Schatzfinder
alles!«, haucht sie verheißungsvoll und spielt mit ihren Locken.
Worauf der Professor meint: »Auch lernen?«
Mit der Lizenz zum Jammern
Wenn ein Kinofilm besonders flott ist, dann sagen wir gerne, dass der Film zu schnell war, anstatt zu sagen, dass wir zu langsam waren. Wer anderen die Schuld gibt, gibt anderen die Macht.
Wer anderen die Schuld gibt, gibt anderen die Macht.
Schuldzuweisung ist Machtzuweisung. Klagen ist Ermächtigen. Jammern ist Opfer-Sein. Nach dem Motto »Nur eine schlechte Nachricht ist eine gute Nachricht« überfluten uns die Medien gegenwärtig noch von morgens bis abends mit negativen Ereignissen, Arbeitslosigkeit, Krankheit, Terror, Hass, Vergewaltigung. Doch würden wir andere Nachrichten lesen? Würden wir uns gut fühlen, wenn die Medien plötzlich berichten, wie gut es den anderen geht? Die Menschen lesen, wenn ein Flugzeug abgestürzt ist – keiner, dass 99 000 sicher gelandet sind. Allerdings merken wir, dass wir uns selbst damit statistisch gesehen immer eine negativeWelt vorzeigen. Es gibt keine einzige Zeitung, die Positives schreibt, bis auf zwei Ausnahmen: Die SED-Zeitschrift in der DDR hat 40 Jahre täglich geschildert, dass die Planzahlen der Planwirtschaft mal wieder übertroffen wurden, und eine Zeitung in Neuseeland hat es versucht, bis sie kurz darauf pleiteging.
Wir wünschen uns immer Veränderung – der anderen.
Es hat auch etwas Positives: Negativität macht die Welt besser, weil wir Verbesserungspotenzial entdecken und Angst haben, negative Schlagzeilen zu machen. Walter Krämer, Professor für Wirtschafts- und Sozialstatistik an der Technischen Universität Dortmund, ließ seine Studenten die Zeilen auszählen, die in verschiedenen Zeitungen einem Panikthema gewidmet waren. Bei der
Frankfurter Rundschau
waren es pro Seite ungefähr etwa zehnmal so viele wie bei
Le Monde
aus Paris oder
El Pais
aus Madrid. Wenn man einen Monat lang die
Frankfurter Rundschau
gelesen hatte, denkt man, der Untergang der Menschheit stehe unmittelbar bevor. Oder wollen wir lieber weiter in der Negativität bestärkt und bestätigt werden, weil es uns gut tut, wenn es anderen nicht besser oder gar schlechter geht als uns? Die Medien sind ein Spiegelbild des Bewusstseins einer Gesellschaft, so wie alle anderen Bereiche unserer Gesellschaft auch. Wir wünschen uns immer Veränderung – der anderen.
Ich glaube tatsächlich, dass wir in Extremform zu 100 Prozent selbstbestimmt leben können. Das würde bedeuten, dass wir jederzeit tun, was wir wirklich wollen.
Nun wissen wir doch aber alle, dass das mit dem Wollen so nicht wirklich funktioniert. Man muss nur wollen und so weiter. Es ist eine Frage der Willenskraft und dergleichen. Das klappt ja alles nicht. Mir ist völlig klar, dass Ihr und auch mein Wille nicht stark genug sind, um sich jederzeit durchzusetzen.
Mir geht es gar nicht darum, dass wir alle immer starke Helden sein müssen, die wie James Bond (zumindest bevor Daniel Craig die Rolle übernommen hat) jenseits jedes Selbstzweifels niemals in die Opferrolle gehen, niemals jammern, jede Entscheidung sofort treffen und immer wissen, was wir wollen.
James Bond fasziniert uns, denn er akzeptiert immer ohne Murren die Realität. Für ihn ist die Welt so viel einfacher als für uns: Es ist, wie es ist – was mache ich jetzt damit? Ich habe zu tun, was zu tun ist, ich habe eine Mission, und wenn sie auch noch so unmöglich, unwahrscheinlich und unbeherrschbar ist. Der Bösewicht muss aufgespürt und unschädlich gemacht werden. Der Bösewicht ist nicht in Hongkong? Gut, dann bleibt James Bond nicht in Hongkong, weil es da so interessant ist, sondern fliegt schnellstmöglich nach Moskau. Und dort besucht er nicht zuerst den Roten Platz, um sich in Stimmung zu bringen, nein, James Bond ist immer in Stimmung, genau das zu tun, was gerade seine Aufgabe ist. Er verfolgt sein Ziel mit aller Leidenschaft, er hat nur diese eine Sache im Kopf. Zum Jammern hat er keine Zeit. Von seiner Aufgabe lässt er sich nicht einmal von weiblichen Reizen abbringen – außer er hat gerade nichts zu tun. Weil er zu 100 Prozent will, was er tut.
Am Ende hätte James Bond das Paradies behalten, den Apfel gegessen, Eva vernascht und die Schlange gekillt. Schuld wäre niemand gewesen.
Darin unterscheidet er sich von Adam, der das Paradies aufgab, nur weil er sich geschmeichelt gefühlt hat. Nach dem Rauswurf war klar: Die Schlange war schuld. Und diese Opferhaltung ist unser Erbe. Auch in mir steckt
Weitere Kostenlose Bücher