Schatzfinder
müssen aufhören, sie zum Kämpfen zu verwenden, und beginnen, sie für das Verfolgen eines Ziels einzusetzen. Wir sollten unsere Aggressionen in etwas Förderliches kanalisieren.
Aber mit dem Kämpfen aufzuhören heißt, die Schuldzuweisung aufzugeben, die mit dem Gegner verbunden ist. Und es würde bedeuten, die Jobs einiger Richter und Rechtsanwälte überflüssig zu machen.
In der Zeitung habe ich neulich gelesen, dass Polizisten einen Anspruch auf Freistellung haben, wenn sie sportlich ein hohes Niveau erreichen und beispielsweise die Farben unseres Landes auf einer Olympiade vertreten. Das klingt sinnvoll.
Was mich verrückt macht, ist, dass es dann immer einige Leute gibt, die so einen Umstand als Aufforderung verstehen, den eingebildeten Kampfplatz zu betreten. Ein bayrischer Kriminalhauptkommissar ging nämlich zu seinem Vorgesetzten und beantragte die Freistellung, weil er an der Weltmeisterschaft der Unterwasserfotografie als Teamchef der »Unterwasser-Foto-und-Video-Nationalmannschaft« teilnehmen wollte. Gleiches Recht für alle! Wenn Rhythmische Sportgymnastinnen für die Olympischen Spiele vom Dienst freigestellt werden, dann muss das auch bei ihm möglich sein! Das Polizeipräsidium wollte aber nicht in den Verdacht geraten, seinen Beamten das Hobby oder den Urlaub zu finanzieren, und lehnte ab. Was machte der Polizist? Natürlich, er klagte!
Er war also nicht bereit, zwei Urlaubstage für seine Leidenschaft zu opfern, um dort mit seiner ganzen fokussierten Energie zu brillieren, sondern setzte seine Energie dafür ein, sich die staatliche Kostenübernahme zu ertrotzen. Und weil das Motiv der Gleichheit zurzeit Hochkonjunktur hat, gelang ihm dies auch: Das Gericht stellte sich auf die Seite des Kämpfers, und dasPolizeipräsidium gab stellvertretend für die Steuerzahler nach: Der Mann bekam rückwirkend zwei Tage frei.
Da nun Sie und ich den Ausflug des deutschen Teammitglieds des Verbands deutscher Sporttaucher (VDST) zur 13. Unterwasser-Foto-Weltmeisterschaft nach Bodrum in der Türkei mitfinanziert haben, haben wir auch den Anspruch auf einen Bericht über das Ergebnis des Unternehmens. Hier ist er: Der Polizist selbst schreibt auf der Website des VDST: »Wenngleich es das deutsche Team auch nicht auf das Siegertreppchen schaffte, war es doch eine wertvolle Erfahrung für alle Teilnehmer, in einem harmonischen Rahmen einer solchen Veranstaltung beiwohnen zu können. Das VDST-Team gratuliert dem neuen Weltmeister und Lokalmatador Orhan Aytür zu seinem Titelgewinn.« Da schließe ich mich an!
Und wenn demnächst ein Lehrer seine Freistellung beantragt, weil er sich mit seiner Frau fortpflanzen und einen neuen Steuerzahler produzieren will, dann gratuliere ich auch und entrichte meinen Obolus, um das möglich zu machen. Und wenn ein Angestellter an der Weltmeisterschaft im Kirschkern-Weitspucken teilnehmen will, die seit 1974 jährlich in Düren ausgetragen wird, dann bleibt seinem Chef wohl nichts anderes übrig, als ihm freizugeben. Für Deutschland! Na klar, gleiches Recht für alle! Wo wollen Sie die Grenze ziehen?
Selbstbestimmung beginnt dort, wo ich eine Entscheidung treffe und die Konsequenzen trage.
Im Ernst: Selbstbestimmung beginnt dort, wo ich eine Entscheidung treffe und die Konsequenzen trage.
Dass jemand auf diese Weise eine Entscheidung getroffen hat, erkennt man daran, dass er diesen eingeschlagenen Weg bedingungslos, leidenschaftlich und voller Energie verfolgt und sich nicht ablenken lässt. Den Preis bezahlt er selbst. Er verlangt nicht von anderen, Zeit oder Geld aufzubringen, damit er seinem Hobby frönen oder sich ein Vergnügen gönnen kann.
Wer wirklich etwas will und sich dafür entschieden hat, dem ist es ernst damit – sein Stolz und sein Selbstwertgefühl entstehenja gerade dadurch, dass er auch die Lasten trägt, die mit seiner Entscheidung verbunden sind.
Es ist wie mit dem Profi-Golfer, der nach einem erfolgreichen Turnier von einem Fan um ein Autogramm gebeten wurde. Der Fan sagte: »Sie spielen so wunderbar Golf. Ich würde mein Leben dafür hergeben, wenn ich auch so gut spielen könnte!«
Der Golfer antwortete: »Sie würden Ihr Leben dafür hergeben. Und ich habe mein Leben dafür hergegeben. Das ist der Unterschied zwischen uns beiden.«
Oder die attraktive Studentin, die verführerisch dem Professor zuflüstert: »Ich würde wirklich alles tun, um die Prüfung zu bestehen. Alles!«
»Wirklich alles?«, meint der Professor?
»Ja, wirklich
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