Schattierungen von Weiß
ganz berauscht von ihren Gefühlen. Niemals zuvor hatte sie etwas so Schönes, so Zärtliches erlebt.
Doch wie musste sie das einordnen? Wieder kam diese Unsicherheit in ihr auf. Sie dachte an Levins Worte , was den Mann anging, der sie auch hatte mitnehmen wollen. War sie jetzt wieder dumm oder naiv, wenn sie diese Art der Zärtlichkeit zuließ?
Aber sie konnte sich auch nicht dagegen wehren, wenn er sie anfasste oder ihr kleine Küsse gab . Und vielleicht interpretierte sie auch zu viel da hinein?
Sie zwar zweiundzwanzig, andere Frauen in ihrem Alter hatten schon längst feste Freunde oder sogar Ehemänner. Aber andere Frauen waren auch nicht so wie sie, sie schluckte, zum ersten Mal seit langem wurde ihr klar, wie viel sie versäumt hatte und wie viel sie einfach nicht wusste.
Und das war einzig und allein ihre eigene Schuld.
„Ma – wie schön“, Levin versuchte , nicht zu genervt zu klingen. Seine Mutter schaffte es doch immer, im ungünstigsten Moment anzurufen.
Aber vielleicht war es auch ganz gut so, dass sie gestört hatte, denn er hatte sich einen Moment lang nicht unter Kontrolle gehabt, Mias Wirkung auf ihn hatte ihn unvorsichtig werden lassen. Und es war vielleicht besser, wenn sich das nicht wiederhol te, er durfte ihr keine Hoffnungen machen, solange er nicht wusste, was er wirklich von ihr wollte.
„Levin? Levin , bist du noch dran?“
„Oh, na klar“, stotterte er und zwang sich, seine Aufmerksamkeit seiner Mutter zu widmen.
„Wie geht es dir? Bist du noch in Paris?“
„Ja, das heißt, im Moment bin ich auf einem Campingplatz etwas außerhalb. Das ist günstiger zum Übernachten“, erklärte er ihr.
„Weißt du schon, wo du noch hinfahren möchtest?“, bohrte Sonja Webber weiter.
„Ja, nach Südfrankreich, ans Mittelmeer und dann mal schauen“, wich er ihr aus.
„Wie schön. Wir wünschen dir ganz viel Spaß, mein Schatz.“
„Danke , Ma, und grüß Dad von mir. Sag ihm, alles läuft wie geschmiert.“
Seine Mutter lachte. „Danke, das wird ihn sehr beruhigen.“
Mia saß auf der Bank im Hanomag, immer noch wirbelten die Gedanken durch ihren Kopf, sie war verwirrt, sehr verwirrt, und sie wusste nicht, wie sie sich Levin gegenüber jetzt verhalten sollte.
Aber andererseits war ja auch nicht soviel passiert. Sie hatten ein bisschen geflirtet, mehr war da nicht. Wahrscheinlich würden sie andere junge Frauen ihres Alters auslachen, weil sie sich solche Gedanken machte.
„Mia?“
Sie hörte ihn rufen und trat zögernd wieder ins Freie. „Ich wollte dich nicht belauschen…“
„Das war nur meine Ma, bitte komm doch wieder zu mir, es ist zu langweilig, alleine hier draußen zu sitzen“, Levin schenkte ihr ein umwerfendes Lächeln, dem sich Mia nicht entziehen konnte.
„ Meine Mutter ist eine Glucke“, er verdrehte sie Augen. „Was ist mit deinen Eltern? Machen sie sich keine Sorgen, wenn du alleine unterwegs bist?“
Mia stockte der Atem, da waren sie wieder, diese Fragen, denen sie so gerne ausweichen würde.
„Nein“, Mia schüttelte den Kopf.
„Aber es gibt doch jemanden, der sich sorgt, oder? Du bist doch wohl nicht in einem Kokon aufgewachsen?“
Doch diese Möglichkeit schien ihm gar nicht so abwegig zu sein, so naiv und kindlich sie manchmal noch war.
„Ähm, meine Eltern… also… sie sind tot“, sie antwortete ihm ehrlich, wenn sie ihm auch niemals alles sagen konnte, er hatte ein Recht auf zumindest einen Teil der Wahrheit.
„ Oh mein Gott, Mia, das tut mir sehr leid“, Levin griff nach ihrer Hand und streichelte sanft darüber. „Ist es… ist es schon lange her?“
„Ein paar Jahre“, nickte sie.
„Ein Unfall?“
„So… so etwas in der Art“, wich sie ihm aus, sie konnte ihm nicht in die Augen sehen.
„Aber was ist dann mit dir geschehen? Wo bist du aufgewachsen? Bei Verwandten?“, er war sehr betroffen und schämte sich direkt wieder für seinen Gedanken mit dem Kokon.
„In… in einer Einrichtung. Ich… ich möchte nicht so gerne darüber reden, bitte sei mir nicht böse“, sie schaute ihn flehend an.
„Nein, bin ich nicht, natürlich nicht“, Levin nahm ihre Hand und küsste ihre Fingerspitzen. „Wenn ich dir zu nahe getreten bin, dann tut es mir leid, Mia. Es ist okay, wenn du nicht reden willst.“
Sie schickte ihm einen dankbaren Blick. „Ich danke dir für… für dein Verständnis… und für alles…“
„Na ja, soooo tolle Sachen habe ich ja nicht gemacht“, gluckste er.
„Doch, hast
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