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Schau Dich Nicht Um

Titel: Schau Dich Nicht Um Kostenlos Bücher Online Lesen
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haben, mich zu terrorisieren?
    In Gedanken ging sie alte Fälle durch. War es möglich, daß sie einmal
gegen ihn ermittelt hatte? Ihn ins Gefängnis gebracht hatte? Vielleicht war er der Bruder von jemand, den sie hinter Gitter befördert hatte. Oder der Freund. Vielleicht war er ein gedungener Killer.
    Oder vielleicht ist er die Reinkarnation von Al Capone, verspottete sie sich selbst. Wenn sie es so wollte, konnte sie ohne weiteres den Rest ihres Lebens damit zubringen, die Motive jedes Mannes in Frage zu stellen, der mehr als beiläufiges Interesse an ihr zeigte. Er will dich doch nicht umbringen, dachte sie ungeduldig und trat zur Seite, um Adam Stohn in ihre Wohnung zu lassen. Er will dich ins Bett kriegen.
    »Ich war neugierig wegen gestern. Ich wollte gern wissen, was los war«, sagte er, zog seine Jacke aus und warf sie über ihren Mantel auf das Sofa.
    Jess erzählte ihm von ihrem Besuch bei Connie DeVuonos Mutter und ihrem kleinen Sohn und dann von ihrem großen Triumph bei Gericht. Daß sie die Nacht zwischen den beiden Ereignissen mit ihrem geschiedenen Mann verbracht hatte, erwähnte sie nicht.
    »Er liebt dich immer noch, das weißt du wohl«, sagte Adam, während er an den Knöpfen ihrer Stereoanlage drehte, bis er einen Sender mit Country Music gefunden hatte. Garth Brooks sang ein fröhliches Liedchen davon, wie sein Vater in blindwütiger Eifersucht seine Mutter umgebracht hatte.
    »Wer?« fragte Jess, obwohl sie genau wußte, wen er meinte.
    »Der Brötchenmann«, antwortete Adam. Er nahm die Tüte mit den Brötchen vom Eßtisch und hielt sie hoch. »Du hast vergessen sie einzufrieren.«
    »Ach verflixt. Jetzt sind sie bestimmt steinhart.«
    Adam legte die Tüte wieder auf den Tisch und ging langsam zu ihr. »Wie sieht’s bei dir aus?«
    »Bei mir? Ganz gut, außer daß ich ein bißchen müde bin.«
    »Ich meine, wie sieht’s bei dir in bezug auf deinen Ex-Mann aus?« erklärte er.

    »Ich hab dir schon gesagt, daß wir Freunde sind.«
    »Ich glaube, das ist mehr als Freundschaft.«
    »Da täuschst du dich.«
    »Ich hab dich gestern abend angerufen, Jess«, sagte er, sehr nahe jetzt. »Ich hab’s immer wieder versucht. Ich glaube, es war drei Uhr morgens, als ich schließlich aufgegeben habe.«
    »Ich wußte nicht, daß ich dir Rechenschaft schuldig bin.«
    Adam trat zwei Schritte zurück und hob beide Hände. »Natürlich, du hast recht. Es steht mir nicht zu, dir diese Fragen zu stellen.«
    »Warum tust du’s dann?«
    »Ich weiß nicht genau.« Sein Gesicht zeigte Verwirrung. »Wahrscheinlich möchte ich einfach wissen, wo ich stehe. Wenn du noch an deinem geschiedenen Mann hängst, dann brauchst du’s nur zu sagen, und ich verschwinde.«
    »Ich hänge nicht mehr an ihm«, sagte Jess rasch.
    »Und wie ist es mit ihm?«
    Er kennt meine Gefühle.«
    »Aber er hofft, daß er dich umstimmen kann.«
    »Er hat eine Freundin.«
    »Nur, bis du es dir anders überlegst.«
    »Aber das werde ich nicht tun.«
    Ein paar Sekunden lang starrten sie einander schweigend an.
    Er ist der unbekannte Faktor, Jess.
    In der nächsten Sekunde lagen sie sich in den Armen.
    Wer ist dieser Mann eigentlich?
    Seine Hände glitten über ihren Körper abwärts, und er drückte sie fester an sich, während er ihren Hals küßte.
    Wer ist dieser Adam Stohn eigentlich, Jess? hörte sie Don wieder fragen und fühlte immer noch, wie er in ihr war. Wie hatte sie das geschehen lassen können? Wie konnte sie in der einen Nacht mit dem einen Mann ins Bett gehen und in der anderen mit dem anderen? Waren dies nicht die neunziger Jahre? Das Aids-Zeitalter? War
Promiskuität nicht ein überholtes Relikt aus einer unschuldigeren Zeit?
    Beinahe hätte sie über diese Kombination von Promiskuität und Unschuld gelacht. Ich bin wirklich eine richtige Juristin, dachte sie. Ich kann alles so drehen, daß es paßt.
    »Ich kann nicht«, sagte sie hastig und befreite sich aus seiner Umarmung.
    »Was kannst du nicht?« Seine Stimme klang heiser.
    »Ich bin noch nicht soweit«, sagte sie. Sie fühlte mißbilligende Blicke aus unsichtbaren Augen auf sich gerichtet. »Ich weiß ja nicht einmal, wo du wohnst.«
    »Du möchtest wissen, wo ich wohne? Ich wohne in der Sheffield Street«, sagte er schnell. »Ich habe da eine Zweizimmerwohnung. Fünf Minuten zu Fuß von Wrigley Field entfernt.«
    Plötzlich fingen sie beide schallend zu lachen an. Es war ein herrlich befreiendes Gelächter, tief aus dem Bauch. Jess spürte, wie die Spannung der letzten

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