Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenwende

Schattenwende

Titel: Schattenwende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Seck
Vom Netzwerk:
innerlich. Manchmal hatte er Angst, Dwight würde irgendwann von der Flamme seines eigenen Hasses verbrannt werden.
    Ein unterdrücktes Glucksen ertönte von der Tür.
    „Guten Tag, werte Miss Morgan. Mein Name ist Damir und ich gehöre zur Gemeinschaft der Shadowfall. Ich werde auch nicht lange stören, mich interessiert nur, ob Sie und ihre Tochter zufälligerweise zwei kleine, niedliche Vampirchen sind? Und wenn ja, wurden Brooke und ihr Freund heute Nacht zufällig gekidnappt?“, imitierte Cayden die Stimme seines Bruders perfekt, ehe er in schallendes Gelächter ausbrach.
    „Wenn die gute Frau ein Mensch ist, wird sie gewiss einen Herzinfarkt bekommen.“
    „Und wenn du eine bessere Idee hast, die genauso wenig Zeit in Anspruch nimmt, spuck’ sie aus“, entgegnete Damir gelassen und musterte den jüngeren Vampir mit hochgezogener Augenbraue.
    Mit den geschmeidigen, lasziven Bewegungen einer Raubkatze kam Cayden näher.
    „Gib mir dein Handy.“
    „Was willst du denn damit?“
    „Telefonieren?“
    „Du willst Mrs. Morgan anrufen? Meinst du nicht, es wäre besser, wenn ich das tue?“, fragte Damir und der Zweifel an Caydens Sozialkompetenzen stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben.
    „Oh nein. Um Himmels Willen. Ich rufe Darragh an.“
    „Darragh?“
    Damir schoss aus seinem Stuhl hoch. Sein Mund war geöffnet und seine Augen vor Überraschung weit aufgerissen.
    Selbst Dwight war erstarrt und betrachtete den blonden Vampir verdattert.
    „Sprechen wir vom gleichen Vampir, Mann?!“ Damir hatte seine Sprache wiedergefunden, aber seine Stimme zitterte.
    „Ich dachte, die Solems hätten die Nightsword längst ausgerottet. Schon vor drei Jahrhunderten. Du selbst standest vor der schwelenden Asche ihres Quartiers!“
    Cayden lächelte.
    „Das war auch die Geschichte, die jeder glauben sollte. Aber vielleicht ist nun der richtige Zeitpunkt gekommen, euch reinen Wein einzuschenken.“
    Damir und Dwight zogen scharf den Atem ein.
    „Darragh lebt. Darragh und Phyrrus wurden bei dem Anschlag schwer verwundet. Aber sie leben beide noch. Und nach über 300 Jahren in Abgeschiedenheit sind sie nun heimgekehrt. Sie haben ihren Platz in Englands Hauptstadt wieder eingenommen. Europa hat seine Oberhäupter zurück. “
    Damir sank schwer in seinen Stuhl zurück. Ungläubig betrachtete er das Antlitz des jungen Vampirs. Allmählich beschlich ihn das Gefühl, dass hinter der unbeschwerten, leichtsinnigen Maske dieses Kriegers etwas viel Tiefergehendes verborgen lag. Und niemand hatte sich die Mühe gemacht, hinter diese Fassade zu sehen oder ihn nach den Einzelheiten seiner Vergangenheit zu fragen.
    „Woher weißt du das alles?“
    Das lange Zögern, das folgte, die widerstreitenden Gefühle auf dem hübschen Gesicht des Vampirs zeigten Damir, dass sie alle viel zu wenig auf Cayden geachtet hatten.
    Damir schluckte seine Ungeduld herunter und tat etwas, was er schon sehr lange nicht mehr getan hatte. Er legte seine Hand auf die Schulter des Jüngeren und lächelte.
    „Schieß los, Junge.“
    Cayden nickte kaum merklich.
    „Wie ihr wisst, war ich dabei, als sie kamen“, begann er und seine tiefe Stimme klang seltsam brüchig.
    „Ich weiß nicht, wer es war, der uns verraten hatte. Es muss jemand gewesen sein, der uns nahe stand, denn wir waren immer misstrauisch und vorsichtig. Wie ihr. Sie hatten mich neu in die Gemeinschaft aufgenommen. Ich war erst wenige Jahre dort und meine Ausbildung zum Krieger lag noch nicht lange zurück. Ich war unerfahren und übermütig. Sie kamen am Tag. Sie wussten, dass wir im Haus eingesperrt waren und nicht fliehen konnten, außer wir zögen den sofortigen Tod in Schande vor, die wir bei einer Flucht ins Sonnenlicht auf uns geladen hätten. Doch niemand von uns floh. Wir waren zu sechst, sie waren zwanzig. Wir erschlugen die Hälfte von ihnen mit unseren Schwertern, ehe sie die Gelegenheit ergreifen konnten, die Waffe zu gebrauchen, die sie mitgebracht hatten. Ich weiß nicht mehr, was genau passiert ist. Ich erinnere mich lediglich an eine unglaubliche Explosion. Plötzlich stand das ganze Haus in Flammen. Ich hörte die Todesschreie meiner Brüder, als dieses tödliche Giftfeuer sie zerfraß. Die Hitze nahm mir den Atem und verbrannte meine Haut. Rauch war in meiner Lunge und ich glaubte zu ersticken noch bevor ich verbrennen würde. Das Feuer breitete sich rasend schnell aus und irgendwo brach ein weiteres Inferno los. Wieder explodierte etwas. Etwas Gewaltiges. Ich wurde

Weitere Kostenlose Bücher