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Schau Dich Nicht Um

Titel: Schau Dich Nicht Um Kostenlos Bücher Online Lesen
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drängte Jess.
    Don blieb an der Tür stehen, während Jess in die Küche lief, um den Anruf entgegenzunehmen. Als sie eine Minute später zurückkam, war sie kreideweiß. Sie zitterte am ganzen Körper, und ihr Gesicht war tränerlüberströmt. Beide Männer gingen sofort auf sie zu.
    »Das war das Gerichtsmedizinische Institut«, sagte sie leise. »Man hat Connie DeVuono gefunden.«
    »Was? Wo? Wann?« Don feuerte seine Fragen ab wie Schüsse.
    »In Skokie Lagoons. Ein Eisfischer hat die Leiche gestern am späten Nachmittag gefunden und sofort die Polizei angerufen. Sie haben sie mit dem Krankenwagen in die Harrison Street gebracht.«
    »Und sie sind sicher, daß es Connie DeVuono ist?«
    »Aufgrund der Unterlagen ihres Zahnarztes, ja. Die lügen nicht.« Jess schluckte. »Sie ist mit einem Stück Draht erdrosselt worden. Es
war so fest zugezogen, daß es sie beinahe enthauptet hätte. Die Leiche ist anscheinend dank der Kälte gut erhalten.«
    »Das tut mir so leid, Jess.« Don zog sie in seine Arme.
    Jess weinte leise an seiner Schulter. »Ich muß zu Connies Mutter. Ich muß es ihr sagen.«
    »Das kann doch die Polizei tun.«
    »Nein«, sagte Jess hastig. Sie sah Adam auf Zehenspitzen zur Tür gehen, seine Jacke über dem Arm. »Das muß ich selbst tun. Mein Gott, Don, was soll ich ihr nur sagen? Was soll ich ihrem kleinen Sohn sagen?«
    »Du wirst schon die richtigen Worte finden, Jess.«
    Jess sagte nichts, als Adam die Tür öffnete und ihr zum Abschied eine Kußhand zuwarf. Leise schloß sich die Tür hinter ihm.
    »Wo wohnt Connies Mutter?« fragte Don. Wenn er Adams Weggehen mitbekommen hatte, so verlor er kein Wort darüber.
    »In der Miller Street. Ich habe mir die genaue Adresse irgendwo aufgeschrieben.« Jess wischte sich die Tränen aus den Augen.
    »Geh, mach dich fertig. Ich fahr dich.«
    »Nein, Don, das brauchst du nicht zu tun.«
    »Jess, du hast kein Auto, und auf keinen Fall lasse ich dich das ganz allein durchstehen. Bitte, widersprich mir jetzt ausnahmsweise mal nicht.«
    Jess hob die Hand und streichelte ihrem geschiedenen Mann die Wange. »Danke dir«, sagte sie.

17
    A lles in Ordnung?« fragte er.
    »Nein.«
    Jess weinte immer noch. Sie konnte nicht aufhören. Auch als sie sich angezogen hatte, hatten die Tränen nicht nachgelassen. Sie hatte geweint, als sie sich in Dons Mercedes gesetzt hatte; immer noch geweint, als sie vor Mrs. Gambalas bescheidenem Häuschen in Little Italy anhielten.
    »Du mußt aufhören zu weinen«, hatte Don sie behutsam ermahnt. »Sonst wird sie es schon wissen, noch ehe du den Mund aufmachst.«
    »Sie wird es sowieso gleich wissen«, hatte Jess erwidert, und sie hatte recht gehabt.
    Die Haustür wurde geöffnet, noch ehe Jess die kleine, aus Klinker gemauerte Vorderveranda erreicht hatte. Mrs. Gambala war von Kopf bis Fuß schwarz gekleidet. Ihr Enkel stand halb versteckt hinter ihr und spähte hinter ihren ausladenden Hüften hervor.
    »Sie haben sie gefunden«, sagte Mrs. Gambala, als hätte sie die schreckliche Wahrheit schon akzeptiert. Aber sie schüttelte dabei verneinend den Kopf.
    »Ja«, bestätigte Jess. Die Stimme versagte ihr, sie konnte nicht weitersprechen.
    Steffan warf nur einen Blick auf Jess und seine Großmutter, dann rannte er die schmale Treppe zu seinem Zimmer hinauf. Die Tür oben fiel krachend zu.
    Sie gingen hinein. Jess erklärte Mrs. Gambala die Einzelheiten, versprach ihr, genauestens zu berichten, sobald der Befund der ärztlichen Leichenschau da sei, versicherte ihr, daß der Schuldige rasch gefaßt und vor Gericht gestellt werden würde. Dabei starrte sie Don an, als wollte sie ihn herausfordern, ihr zu widersprechen.

    »Wirst du jetzt einen Haftbefehl gegen Rick Ferguson ausstellen?« fragte Don, als sie zu seinem Wagen zurückgingen.
    Nichts hätte Jess lieber getan, aber sie wußte, daß es klüger war, damit zu warten, solange sie nicht über die Umstände von Connie DeVuonos Tod informiert war. Sie mußte genau wissen, was für Beweise - wenn überhaupt - es gab, um eine Verbindung zwischen Rick Ferguson und Connies Tod herzustellen.
    »Noch nicht. Wirst du ihn anrufen?«
    »Welchen Grund hätte ich, ihn anzurufen, wenn du nicht vorhast, ihn zu verhaften?« fragte er übertrieben unschuldig. »Außerdem ist heute Sonntag. Sonntags arbeite ich nicht.«
    »Danke«, sagte Jess und begann wieder zu weinen.
    »Alles in Ordnung?« fragte er jetzt.
    »Nein.« Sie preßte die Lippen aufeinander, um ihr heftiges Zittern zu

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