Schattierungen von Weiß
Augen Geli, sie war aber genauso überrascht und entsetzt wie alle anderen, die von Mias Verschwinden erfuhren.
Wenigstens lenkte ihn diese Aktivität vom Grübeln ab und von dieser wahnsinnigen Angst um Mia.
Irmi hatte ebenfalls Erfolg und noch am gleichen Tag fuhren sie in eine Detektei.
Levin war sich im Unklaren, ob es wirklich richtig war, Mia hinterher zu schnüffeln, vielleicht hatte Silke Meier ja Recht und er sollte Mias Entscheidung akzeptieren, aber dann beruhigte er sein Gewissen mit der Sorge um sie. Wenn er sie wirklich finden sollte, wollte Levin nur einmal in Ruhe mit ihr reden. Wenn sie dann bei ihrer Entscheidung bleiben sollte, würde er das auch akzeptieren.
Jedenfalls nahm er sich das fest vor.
Der Detektiv ließ sich mehrere Bilder von Mia geben und hörte sich ihre Geschichte aufmerksam an , er versprach, noch am selben Tag tätig zu werden.
„Ich versuche mein Möglichstes, Herr Webber. Es ist nur so, wenn jemand nicht gefunden werden möchte, dann ist das wirklich eine schwierige Sache. Aber an so eine hübsche Blondine werden sich vielleicht welche erinnern“, er nickte Levin zu. „Ich melde mich.“
Am Abend kamen Kai und Geli vorbei, Levin war dankbar, dass die beiden da waren, alleine in der Wohnung wäre er wohl durchgedreht.
Geli war sehr betroffen, auch sie hatte Tränen in den Augen. „Ich kann das einfach nicht glauben. Mensch, ihr ward so ein tolles Paar, und wenn Mia dich angeschaut hat, haben ihre Augen gestrahlt. Man konnte die Liebe fast greifen“, sie sah Levin ernst an. „Tut mir leid, wenn ich das so sage, aber das alles ist doch erst so hochgekocht, als der Ärger mit deinen Eltern anfing. Glaubst du wirklich nicht, dass sie auf Mia Einfluss genommen haben? Und dann das ganze Geld… Wo soll das denn herkommen?“
„Ich weiß nicht mehr, was ich glauben soll… Aber Irmi wird mit ihnen reden, vielleicht kriegt sie ja was raus“, Levin stöhnte laut auf. „Ich will das alles nicht, ich will , dass sie zurückkommt, verdammte Scheiße!“
Mia sah sich vorsichtig in dem kleinen Zimmer um. Sie hatte zwar nicht viel erwartet für den Preis, aber diese Unterkunft schockierte sie jetzt doch.
Die Bettwäsche war schmutzig, genauso wie die Handtücher, und sie war sich sicher, dass da etwas kleines Krabbeliges in einem Ritz am Boden verschwunden war. Unwillkürlich fing sie an, sich zu kratzen. Sie ekelte sich vor diesem Raum, aber sie war jetzt auch zu müde und erschöpft, sich etwas Neues zu suchen. Morgen würde sie sich um ein Zugticket nach Marrakesch bemühen, die Stadt wollte sie sich unbedingt ansehen. Bloß viel unternehmen, das redete sie sich immer wieder ein, sie hoffte, dass sie dann nicht soviel an Levin denken würde.
Mia wollte sich eigentlich nicht das Bad ansehen, aber sie musste unbedingt auf die Toilette, dort erwartete sie der nächste Schreck. Es war dreckig und es roch nicht besonders gut, dass kein Toilettenpapier da war, darauf war sie schon gefasst gewesen, dank des Reiseführers. Aber das war nun wirklich das kleinste Problem.
Irgendwie überwand sich Mia und ging unter die Dusche, dann spürte sie ihre Müdigkeit immer deutlicher. Sie drehte die Bettwäsche auf links, bedeckte das Kissen mit ihrem Handtuch und legte sich auf die Decke. Sie hatte die Augen kaum geschlossen, da hörte sie schon etwas trippeln.
„Wer immer da auch ist – bleibt bitte von dem Bett weg“, sagte sie laut in di e Dunkelheit des Zimmers, sie hörte, dass ihre Stimme zitterte und ganz rau war.
Aber das war auch kein Wunder, denn die Tränen ließen sich nicht mehr aufhalten.
Sie dachte an Levin, was machte er wohl, wie hatte er das alles aufgefasst?
Sie versuchte , sich in seine Lage zu versetzen, sie würde sich wahrscheinlich verraten fühlen und sehr, sehr einsam.
„Es tut mir so leid, es tut mir so unendlich leid“, flüsterte sie immer wieder, dann besann sie sich, dass sie ja immer noch Schlaftabletten besaß, sie überlegte, eine davon zu nehmen, entschied sich aber anders.
Sie hatte den Schmerz mehr als verdient und wer wusste schon, wie alles hier weiterlaufen würde. Eventuell würde sie die Tabletten ja noch brauchen und dann würde sie vielleicht froh sein, wenn die Packung noch fast voll war.
Levin fuhr am nächsten Morgen nicht in die Uni, er hatte überhaupt keinen Antrieb mehr und das Studium war jetzt das Letzte, woran er dachte.
Seine Patentante hatte ihn zum Frühstück eingeladen, Levin war gespannt,
Weitere Kostenlose Bücher