Schattierungen von Weiß
früher hätte nicht so souverän reagiert.
Levin studierte die Karte. „Was empfiehlst du mir?“
„Ich mag Tajine sehr gern. Das ist g eschmortes Ragout aus Fleisch oder Fisch mit Gemüse, es ist das Nationalgericht. Oder Pastilla, eine Blätterteigpastete“, sie erklärte ihm alles ausführlich zu den verschiedenen Speisen, Levin folgte schließlich ihrem Rat.
„Wie lange bleibt ihr in Berlin?“, fragte er dann, als sie sie Bestellung aufgegeben hatten.
„Wir fliegen Neujahr zurück nach Paris. Und zwei Tage später geht es dann für mich nach Agadir.“
Levin schaute sie hoffnungsvoll an. „Dann... dann könnten wir uns doch noch öfter sehen…“
Mia verwirrte sein Blick, sie sah schnell auf die Tischdecke. „Levin… ich… ich würde dich sehr gerne öfter sehen, aber was ist mit deiner Freundin? Ich meine, wenn du frei hast, dann wollt ihr doch bestimmt etwas gemeinsam unternehmen…“
Mia schluckte, es fiel ihr nicht leicht , darüber zu reden, aber es war nun mal so, dass Levin nicht frei war, sie musste das akzeptieren.
„Sarah lernt zurzeit viel für ihre Prüfungen. Und ich möchte die Zeit gerne nutzen, wir haben uns so lange nicht gesehen “, Levin griff nach ihrer Hand und streichelte sanft darüber. „Bitte, Mia… ich meine, du bist bald wieder weg, und wer weiß, ob wir uns dann überhaupt noch einmal wieder sehen.“
Mia nickte nur. „Ich möchte nur nicht, dass du Ärger bekommst…“
„Bitte, Mia, denk nicht darüber nach – nie, nie, niemals wieder – ob ich Probleme bekomme, ja? Lass das bitte nur meine Sorge sein, Maus“, er führte ihre Hand an seine Lippen und küsste zärtlich ihre Fingerspitzen.
Mia erstarrte unter seiner Berührung, eigentlich müsste sie ihre Hand jetzt wegziehen, aber das ging nicht, sie war wie gelähmt, er hatte sie ‚Maus’ genannt wie früher, sie schluckte heftig gegen einen Kloß im Hals an.
Levin wurde sich in diesem Moment bewusst, was er da tat und wie er sie genannt hatte, er ließ ihre Hand los, Mia zog sie augenblicklich zurück. Er murmelte etwas von alten Gewohnheiten, zu seiner Erlösung kam dann der Kellner mit der Vorspeise an den Tisch.
„Erzähl mir von Marokko“, bat er sie dann, er musste sich beruhigen, er war ganz schön aufgewühlt, für einen Moment dachte er, dass es besser wäre , sie überhaupt nicht mehr wiederzusehen.
Aber dieser Augenblick war nur sehr kurz, denn dann sah er in ihre Augen, die zu strahlen begannen, als sie von ihrer Wahlheimat berichtete, und sofort hatte sie ihn wieder in ihrem Bann.
46
Mia erzählte ihm von ihrem Leben in Marokko und von der Schönheit des Landes. Sie redete an einem Stück, irgendwann bemerkte sie es selbst und ihr war das schrecklich unangenehm.
„Oh je, jetzt habe ich dich so vollgeplappert, entschuldige“, nuschelte sie verlegen.
„Nein, Mia, das war sehr interessant, wirklich“, Levin griff wieder nach ihrer Hand. „Aber ich finde , du solltest dich mehr schonen. Du bist so dünn geworden, du arbeitest zuviel, stimmt’s?“
Mia zuckte mit den Schultern, natürlich stimmte das. Aber es lenkte sie nun mal ab, doch das konnte sie ihm ja nicht sagen – oder?
Sie dachte kurz nach. ‚ Warum eigentlich nicht?’ , kam es ihr dann in den Sinn. Sie wollte ehrlich zu ihm sein, ihm nichts vormachen.
„ Die Arbeit ist für mich sehr wichtig. Es… also, wenn ich arbeite, dann denke ich nicht soviel nach“, gestand sie ihm.
„Und… und woran denkst du?“, fragte er sie mit mulmigem Gefühl im Bauch. „Oder besser gesagt, woran möchtest du nicht denken?“
Mia schluckte, sie konnte ihm nicht in die Augen sehen. „Das weißt du doch ganz genau, Levin“, sagte sie leise.
Levin schaute sie traurig an, die Worte seiner Tante kamen ihm in den Sinn.
’ Sie hat es nicht verwunden…’
Stimmte das wirklich? Trauerte Mia ihm und ihrer Beziehung immer noch dermaßen stark nach? Wenn das der Fall war, dann sollten sie vielleicht nicht hier sitzen, nicht, dass sie sich Hoffnungen machte.
Andererseits war die Zeit, die sie miteinander verbringen konnten, so begrenzt und Levin genoss ihre Gesellschaft. Er wollte sich mit ihr treffen, wollte soviel wie möglich über sie erfahren, sie hatten schließlich über drei Jahre nachzuholen.
„Mia, ich weiß nicht, was ich sagen soll“, antwortete er heiser.
„Ich weiß, ist schon okay… aber… aber ich wollte auch nicht lügen“, sie lächelte ihm wehmütig zu. „Du hast jetzt eine Freundin, wie ist
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