Schattierungen von Weiß
gewesen…
„Na ja, das ist dir nicht so ganz gelungen“, Levin schaute zu ihr hinüber, sie wirkte völlig von der Rolle – und sie weinte, sein Herz krampfte sich bei diesem Anblick schmerzhaft zusammen.
Er wollte es nicht, ganz bestimmt nicht, aber er konnte nicht anders, er griff nach ihren Händen, die eiskalt waren, und streichelte sanft darüber.
„Mensch , Mia, warum musste das so kommen? Warum hast du dir so einen Blödsinn von meiner Mutter einreden lassen, hm?“, er strich ihr eine blonde Locke aus dem Gesicht, ihre Wangen waren tränennass.
„Du weißt also, dass sie mit mir gesprochen hat?“, fragte sie überflüssigerweise.
„Ja, ich bin im Café bei Frau Heller gewesen, die konnte sich an meine Mutter erinnern, und nachdem du mir soviel Geld dagelassen hattest, war mir klar, dass das nicht aus deinem Sparstrumpf sein konnte“, er lächelte ihr traurig zu. „Ich war dann bei meinen Eltern und habe sie zur Rede gestellt, meine Mutter hat eingestanden, dass sie dir Geld geboten hat, damit du mich verlässt…“
Mia nickte nur, sie schaute auf ihre Hände, die er mit seinen jetzt ganz fest hielt. Es war ein schönes, vertrautes Gefühl, Wärme breitete sich in ihr aus, drang in die Kälte vor, in der sie sich schon so lange eingesperrt fühlte.
„Ich… ich hätte mir ja denken können, dass du das durchschaust“, ein wehmütiges Lächeln legte sich auf ihr Gesicht. „Ich kann mich nur immer wieder bei dir entschuldigen, dass ich dir so Sorgen bereitet habe.“
„Okay“, Levin nickte ihr zu, dann löste er sich von ihr, er brauchte wieder etwas Abstand, das Wiedersehen mit ihr wühlte ihn doch sehr auf. „Wie ist es dir denn ergangen in der Zwischenzeit? Was machst du jetzt? Wo lebst du?“
„In lebe und arbeite in Agadir“, erklärte sie ihm, sie wischte sich hastig die Tränen aus dem Gesicht. „Nach… nachdem ich dich verlassen hatte, blieb ich nur einen Tag in Casablanca, ich wollte mir Marrakesch anschauen, auf der Zugfahrt dorthin habe ich ein französisches Ehepaar kennen gelernt, sie sind gute Freunde von mir geworden. In… in Marrakesch ist dann etwas passiert, also man hat mir mein Geld gestohlen und ich war darauf angewiesen, schnellstens einen Job zu finden. Philippe hat mir geholfen, die nötigen Papiere zu bekommen, und sie haben mir Geld geliehen, damit ich nach Agadir reisen konnte. Man sagte mir, an der Küste sei es leichter, Arbeit zu finden“, Mia schaute Levin unsicher an, sie hatte Angst, dass sie ihn langweilte, aber er sah sie nur aufmerksam an.
„Man hat dich bestohlen? Hat man dir etwas angetan?“, Levin war bei ihrer Schilderung innerlich zusammengezuckt, er wollte sich gar nicht ausmalen, was alles noch hätte passieren können.
„Nein“, Mia schüttelte den Kopf. „In Agadir habe ich dann Arbeit in einem Hotel gefunden… na ja, und da bin ich jetzt noch.“
„Gefällt es dir dort?“
„Marokko ist ein wunderschönes Land, ich… ich habe nette Menschen dort kennengelernt und ich habe einen guten Job“, erklärte Mia ihm. „Und ich habe eine kleine Wohnung.“
Über Levins Gesicht huschte ein Lächeln. „Hey Mia, das hört sich gut an…“
„Ja, das… das ist auch gut“, sie lächelte schüchtern zurück. „Ich… ich leite den Service, also ich beaufsichtige die Kellner und bin für die Lebensmittelbestellungen zuständig… all so was halt…“
Levin staunte jetzt aber doch, dann nickte er ihr anerkennend zu. „Ich wusste immer, dass viel mehr in dir steckt. Gratuliere, Mia.“
„Danke“, Mia freute sich über sein Lob. „Ich… ich bin auch ein kleines bisschen stolz darauf…“
„Das kannst du auch sein. Du hast dich in einem fremden Land durchgebissen, und ich kann mir vorstellen, dass das als Frau in Marokko auch nicht einfach war.“
„Nein, war es nicht“, Mia schüttelte den Kopf. Doch mehr wollte sie nicht vor ihm preisgeben, von ihrer Verzweiflung und den Tabletten, die immer noch in ihrem Nachtschrank griffbereit lagen, wollte sie ihm ganz bestimmt nichts erzählen.
„Ich hoffe, ich habe dich nicht gelangweilt“, sagte sie dann leise. „Wie ist es dir denn ergangen? Ich habe gesehen, dass du in der Kanzlei deines Vaters arbeitest, dann… dann versteht ihr euch also wieder besser?“
„Du langweilst mich nicht, Mia“, Levin war versucht, ihr auf die Nase zu stupsen, irgendwie saß diese vertraute Geste immer noch in ihm drin, aber er verkniff es sich natürlich, das war nicht angemessen und
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