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Schau Dich Nicht Um

Titel: Schau Dich Nicht Um Kostenlos Bücher Online Lesen
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deine Hand!«
    »Wie, zum Teufel, hast du das angestellt?« Barry schob ihr hastig eine Serviette unter die Hand, ehe das Blut auf den Teppich tropfen konnte.
    Eines der kleinen Mädchen begann zu weinen.
    »Es ist nichts«, hörte Jess sich sagen, obwohl sie in Wahrheit gar nicht sicher war, was geschehen war, und daher auch nicht sagen konnte, ob es wirklich nichts war.
    »Da hast du ja ganz schön zugepackt«, sagte ihr Vater, während er behutsam die Faust seiner Tochter öffnete, um die verletzte Hand
zu untersuchen. Vorsichtig zog er zwei kleine Glassplitter aus ihrer Hand und wischte mit seinem weißen Leinentaschentuch sanft das Blut weg.
    »Das ist meine Adlerklaue«, sagte Jess.
    »Deine was?« fragte Barry, der mit etwas Mineralwasser den Teppich abtupfte.
    »Ich gehe in einen Selbstverteidigungskurs«, murmelte Jess, befremdet über dieses Gespräch.
    »Ach, und da bringen sie euch bei, wie man sich vor einem Glas Weißwein schützt?« fragte Barry.
    »Ich hole die Wundsalbe«, sagte Maureen. Sie legte die beiden Säuglinge in ihre Babywippen und eilte aus dem Zimmer. Tyler hängte sich immer noch weinend an ihren Rockzipfel.
    »Das tut mir wirklich leid«, sagte Jess.
    »Wieso?« fragte Sherry. »Haben Sie es denn mit Absicht getan?«
    Jess lächelte dankbar. »Es tut teuflisch weh.«
    »Das kann ich mir vorstellen.« Sherry untersuchte die kleinen Schnitte, die sich mit den Linien in jess’ Handfläche kreuzten. »Sie haben eine schöne kräftige Lebenslinie«, bemerkte sie beiläufig.
    »Was, zum Teufel, hast du dir dabei gedacht?« fragte Barry im Aufstehen.
    »Ich dachte, bei euch seien solche Wörter nicht erlaubt«, gab Jess zurück.
    »Komm, laß dich damit einreiben.« Maureen, die wieder da war, trug die lindernde Salbe auf Jess’ Hand auf, ehe Jess protestieren konnte. »Und ich hab auch gleich einen Verband mitgebracht.«
    »Ich brauche keinen Verband.«
    »Halt die Hand über deinen Kopf«, wies Barry sie an.
    »Also wirklich, Barry, so tief sind die Schnitte doch nicht.«
    »Vielleicht sollten wir einen Arzt anrufen«, sagte Maureen. »Nur zur Sicherheit.«
    Bei dem Wort Arzt begann Tyler von neuem zu jammern.

    »Ist ja gut, Tyler«, beruhigte ihn Maureen und bückte sich, um ihn in die Arme zu nehmen. »Der Arzt kommt ja nicht zu dir.« Sie wandte sich wieder an Jess. »Dem armen Jungen sind sämtliche Ärzte verhaßt, weil ihm der Arzt das letzte Mal, als er krank war, du weißt schon, als wir alle die Grippe hatten, dieses Stäbchen in den Hals gesteckt hat, um sich seine Mandeln anzusehen, und Tyler würgen mußte. Er haßt es, wenn er sich übergeben muß.«
    Jess lachte, und Tyler begann noch lauter zu weinen. »Entschuldige, Süßer«, sagte sie und tätschelte ihrem Neffen mit einer Hand die Wange, während sie den anderen Arm hochhielt, so daß Sherry die verletzte Hand verbinden konnte. »Ich habe nicht über dich gelacht. Ich habe gelacht, weil ich das auch kenne. Ich mag es auch nicht, wenn ich mich übergeben muß.«
    »Wer mag das schon?« fragte Barry. Er griff zum Telefon auf dem Beistelltisch neben dem Sofa. »Also, Jess? Brauchst du einen Arzt?«
    »Keine Spur.« Sie ließ sich von ihrem Vater zum Sofa führen, wo der sie zwischen sich und Sherry setzte. »Ich bin hart im Nehmen, das weißt du doch.« Doch wenn Barry sich der Einzelheiten ihres letzten Streits erinnerte, so ließ er sich davon nichts anmerken.
    »Hat die Polizei eigentlich je herausgefunden, wer deinen Wagen demoliert hat?« fragte Maureen.
    Jess schüttelte den Kopf. Sie spürte plötzlich Rick Fergusons unheimliche Gegenwart im Zimmer und verscheuchte sie mit dem Klang ihrer Stimme. »Ich höre, Sie malen«, sagte sie zu der Frau, die neben ihr saß.
    Sherry lachte. Es war ein bezauberndes Lachen, melodiös wie der Klang eines Glockenspiels in einer warmen Brise. In der Ferne hörte Jess das kräftigere Lachen ihrer Mutter.
    »Ich bin eine Dilettantin, aber ich muß zugeben, ich habe mir immer gewünscht, malen zu können«, antwortete Sherry und sandte einen beifallheischenden Blick zu Art Koster hinüber, etwas, das Mutter nie getan hätte, dachte Jess.

    »Malen Sie lieber mit Öl- oder Pastellfarben?« fragte sie, nicht weil sie es interessierte, sondern nur um Konversation zu machen.
    »Mit Pastell kann ich besser umgehen. Ihr Vater zieht Öl vor.«
    Jess zuckte innerlich zusammen. Niemals hätte ihre Mutter sich angemaßt, für ihren Vater zu sprechen. Und hielt diese Frau es wirklich für

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