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Schau Dich Nicht Um

Titel: Schau Dich Nicht Um Kostenlos Bücher Online Lesen
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UNION PIER gab ein weiteres
großes Holzschild an der Straße bekannt. Jess richtete sich interessiert auf.
    »Was ist denn?« fragte Don.
    »Seit wann gibt es hier draußen einen Schützenverein?« fragte Jess.
    »Seit Ewigkeiten«, antwortete Don. »Warum? Möchtest du dir gern deine Frustration vom Leibe schießen? Ich bin allerdings ziemlich sicher, daß man da Mitglied sein muß«, fuhr er fort, als sie nicht antwortete.
    »Gibt es da auch einen Schießstand für Bogenschützen?«
    »Wie?«
    »Für Bogenschützen«, wiederholte Jess, ohne selbst genau zu wissen, worauf sie eigentlich hinaus wollte.
    »Das glaube ich nicht. Wieso dieses plötzliche Interesse am Bogenschießen?« Er hielt abrupt inne. »Ach, der Armbrustmörder?« fragte er.
    »Terry Wales hat im Zeugenstand geschworen, daß er seit seiner Kindheit, als er im Sommerlager war, keinen Bogen mehr in der Hand gehabt hat. Was wäre, wenn ich beweisen könnte, daß er sehr wohl mit Pfeil und Bogen umgegangen ist?«
    »Dann, würde ich sagen, hättest du gute Chancen, vorsätzlichen Mord zu bekommen.«
    »Darf ich mal telefonieren?«
    »Ich bin mit dir hier rausgefahren, weil ich dir Gelegenheit geben wollte, ein bißchen abzuschalten.«
    »Ich kann jetzt nicht abschalten. Bitte.«
    Don nahm das Autotelefon und reichte es Jess. Sie wählte rasch Neil Strayhorns Privatnummer.
    »Neil, ich möchte, daß du sämtliche Bogenschützenvereine ausfindig machst, die es in und um Chicago gibt. Sagen wir in einem Umkreis von circa zweihundert Kilometern«, sagte sie, ohne sich mit einleitenden Bemerkungen aufzuhalten.

    »Jess?«
    »Ich möchte wissen, ob Terry Wales bei irgendeinem davon Mitglied ist, ob er in den letzten dreißig Jahren Pfeil und Bogen in der Hand gehabt hat. Detective Mansfield kann dir da wahrscheinlich helfen. So viele Bogenschützenvereine wird es hier in der Gegend nicht geben. Sag ihm, daß wir die Information morgen vormittag brauchen. Ich ruf dich später noch mal an.«
    Sie legte auf, ehe er Einwände erheben oder Fragen stellen konnte.
    »Du bist eine harte Chefin«, sagte Don zu ihr und bog nach links in die Smith Road ein.
    »Ich hatte einen guten Lehrer«, erinnerte Jess ihn.
    Der Wagen fuhr schwankend über die holprige Schotterstraße. Sommerhäuser standen zu beiden Seiten. Obwohl sich der Wert der Häuser auf der Landzunge in den letzten zehn Jahren etwa vervierfacht hatte, schienen die Bewohner nichts davon zu halten, die Straße reparieren zu lassen. Jess hielt sich am Türgriff fest, während der Wagen von Schlagloch zu Schlagloch sprang, so daß sie Schwierigkeiten hatte, aus dem Fenster zu sehen.
    »Man kommt sich vor wie am Ende der Welt«, sagte Jess, in das dichte Schneetreiben hinausblickend.
    »Ich zünde uns ein schönes Feuer an, wir machen uns eine Flasche Wein auf, dann sieht es gleich freundlicher aus.«
    »Jetzt schneit’s aber wirklich.«
    »Wer zuerst an der Haustür ist«, sagte Don, und schon sauste Jess los.
     
    »Ich hatte ganz vergessen, wie schön es hier ist.« Jess stand an dem großen Fenster, das fast die ganze Rückwand des Häuschens einnahm, und sah durch das Schneegestöber in den kleinen Garten hinaus, den sie vor vielen Jahren selbst angelegt hatte. Gleich auf der anderen Seite war das Steilufer, von dem eine Treppe, die in den Stein eingehauen war, zum See hinunter führte. Hohe Tannen
begrenzten Dons Grundstück und schirmten es von den Nachbarn zu beiden Seiten ab. Hinter ihr knisterte im großen gemauerten Kamin ein warmes Feuer. Don saß auf dem weißen Schafwollteppich zwischen dem Kamin und einem der beiden altmodischen Chesterfieldsofas.
    »Wir vermissen dich«, sagte er leise. »Der Garten und ich. Weißt du noch, wie du die Büsche gepflanzt hast?«
    »Aber natürlich. Das war kurz nach unserer Trauung. Wir haben uns darüber gestritten, welche Büsche am schnellsten wachsen und welche am schönsten aussehen würden.«
    »Wir haben nicht gestritten.«
    »Also gut, wir haben diskutiert. «
    »Und dann haben wir einen Kompromiß geschlossen.«
    »Wir haben es so gemacht, wie du es haben wolltest«, sagte Jess und lachte. »Das war ein netter Einfall, hier rauszufahren. Danke dir.« Sie kam zu ihm und setzte sich auf den Boden, den Rücken an das Sofa gelehnt.
    »Wir hatten schöne Zeiten hier«, sagte er wehmütig.
    »Ja«, bestätigte sie. »Ich glaube, ich war immer im Mai am liebsten hier, wenn alles gerade zu grünen und zu blühen anfing, und ich wußte, daß ich noch den ganzen

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