Schattierungen von Weiß
langsam füllte sich auch der Tisch, auf dem das Buffet aufgebaut war. Als alle erschienen waren, bat Levin seine Gäste, zuzulangen.
Mia war angespannt gewesen, natürlich hatten sie kaum Sitzgelegenheiten, ein paar Freunde hatten Stehtische mitgebracht und irgendwie verteilte sich die kleine Partygesellschaft dann in der ganzen Wohnung. Es war eine gelöste, fröhliche Stimmung, und allmählich gelang es auch Mia, den Abend zu genießen, auch wenn sie immer noch Magenschmerzen wegen Levins Eltern hatte und deswegen keinen Bissen hinunterbringen konnte.
„Na, alles klar?“, Kai zog Levin später am Abend etwas auf die Seite.
„Ja, warum denn nicht?“
„Ich weiß nicht, du siehst sehr nachdenklich aus und deine Süße wirkt auch nicht gerade besonders fröhlich“, Kai sah Levin prüfend an, dieser seufzte auf. Es brachte nichts, seinem Freund etwas vorzumachen, dafür kannten sie sich einfach schon zu lange.
„Meine Eltern wissen über Mia und mich Bescheid. Meine Ma hat heute mitbekommen, wie ich Mia einen Kuss gegeben habe, dann war es raus“, stöhnte Levin.
„Oh, Scheiße… Und ich nehme mal an, sie haben auf die Neuigkeit nicht wirklich gut reagiert, oder?“
„Das ist noch die Untertreibung des Jahres“, lachte Levin bitter. „Sie wollen mir die Unterstützung streichen, wenn ich nicht zur Vernunft kommen sollte…“
„Na ja, da ss sie nicht gerade vor Freude in die Luft springen würden, wenn sie erfahren, dass ihr schon länger ein Paar seid, war ja schon irgendwie klar. Aber das ist doch ein wenig übertrieben…“, Kai schüttelte den Kopf. „Lass sie mal ein paar Nächte darüber schlafen, deine Eltern vergöttern dich doch, die werden damit schon klar kommen.“
„Kann sein – aber wenn nicht, ist mir das auch egal. Ich liebe Mia, egal , was sie sagen“, knurrte Levin. „Wir kommen auch schon ohne die Hilfe meiner Eltern klar.“
„ Verdient Mia denn so viel?“
„ Viel ist es nicht, aber das geht schon irgendwie. Und ich werde mir auch einen Job suchen. Vielleicht kann ich ja in einem Club kellnern oder irgendwo Regale einräumen. Ich finde schon was.“
„Wie sieht Mia das denn?“
„Kannst du dir ja denken. Sie gibt sich die Schuld und ist einfach nur sehr traurig. Das macht mir eigentlich am meisten Sorge, dass sie – um mich zu schützen – irgendeinen Unsinn machen könnte“, sagte Levin leise.
„Meinst du, so weit würde sie gehen? Sich eventuell sogar von dir trennen?“, Kai sah Levin ungläubig an.
„Ich würde ihr das zutrauen, ohne Weiteres. Aber das darf nicht passieren, niemals! Wir haben sogar schon übers Heiraten gesprochen, noch nicht jetzt, aber irgendwann will ich sie haben und mit ihr eine Familie gründen. Ich weiß, das klingt jetzt vielleicht total hochtrabend, aber ich kann mir mein Leben ohne Mia nicht mehr vorstellen. Verstehst du das?“
„Dich hat es ganz schön erwischt, was?“, grinste Kai ihn an.
„Komplett, total. Mann, das darf niemals schief gehen – niemals“, Levin umkrampfte sein Bierglas. „Wenn doch meine Eltern kapieren würden, was für eine tolle Frau sie ist. Doch die sehen nur eine Psychopathin in ihr.“
„Hey, wie gesagt, warte einfach mal ab. Wenn sie merken, wie ernst es dir mit ihr ist, vielleicht lenken sie dann ein“, versuchte Kai ihn zu trösten.
„Ich hoffe es… ich hoffe es so sehr“, seufzte Levin.
„Wenn man bedenkt, wie du noch vor einem dreiviertel Jahr drauf warst, da hätte ich alles darauf gewettet, dass du dich nicht so schnell verknallst.“
„Ich auch – und dann kam sie…“, Levin deutete mit dem Kopf auf Mia, die gerade dabei war, benutztes Pappgeschirr wegzuräumen.
Levin musste an die Diskussion mit ihr denken, Mia wollte sich Geschirr aus dem Café leihen, weil sie keine Pappteller hinstellen mochte, aber er konnte sie noch davon überzeugen, dass das kein Problem war. Sie wollte alles perfekt machen für ihn, er war sicher, dass sie jedes Opfer für ihn bringen würde – warum konnten seine Eltern das nicht sehen? Warum gaben sie ihr nicht wenigstens den Hauch einer Chance? Levin kannte keinen Menschen, der es so verdient hatte wie sie.
Und es machte ihn wahnsinnig, wenn er darüber nachdachte, dass sie – egal , was sie jetzt auch noch tun würde – vielleicht nie die Möglichkeit bekommen würde, um in den Augen seiner Eltern zu bestehen.
„Mia, jetzt lass das doch stehen, das läuft doch nicht weg“, Levin sah Mia streng an, sie war jetzt schon eine
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