal.
    „In Büchern ist die Welt anders. Immer gibt es dort ein Happy End. Irgendwie wendet sich das Blatt immer. Was aber würde geschehen, wenn das Ende tragisch und schmerzhaft wäre? Wenn nichts bliebe, außer triste Leere und Hoffnungslosigkeit? Wären solche Geschichten, solche Menschen ein Buch wert? Wäre ihr Schicksal spannend genug, um es ewig festzuhalten?“, fragte sie sich insgeheim.
    „Was hat er nur mit mir gemacht?“, murmelte sie leise, ehe sie den Fernseher anschaltete und ihn in einer Lautstärke losplärren ließ, die ihre Gedanken übertönen sollte.
    „Das frage ich mich allerdings auch“, erscholl eine leblose Stimme direkt an ihrem Ohr und Daphne schrie auf.
    Als Reagan nach Hause kam, schlug ihm gespenstische Stille entgegen.
    Damir und Cayden saßen auf der Couch, bis an die Zähne bewaffnet und mit teilnahmslosem Gesichtsausdruck. Reagan knallte die Tür hinter sich zu und baute sich finster vor den beiden auf.
    „Was zum Teufel ist los, dass ihr hier mit solchen Trauermienen hockt?! Habt ihr nichts zu tun, oder was?“
    „Der vermisste Vampir ist wieder aufgetaucht.“
    „Was? Wo?“
    „Er wurde auf dem Parkplatz eines Clubs in Hollywood gefunden. Er gibt an, den gestrigen Abend und die ganze Nacht

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