Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenwende

Schattenwende

Titel: Schattenwende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Seck
Vom Netzwerk:
piepsigen Flüstern und versuchte, seinen flatternden Puls zu beruhigen.
    Ein bisschen verachtete er sich selbst für seine Feigheit und den Drang, wegzulaufen und in die vertrauten Wände seines Hauses zurückzukehren.
    Es hatte einmal seinen Eltern gehört und er hatte es gekauft, sobald er alt genug war und genug verdiente, um einen Kredit von der Bank zu bekommen. Es zog ihn dorthin wie die Motte zum Licht. Dort gab es einen Hauch von Sicherheit.
    Er gab sich selbst einen imaginären Stoß in den Rücken und taumelte durch den Gang zum Treppenhaus. Er hielt sich am Geländer fest, als er den Weg nach unten antrat und über die stählernen Stufen schlich.
    Wie erwartet war die Kellertür verschlossen. Er stockte für einen kurzen Moment.
    Was sollte er tun, wenn sein Verhalten und seine Absichten auffallen würden und man ihn aus dem Labor warf? Oder ihn gar bei Jones meldete? Er musste sich zusammenreißen und sich kompetent und selbstbewusst geben. Nur, wie sollte er das tun, wenn sein Ego in etwa der Größe eines Flohs entsprach?
    Er atmete tief durch und setzte sich in Bewegung, ging weiter bis zur Tür. Er hatte keinen Code, aber Jones hatte ihm die Erlaubnis erteilt, das Kellergeschoss aufzusuchen, wenn er es für notwendig erachtete.
    Er hob die Hand und drückte auf die Klingel. Die Kamera gab ein schmatzendes Geräusch von sich und zoomte näher an ihn heran.
    In der Lautsprecheranlage knackte es vernehmlich, ehe eine geschäftige Stimme ihn fragte, was sein Anliegen sei.
    „Ich bin hier, um einige Untersuchungen am lebenden Objekt durchzuführen“, erklärte er und hielt den Atem an.
    „Untersuchungen welcher Art?“
    Natürlich hatte er mit dieser Frage gerechnet und sich eine passende Antwort parat gelegt.
    „Ich möchte überprüfen, ob sich bestimmte Verhaltensmuster, die ich gleich austesten möchte, direkt auf eine mögliche DNA-Mutation auswirken. Halten Sie also einige Spritzen zur Blutabnahme bereit, Ma’am.“ Innerlich jubelte er darüber, dass seine Begründung so sauber und flüssig über seine Lippen gekommen war – war sie doch eine blanke Lüge.
    Die Gegensprechanlage verstummte und das massive Tor öffnete sich knarrend.
    Smith trat rasch ein und schritt durch den langen Korridor, dessen Sterilität ihm ein gewisses Unbehagen bereitete. Sicher, in seinem Labor war es auch steril, aber das Umherwuseln seiner Leute, ein unterdrücktes Lachen hier und da, geschäftiges Summen, all das brachte mehr Leben hinein.
    Hier hingegen war es eiskalt und grabesstill.
    An der Glastür empfing ihn eine junge Frau, die ihm bereits Mundschutz, Handschuhe und eine Haube entgegen hielt.
    „Vielen Dank“, murmelte er und streifte das Dargereichte über.
    „Ist Dr. Seeberg auch da?“, erkundigte er sich beiläufig, während er seinen Blick durch den riesigen Raum schweifen ließ. Er sah sie nirgends.
    „Nein. Verzeihen Sie, Professor. Sie ist bereits nach Hause gegangen. Sie müssen leider mit mir vorlieb nehmen“, antwortete sie mit einem schüchternen Lächeln.
    Ah, sie war also noch neu hier. Ihre Augen funkelten noch und versprühten Heiterkeit, waren nicht so kalt und abgehärtet wie die der anderen. Das würde noch kommen. Es kam irgendwann bei allen. Sie alle wurden abgestumpft.
    „Sind Sie zu so später Stunde noch allein hier unten?“, wollte er wissen und legte eine ehrliche Portion Erstaunen in seine Worte. Es war in der Tat seltsam, dass er außer ihr niemanden sichten konnte.
    Sie nickte bekümmert.
    „Es gab heute einen Autounfall, einen sehr schweren, bei dem einer unserer Kollegen ums Leben kam. Er hätte heute mit mir Nachtschicht gehabt.“
    „Oh.“ Er spielte Betroffenheit. „Das tut mir leid.“
    Sie lächelte tapfer und trat einen Schritt zur Seite, erlaubte ihm damit eine freie Aussicht über den Raum.
    „Kann ich Ihnen bei Ihren Untersuchungen irgendwie behilflich sein? Derzeit schlafen alle Objekte. Ich hätte also Zeit.“
    Smith machte ein erfreutes Gesicht und nickte dankbar.
    „Ich wäre Ihnen sehr verbunden. Schauen Sie, ich habe hier die Auswertungen der letzten Analysen mitgebracht und möchte sie nun vergleichen. Ich will herausfinden, ob Vampire sich transformieren, wenn sie bestimmte Gefühle empfinden. Ich habe die Vermutung, dass diese ständige Mutation darauf zurückzuführen ist, dass diese Wesen einen hohen emotionalen Bereich ihres Bewusstseins nutzen.“
    Sie hörte ihm aufmerksam zu, runzelte aber misstrauisch die Stirn.
    Der letzte Satz war ein

Weitere Kostenlose Bücher