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Schattenwende

Schattenwende

Titel: Schattenwende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Seck
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Stationen hier befindet. Wir müssen sie so schnell wie möglich zerstören.“
    „Wir müssen das mit Reagan besprechen. Dwight, ruf ihn an. Er muss sofort kommen“, murmelte Damir, darum bemüht, im Angesicht der drohenden, sich so plötzlich überschlagenden Ereignisse die Fassung zu bewahren.
    Doch Dwight reagierte nicht. Mit bösartig funkelnden Augen löste er sich von dem Tisch, an dem gelehnt hatte.
    „Wie kommt es eigentlich, dass du uns das erst jetzt erzählst, Blondie? Meinst du nicht, das ist ein bisschen spät?“, zischte er gefährlich leise mitkaum verhohlener Verachtung. Cayden warf einen Hilfe suchenden Blick zu Damir, doch der blieb stumm.
    „Darragh hat mich darum gebeten. Er wollte selbst mit Reagan sprechen, wenn er alle notwendigen Informationen aus sicheren Quellen gesammelt hätte“, antwortete er steif.
    Dwight fauchte.
    „Reagan ist nun dein Anführer, nicht Darragh. Du bist ihm zur Treue verpflichtet! Du hast einen Schwur geleistet! Auf dein Blut. Und wir haben ihn mit unserem unterzeichnet!“
    Cayden öffnete den Mund um aufzubegehren. Ein trotziger Ausdruck lag unverhohlen auf seinem Gesicht. Eine Sekunde lang starrten die beiden Vampire sich wortlos an.
    Bis Cayden den Blick senkte.
    „Du hast Recht. Ich habe gegen meinen Treueschwur verstoßen.“
    Dwights leblose Augen glänzten triumphierend. Er beugte sich nach vorne.
    „Ich bin gespannt, was Reagan dazu zu sagen hat.“
    Damit drehte er sich um, um Damirs Anweisung zu befolgen.

Kapitel 9
    Alles, was den Horizont des Bekannten übersteigt, lässt mich fürchten. Denn Gewohnheit ist Sicherheit.
    Und diese Sicherheit würde ich mit meinem Leben verteidigen.
    Robert Smith, Genus Solem
    Am nächsten Morgen dämmerte es früh und ein herrliches Morgenrot bedeckte den weiten Horizont über Los Angeles. Vereinsamte Wolkenfetzen zogen den Himmel entlang und formten hier und da skurrilen Gestalten.
    Daphne saß auf der Bettkante und starrte den verhangenen Wolken nach, die so unendlich langsam über den blauen Himmel krochen, dass sie fast still zu stehen schienen. Doch sie zogen weiter. Das ganze Leben zog weiter und hatte sie irgendwo im Regen stehen lassen.
    Sie wollte nicht an ihn denken. Doch ihre Gedanken waren tückisch. Sie nutzten jede Unkonzentriertheit, jeden Müßiggang, jeden ruhigen Augenblick, um ihr zu entwischen und zu ihm zurückzukehren. Jedes Schlupfloch war Gelegenheit genug. Manchmal wünschte sie sich, die wenigen Stunden, Tage mit ihm hätten niemals existiert. Nicht, dass sie es bereut hätte. Aber sie machten es schwer, so schwer zu vergessen.
    Es war Sonntag. Zeit für ein ausgiebiges Frühstück mit der versammelten Familie. Es wurde viel gelacht, viel erzählt und Halies leuchtende Augen waren der Halt, an den Daphne sich mit aller Verzweiflung klammerte. Sie lauschte verzückt den begeisterten Schilderungen ihrer Tochter. Diese erzählte von der Schule, lachend über einen Streich ihrer Mitschüler, den sie einem Lehrer gespielt hatten, mitfühlend über eine Freundin, deren Mutter gestorben war, wütend über die Ungerechtigkeit, dass nicht alle Kinder an der Abschlussfahrt teilnehmen konnten, weil nicht alle Eltern Geld dafür hatten.
    Ihre Tochter war für sie ein Sinnbild des Lebens in all seinen farbenfrohen Nuancen. Nichts und niemand konnte ihre Emotionalität undihre kindliche Fröhlichkeit trüben. Und bald schon würde sie für eine Weile fortgehen müssen und sie wusste, dass die ungetrübte Ehrlichkeit ihrer Tochter ihr fehlen würde. Nach Reagans Verschwinden hatte sie lange gerätselt und gegrübelt, hatte sich Gedanken darüber gemacht, was für sie und Halie am besten war. Am liebsten hätte sie ihre Tochter an sich gerissen und wäre mit ihr fortgegangen, irgendwohin, an einen weit entfernten Ort, an dem die Vampire sie mit ihren grausamen Erklärungen von „einem Schicksal, dem man nicht entfliehen konnte“ nicht mehr finden würden. Doch sie wusste, dass sie zwar aus dem Blickfeld der Gemeinschaft verschwinden, niemals aber ihre Bestimmung verleugnen konnte. Sie hatte es versucht, ja wirklich. Hatte sich dabei die größte Mühe gegeben. Nicht zuletzt hatten Caydens Worte ihr die Augen geöffnet. Sie spürte selbst, dass sie mit jedem Tag, der voranschritt, weniger am Leben teilnahm. Als würde sie von innen heraus verwelken. Sie unterdrückte Ströme ihres Daseins, die man nicht unterdrücken durfte, denn sie waren lebensnotwendig. Sie konnte kaum noch für sich selbst sorgen,

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