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Schatzfinder

Schatzfinder

Titel: Schatzfinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Scherer
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Entscheidungsfähigkeit einfach, wenn Sie sich vor Augen halten, dass es aus einer bestimmten Perspektive nur zwei Sorten von Entscheidungen gibt: leichte und schwere.
    Nehmen wir zuerst die leichten: Die sind Glückssache. Wenn da zum Beispiel einer käme und mir sagte: »Ich kenne einen Weg, wie Sie pro Tag 30 000 Euro verdienen können.« Nun, ich würde keine Sekunde überlegen, die sieben Atemzüge der Samurai wären reine Zeitverschwendung. Selbstverständlich würde ich dem Menschen zuhören, um zu erfahren, wie das gehen soll. Leichte Entscheidungen trifft man sofort. Man macht es einfach, weil die Vorteile die Nachteile ganz offensichtlich haushoch überragen. Fertig. Abgehakt.
    Bei den schweren Entscheidungen überlegen wir immer sehr lange. Und ich vermute, sie sind es, auf die die Samurai ihre sieben Atemzüge gemünzt haben. Aber warum überlegen wir denn so lange? Weil die jeweilige Größe der Vorteile, den die beiden Alternativen bieten, sich nicht klar voneinander unterscheiden. Beide Alternativen scheinen ähnlich wertige Vorteile und Nachteile zu haben, sonst wäre es ja eine einfache Entscheidung. Es ist eben keine klare Sache, die Konsequenzen der Entscheidung wären so oder so in etwa gleich gut oder gleich schlecht. Deshalb ist es ja so schwierig. Deshalb dieses feine Abwägen, das genaue Betrachten.
    Je schwieriger die Entscheidung, desto egaler ist es, welche sie treffen.
    Aber bitte, wenn das so ist, dann kann ich doch mit Berechtigung sagen: Dann ist es egal, welchen Weg ich gehe. Wenn die Summe der Pros und Contras des einen Jobs in etwa so hoch ist wie die Summe der Pros und Contras des anderen Jobs, dann ist es schlicht egal, welchen Sie nehmen. Je schwieriger die Entscheidung, desto egaler ist es, welche sie treffen. Viele Menschen stellen sich dabei immer noch die Frage, wie sie Entscheidungen treffen sollen. Die Antwort ist denkbar einfach: Wir entscheiden, indem wir entscheiden. Die Samurais hatten recht!
Wer trägt die Last?
    Der kräftezehrende Zustand der Unentschiedenheit ist ein Zustand des Leidens. Während die einen sich dann als Opfer der Umstände inszenieren, führen die anderen in solchen Fällen das Heldenepos des Kämpfenden auf. Die Unentschiedenheit wird zuerst vor sich selbst und dann vor allen anderen als Kampf dargestellt. Man kämpft um seine Frau, man kämpft um seinen Job, man ringt mit sich um die richtige Entscheidung, man erkämpft sich die Anerkennung, man kämpft gegen eine Krankheit. Aber ist dieser Kampf in vielen Fällen nicht wenig mehr als nur das Rütteln an einer verschlossenen Tür?
    Die Tür wird zum Gegner, an ihr kann man sich abarbeiten, dieses Stück lässt sich wunderbar aufführen, diese Erzählung lässt sich zum Besten geben. Diese verdammte blöde Tür im Leben! Sie wird in allen Einzelheiten beschrieben, und das Rütteln wird kultiviert: Mein ganzes Leben lang versuche ich … Ich habe es mir nicht einfach gemacht … Es ist einfach hart … Ich versuche nach wie vor … Mein größter Wunsch wäre XY, aber es geht ja nicht …
    Die Tür, die uns im Weg steht und uns die Zukunft versperrt, wird zum Objekt unserer ganzen Aufmerksamkeit. Dabei ist die Tür doch vollkommen egal. In Wahrheit will ich in den Raum dahinter! Anstatt gegen die Tür zu kämpfen, sollte ich doch besser fragen, wie ich in diesen Raum dahinter gelangen könnte.
    Über das Kämpfen im Leben können wir allzu leicht vergessen, was wir eigentlich ursprünglich wollten. Der jahrelange Stellungskrieg des Mitarbeiters mit dem bösen Chef verdeckt, dass er eigentlich nur ein höheres Gehalt wollte. Der jahrelange Kampf des Chefs mit der Unfähigkeit seiner Mitarbeiter verdeckt, dass er eigentlich auch mal wieder gern ein freies Wochenende hätte. Der jahrelange Streit zwischen den Ehepartnern verdeckt, dass er eigentlich gerne eine Frau hätte, die ihm den Alltag organisiert, während sie gerne einen Mann hätte, der sie von der Hausarbeit befreit.
    Außerdem ist es mehr als fraglich, als Chef über seine Mitarbeiter zu schimpfen. Immer wenn eine Führungskraft über dieMitarbeiter klagt, dann stelle ich die Frage: »Ja, wer hat die den eingestellt?« Und anstatt sich darüber Gedanken zu machen, wie man das bekommen könnte, was man will, fokussiert man die Energie auf den Chef, auf die Mitarbeiter oder auf den Ehepartner, also auf die Tür anstatt auf den Raum. Die Aggressivität, die sich im Kampf entlädt, ist per se nichts Schlechtes. Sie ist pure Energie. Aber wir

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