Schattierungen von Weiß
antwortete Levin verblüfft.
„Ich würde es aber gerne. Dann… dann hast du etwas, was dich an mich erinnert“, beharrte sie.
„Mia, wenn ich eines ganz genau weiß, dann , dass ich dich bestimmt nie vergessen werde“, lachte Levin und sah ihr lange in die Augen.
Mia verwirrten dieser Blick und seine Worte. Wie meinte er das denn jetzt?
Vielleicht, weil sie so komisch war? Oder hielt er sie doch für dumm?
Sie biss auf ihrer Unterlippe herum, dann fielen ihr die Bänder wieder ein. „Bitte , Levin…“, sagte sie dann leise.
„Okay, ich gebe mich geschlagen. Aber nur, wenn ich im Gegenzug dir auch etwas schenken darf.“
„Das kann ich doch nicht annehmen“, protestierte Mia. „Du tust schon so viel für mich.“
„Gut, dann lass das bitte mit den Bändern bleiben“, er deutete auf die Auslage. „Dann möchte ich das auch nicht.“
„Aber Levin, es… es würde mir wirklich viel bedeuten.“
„Mir auch“, er versuchte krampfhaft ernst zu bleiben, was gar nicht so leicht war, denn sie sah jetzt richtig verzweifelt aus und er musste dem Drang widerstehen, sie einfach in seine Arme zu ziehen und ihr alles zu erlauben, was sie sich in ihrem komischen Köpfchen ausdachte.
„Hör zu, ich mache dir einen Vorschlag: Niemand von uns gibt mehr als fünf Euro für den anderen aus. Wir sind hier auf einem Flohmarkt, da sollte das möglich sein. Ich denke, das ist fair, oder?“
Mia war überrascht, dann stimmte sie aber zu, das hörte sich doch gut an. „Okay.“
Sie kaufte für ihn die Bänder und band sie ihm höchstpersönlich um. Als sie fertig war, strahlte sie ihn an. „Ich hoffe, sie gefallen dir überhaupt“, jetzt wurde sie doch unsicher, hatte sie ihn damit nicht überrumpelt?
„Mia, sie gefallen mir sehr gut“, Levin hob die Hand und streichelte ihr zart über die Wange. In Gedanken fügte er noch ein ‚Genauso wie du’ hinzu.
Mia wirkte richtig glücklich, Levin wurde es ganz warm beim Blick in ihr lachendes Gesicht.
„Okay, dann bin ich jetzt wohl dran“, zwinkerte er ihr zu, er griff nach ihrer Hand und zog sie weiter über den Markt.
Sie kamen an einen Stand mit bunten Tüchern vorbei, Levin kam eine Idee. Mia trug doch immer diese weißen Sachen, auf Dauer war das doch langweilig, also steuerte er geradewegs auf den Stand zu.
Er fischte ein rotes Tuch heraus und schlang es ihr um den Hals.
Mia riss entsetzt die Augen au f, sofort löste sie es und legte es wieder zurück. Ihre Atemfrequenz hatte sich beschleunigt, für einen Moment sah sie alles wie durch einen roten Schleier und sie musste ein Zittern unterdrücken.
„Hey Mia, was ist denn los?“, Levin war überrascht und auch ein bisschen schockiert über ihre heftige Reaktion.
„Ich… ich… also rot…“, sie schluckte heftig. „Ich… ich mag kein Rot“, stammelte sie. Dann bemühte sie sich um ein Lächeln, was sollte Levin denn von ihr denken?
„Okay, Mia, ist schon gut, entschuldige“, er war immer noch perplex. „Ich… ich wollte dir nur eine Freude machen, und dir zeigen, wie gut dir Farben stehen.“
In Mia kam mit aller Wucht das schlechte Gewissen hoch. Er musste sie ja für komplett übergeschnappt halten – im Grunde war sie das wohl auch.
„Das ist lieb“, flüsterte sie heiser. Sie griff nach seiner Hand. „Bitte verzeih mir…“
„Da gibt es nichts zu verzeihen“, von irgendwoher beschlich Levin ein ganz komisches Gefühl. War sie etwa in einer Sekte oder so etwas? Aber dann würde sie doch nicht alleine unterwegs sein. Er musste jetzt ein bisschen Klarheit haben. „Warum trägst du denn immer weiße Sachen? Hat das einen bestimmten Grund?“
„Ich… ich mag die Farbe einfach.“
„Niemand mag nur ausschließlich eine Farbe“, er schüttelte den Kopf.
„Ich schon. Weiß ist doch schön, es ist so rein, so…“
„… so unschuldig“, ergänzte er.
Mia sah mit einem Ruck zu ihm auf, hatte er sie irgendwie durchschaut? Oder wusste er gar etwas? Sie bekam es mit der Angst zu tun, doch sie durfte sich nichts anmerken lassen, auf gar keinen Fall, die Wahrheit durfte er niemals erfahren.
„Vielleicht, ja. Aber du hast Recht, vielleicht sollte ich doch mal etwas anderes anziehen“, wich sie ihm schnell aus.
Es kostete sie zwar einiges an Überwindung, aber dann griff sie zu einem beigefarbenen Tuch. „Wie findest du das hier?“
„Beige ist nur eine Schattierung von Weiß“, Levin bekam sich langsam wieder in den Griff, ihre Reaktion irritierte ihn zwar
Weitere Kostenlose Bücher