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Schatzfinder

Schatzfinder

Titel: Schatzfinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Scherer
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bist du lost in the middle of nowhere!«
    Toxi machte, was er am besten konnte, er machte mich fertig: »Millionen verdienen wollen, aber zu blöd sein, ein Hotel zu finden … verirrst dich im Wald und machst dir in die Hose! Da waren ja Hänsel und Gretel mutiger! Typisch! Hast dir mal wieder keine Zeit genommen, husch, husch, nicht richtig geplant, nicht richtig nachgedacht, und schon bist du lost in the middle of nowhere!«
    Toxi sprach auch englisch.
    »Du wirst niemals rechtzeitig ankommen! Du wirst deine Veranstaltung nicht finden! Kannst du vergessen! Und wenn doch, dann bist du morgen so platt, dass sie dich auslachen!«
    Er hatte wohl nicht unrecht.
    »Du bist ein Vollidiot!«
    Ja.
    »Du Schaf! Dümmer als der Rest.«
    So ist es.
    »Zu blöd, ein Navi zu programmieren.«
    Richtig.
    »Warum bist du überhaupt auf der Welt? Du hast doch keine Chance. Du kriegst es nicht mehr hin. Du bist ein schlechter Redner. Du kannst es nicht. Dein ganzer Lebensplan ist Mist!«
    Moment mal! Was hast du da gerade gesagt? »Was?« Na, bevor du gefragt hast, warum ich auf der Welt bin. Da hast du gesagt …
    »Zu blöd, ein Navi zu programmieren.« Genau! Das ist es. Das Navi. Es muss noch einen Ort gleichen Namens geben! Ich schaltete die Zündung an, löschte die Zieleingabe im Navi, holte meinen Zettel raus und gab den Ortsnamen des Hotels nochmal ein. Hatte ich mich verschrieben? Toxi hielt die Klappe. Da! Wenn man herunterscrollt: Es gibt noch mehr Orte, die so heißen. Ich bin zum falschen gefahren. Wo ist die richtige Postleitzahl?
    Das Blut strömte wieder zurück in meinen Kopf, ich wurde wieder lebendig. Wie weit ist es von hier? 200 km. Okay, noch zwei Stunden Qual, vielleicht schaffe ich es vor Sonnenaufgang. Ich startete den Motor, wendete und fuhr los.
    Um halb vier kam ich an.
Die Angst vor der Angst
    Selbst wenn wir perfekt vorbereitet wären, selbst wenn wir die perfekte Kindheit gehabt hätten, selbst wenn wir alle unsere Stärken und Schwächen kennen würden, selbst wenn wir unsere Vergangenheit restlos aufgeräumt hätten: Wir kämen trotzdem immer wieder in Krisensituationen. Wir könnten trotzdem nicht mit Dilemmata umgehen. Egal, was wir anstellen, egal wie frei, selbstverantwortlich und selbstbewusst wir leben, eines können wir nie verhindern: unsere Selbstzweifel.
    Wir haben viele Gegner, unsere Angst, unsere Mutlosigkeit und vieles mehr, doch unser größter Feind sind unsere Selbstzweifel. Der Zweifel ist wie ein Krebsgeschwür mitten in unseremHerzen. Der Zweifel will genährt werden, er frisst uns auf. Je größer der Zweifel ist, desto stärker wächst er. Unser Toxi schürt ihn. Und der Zweifel zerstört unseren Fokus. »Unsere Zweifel sind Verräter, und oft genug verspielen wir den möglichen Gewinn, weil wir den Versuch nicht wagen«, sagt Lucio in Shakespeares
Maß für Maß
.
    Es gibt nie den richtigen Tag. Die eine Hälfte unseres Lebens sind wir für die Dinge zu jung, die andere Hälfte unseres Lebens sind wir für die Dinge zu alt.
    Wir zweifeln unweigerlich: an unseren Fähigkeiten, daran, ob es richtig ist, was wir getan haben oder was wir tun, ob wir die Herausforderungen bewältigen können, ob wir gut genug sind, ob wir das richtige Alter haben, ob wir am richtigen Ort sind, ob nicht alles falsch ist, was wir gesagt und getan haben. Die meisten Visionen, Träume und Wünsche erfüllen sich nicht deswegen nicht, weil die äußeren Bedingungen nicht gut waren, sondern weil wir uns selbst nicht mehr vertraut haben, dass wir das Ziel erreichen können. Es gibt nie den richtigen Tag. Die eine Hälfte unseres Lebens sind wir für die Dinge zu jung, die andere Hälfte unseres Lebens sind wir für die Dinge zu alt. Dazwischen ist ein einziger Tag, und keiner weiß genau, wann er ist. Das ist der Zweifel.
    Stellen Sie sich vor, Sie sind Flugkapitän und sitzen im Cockpit eines Airbus A 380, des größten Passagierflugzeugs der Welt. Sie wissen: Das Stahlding, das Sie steuern sollen und das sich gerade auf der dreieinhalb Kilometer langen Startbahn durch die Höllenkraft der vier Rolls-Royce-Strahltriebwerke in Bewegung setzt, ist 550 Tonnen schwer. So schwer wie 100 große Elefantenbullen. So schwer wie 400 VW Golf. Sie drücken den Schubhebel nach vorne, das Ding beschleunigt. Eigentlich wissen Sie, dass die 550 Tonnen mitsamt Ihnen selbst bei einer Geschwindigkeit von etwa 380 Stundenkilometern abheben sollen. Aber was, wenn das gar nicht möglich ist? Was, wenn alles, was Sie bis dahin

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