Schattierungen von Weiß
sicherlich nicht nachtragend“, sein Vater nickte ihm zu, dann ging er Richtung Wohnungstüre.
„Levin, du enttäuschst mich sehr“, Sonja Webber folgte ihrem Mann auf dem Fuße.
„Ach herrje“, seufzte Tante Irmi auf. „Und nu?“
„Nichts“, Levin zuckte mit den Schultern. „Ich hoffe nur, Mia hat das alles gut verkraftet, sie war völlig durch den Wind.“
„Dann ruf sie an und bitte sie, herzukommen“, seine Tante erhob sich. „Levin, wenn ich euch helfen kann, lass es mich wissen. Ich werde auch noch einmal mit James und Sonja reden, so kann das doch nicht weitergehen.“
„Danke, aber ich denke, es ist besser, wenn du dich da raushältst. Ich möchte dich nicht in der Schusslinie wissen. Aber ich bin schon froh, dass du Mia mit anderen Augen siehst“, er ging auf sie zu und umarmte sie.
„Das tue ich“, sie klopfte ihm auf den Rücken.
„Ich fahre dich noch nach Hause“, bot Levin ihr an.
„Danke, das ist sehr nett“, Irmi packte sich noch zwei Stücke Kuchen auf einen Teller. „Und den nehme ich mit.“
Levin wusste gar nicht, ob er überhaupt noch wütend auf seine Eltern sein sollte. Im Grunde hatte er ja genau diese Reaktion erwartet. Es war eher traurig, dass aufgeklärte und intelligente Menschen wie die beiden so dachten.
Irmi versuchte Levin zu beruhigen, das war zwar sehr nett von ihr, aber das war nicht nötig. Levins Sorge galt jetzt Mia, er fuhr sofort an dem Café vorbei, er hoffte, dass sie wirklich da war.
Er fand sie in der Küche, wo sie beim Abwasch half, ihre Chefin führte ihn zu ihr.
„Mia, dein Freund ist da“, lächelte Frau Heller Mia zu.
Sie sah erschrocken auf, Levin kam zu ihr und nahm sie wortlos in die Arme. Mia schob ihn vorsichtig von sich. „Was… was ist mit deinen Eltern?“, fragte sie ihn mit zitternder Stimme.
„Haben so reagiert, wie ich das erwartet hatte“, murmelte er an ihrem Hals. „Aber das ist egal, Mia, vollkommen egal. Wir haben uns und nur das zählt, hörst du?“
„Oh nein“, Mia schossen die Tränen in die Augen, sie hatte solche Angst davor gehabt, dass sich ihre Befürchtungen bewahrheiten würden, und jetzt war es also tatsächlich soweit. „Das ist ja schrecklich, es tut mir so leid, so leid…“
„Nein, ihnen sollte es leid tun, weil sie so verbohrt sind, hörst du“, Levin sah ihr fest in die Augen. „Wir schaffen das alles auch so!“
In diesem Moment schoss ihm durch den Kopf, dass es jetzt sogar ganz gut war, dass sie keine Lehre machte, denn mit Mias Geld hier aus dem Café würden sie sogar über die Runden kommen. Wenn er jetzt auch noch einen Job hatte, würde das schon klappen.
Er hätte fast lachen müssen, wenn es nicht so traurig gewesen wäre.
„Levin , ich… ich weiß nicht, was ich sagen soll“, stotterte Mia. „Das ist alles meine Schuld. Wenn ich nicht wäre, dann…“
Levin legte ihr einen Finger auf die Lippen. „Dann wäre ich nur ein unglücklicher armer Tro ttel, ohne Liebe in meinem Leben. Erinnerst du dich an die Worte meiner Tante? Nichts geschieht ohne Grund…“
Mia versuchte ein Lächeln, doch innerlich sah es anders in ihr aus. Sie fühlte sich schlecht, einfach nur schlecht.
„Hey, hilfst du mir jetzt, meine Geburtstagsparty vorzubereiten? Oder kannst du hier nicht weg?“, Levin küsste sie auf die Nasenspitze und hoffte, sie auf andere Gedanken zu bringen.
„Ich denke, ich kann gehen, ich bin ja sowieso nicht eingeteilt“, Mia verstand nicht, wie er jetzt noch ans Feiern denken konnte.
„Ich lasse mir meinen Geburtstag nicht vermiesen“, antwortete Levin, so als ob er ihre Gedanken erraten hätte. „Okay?“
„Okay“, nickte Mia ihm zu.
29
Doch so leicht, wie es Levin offensichtlich fiel, die Gedanken an seine Eltern wegzuschieben, war es für Mia nicht.
Sie sprach ihn zwar nicht mehr auf das Thema an, doch sie konnte an nichts anderes denken. Mechanisch bereitete sie alles für Levins Feier vor, sie hatte ein bisschen Fingerfood vorbereitet und einen großen Topf Gulaschsuppe gekocht, für den Rest wollten seine Freunde sorgen.
Levin war Mia dankbar für ihre Hilfe, sie gab sich soviel Mühe, alles hübsch herzurichten, wenn das doch mal seine Eltern sehen würden, kam es ihm immer wieder in den Sinn.
Aber er hatte beschlossen, sich nicht die Laune verderben zu lassen, dies hier war sein Geburtstag, der erste, den er mit seiner Traumfrau feiern durfte, und das wollte er verdammt nochmal genießen.
Dass es Mia anders ergehen würde,
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