Schatzfinder
das drinnen. Aber James Bond wäre das nicht passiert. Am Ende hätte er das Paradies behalten, den Apfel gegessen, Eva vernascht und die Schlange gekillt. Schuld wäre niemand gewesen.
Ist eine Bombe zu entschärfen und ist es eigentlich schon zu spät dazu, dann stellt sich James Bond nicht hin und jammert, dass ihn seine Majestät zu spät angerufen hat. Stellen Sie sich das mal vor – es wäre lächerlich. Nein, James Bond geht einfach hin und entschärft die Bombe, die Zeitanzeige bleibt bei exakt 007 Sekunden stehen.
Wir sind nicht wie James Bond. Niemand ist es! Und das verlange ich auch nicht, weder von Ihnen noch von mir selbst. Freiheit bringt immer auch die entsprechende Portion Verantwortungmit sich, und die muss man erst mal schultern können. Das geht nicht immer.
Stattdessen kommen wir morgens ins Büro, der Rechner fährt hoch, und er fährt hoch und er fährt immer noch hoch. Und was machen wir? Wir jammern. Der blöde Rechner. Das blöde Softwarehaus in Redmond, das dieses blöde Betriebssystem zusammengeflickt hat. Bill Gates stiehlt uns die Zeit, und Steve Ballmer macht es nur noch schlimmer! Und wir schließen uns zu Jammerzirkeln zusammen und berichten uns gegenseitig von unserem Leiden am Hochfahren des
Leiden ist leichter als Lösen!
Rechners. Leiden ist leichter als
Lösen!
Abgesehen von der sozialen Funktion des gemeinsamen Wartens auf die Bereitschaft des Computers, seinen Dienst anzutreten, rechnen wir hoch: In der Zeit kann man nichts arbeiten. Das macht in Summe locker ein paar Tage Arbeitszeit im Jahr. Und das ist ja auch verlorene Lebenszeit!
Mit dem Bewusstsein der prinzipiellen Freiheit würden wir vielleicht auf die Idee kommen, an dieser Situation etwas zu ändern: Schon mal den Tagesablauf zu planen, solange der Rechner hochfährt. Solange den Anrufbeantworter abzuhören, den Toner im Drucker zu wechseln oder den Papiervorrat aufzufüllen, die Blumen zu gießen oder einfach schon mal einen Kunden anzurufen. Oder ich würde darauf kommen, den Rechner abends erst gar nicht auszuschalten, sondern im Stand-by-Modus zu lassen. Okay, Strom sparen. Man könnte das ja mal überlegen … zum Beispiel während der Rechner hochfährt.
Nach Schätzungen von Gallup können bis zu 11 Prozent des Bruttosozialprodukts durch ständiges Kommentieren und Lamentieren verschwendet werden. Schlimm ist, dass die Leute dem Jammern gegenüber immer toleranter werden. Jammern ist mittlerweile so normal, dass wir gar nicht mehr bemerken, wie viele Sekunden, Minuten, Stunden, Tage, Wochen wir dafür verschwenden. Wenn die Jammerer die Zeit, die sie verwenden, um den Zustand zu beschreiben, dafür verwenden würden, den Zustand zu ändern, wäre das Ergebnis unglaublich.
Wenn die Jammerer die Zeit, die sie verwenden, um den Zustand zu beschreiben, dafür verwenden würden, den Zustand zu ändern, wäre das Ergebnis unglaublich.
Nein, mir geht es nicht darum, dass wir alle James Bond sein müssen, dem sich solche Fragen gar nicht stellen, weil er niemals auf das Hochfahren eines Computers warten muss. Mir geht es nicht darum, immer zu 100 Prozent frei zu sein. Mir geht es vielmehr um das Bewusstsein der Freiheit! Um das Bewusstsein der Verantwortung. Wenn wir vor uns selbst zugeben und wissen, dass wir alles, was wir machen, freiwillig machen, wenn wir akzeptieren, dass wir nichts müssen und niemandes Opfer sind, wenn wir vor uns zugeben, dass wir das, was wir machen oder haben oder sind, aufgrund einer Kosten-Nutzen-Abwägung selbst ausgewählt haben, dann haben wir einfach eine viel bessere Grundlage, um vorteilhaftere Tauschgeschäfte im Leben abzuschließen. Dann haben wir die besseren Karten,
Wenn Sie aber nichts ändern wollen, dann ist die Opferrolle die weitaus beste Strategie.
Wenn Sie aber nichts ändern wollen, dann ist die Opferrolle die weitaus beste Strategie. Es gilt also, die großen Entscheidungen zu treffen. Dazu meinte ein Sportler im Fernsehen sinngemäß: »Ich treffe die großen Entscheidungen, und meine Frau trifft die kleinen Entscheidungen. Und die Entscheidung darüber, ob eine Entscheidung groß oder klein ist, trifft meine Frau.«
UNSER GRÖSSTER FEIND
Mein Vortrag sollte am nächsten Tag in Österreich stattfinden. In Österreich, irgendwo in Österreich, irgendwo im richtigen von 80 000 österreichischen Quadratkilometern. Mein Büro hatte mich mit dem Flieger nach Wien geschickt, mir die Adresse mitgegeben und den Mietwagen reserviert.
Ich war schon seit
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