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Schau mir ins Herz

Schau mir ins Herz

Titel: Schau mir ins Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Hope
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könnt alle nach Hause gehen …“ Ein Wust von Anweisungen und Gratulationen folgte.
    Carol setzte sich auf. Sie registrierte, dass Nicolas sich erhob und zurückwich, dann war Kate bei ihr und half ihr auf die Füße. Sie wuselte um sie herum und redete ununterbrochen, als ob nichts Nennenswertes passiert sei.
    „Das war wirklich gut“, sagte sie. „Überzeugender, als jede echte Panik hätte sein können.“
    „Ich hatte nicht geplant, ohnmächtig zu werden“, erwiderte Carol matt.
    „Aber was für ein genialer Einfall!“, schwärmte Kate. „Und so viel wirkungsvoller als die Idee mit dem zurückgeschlagenen Schleier. Ich habe Varelle noch nie so begeistert erlebt.“
    Kate plapperte weiter, doch Carol hörte sie kaum. Ihr war schwindlig und elend, und mit der Erinnerung an die schreckliche Szene kam die bohrende Frage: Waren Nicolas und sie – waren sie tatsächlich verheiratet? Der Ring – sie sah auf ihre Hand und konnte die Unnachgiebigkeit, mit der er ihr den Goldreif auf den Finger geschoben hatte, immer noch spüren. Der Priester – sie musste den Priester sprechen!
    „Wissen Sie, wo der Priester ist?“, unterbrach sie Kates enthusiastischen Redeschwall. „Der Mann, der für Carlos eingesprungen ist. Ich muss dringend mit ihm reden.“ Wenn sich herausstellt, dass er ein Darsteller ist, brauche ich mir um das, was auf dem Zettel stand, keine Gedanken mehr zu machen, sagte sie sich. Dann war es ein dummer Streich, keine Warnung. Sobald sie sich vergewissert hatte, dass der Priester nicht echt war, konnte sie aufatmen. Dann war alles wieder in Ordnung.
    „Keine Ahnung“, antwortete Kate. „Ich nehme an, er holt sich seine Gage ab. Was wollen Sie von ihm?“
    Carol traute sich nicht, ihr die Geschichte mit der Notiz in ihrem Handschuh zu erzählen. Sie zweifelte ja beinahe selbst daran. Was, wenn alles nur Einbildung gewesen war? Vielleicht hatte sie in der drückenden Hitze eine albtraumartige Halluzination gehabt? Mit bebenden Fingern streifte sie sich die hochhackigen Brokatschuhe von den Füßen und stand unsicher auf. Dann tastete sie sich zum Altar vor und suchte die Stelle davor gründlich ab, doch da lag kein Zettel. Die Umgebung verschwamm vor ihren Augen, und sie spürte, wie sie zu schwanken begann.
    „Tut mir leid, ich fühle mich …“
    „Sie sehen ziemlich mitgenommen aus“, sagte Kate besorgt und stützte sie. „Lassen Sie mich Ihnen erst mal die Verschnürung am Mieder lockern und vor allen Dingen diese Perücke abnehmen. Das Ding sitzt so fest, dass man Kopfweh davon kriegt. Es wäre sicher besser, wenn Sie sich hinlegen würden, aber ich weiß im Moment auch nicht wo. Da draußen herrscht ein furchtbarer Trubel, weil alle im Aufbruch sind, und in Ihrem Wohnwagen werden gerade die Gagen ausbezahlt, fürchte ich – oh, Nick, sehen Sie nur, Carol geht es gar nicht gut.“
    Carol presste die Hände gegen die Schläfen, um den hämmernden Schmerz in ihrem Schädel zu lindern. Sie bekam nur am Rande mit, dass Nicolas neben ihr aufgetaucht war und Kate in einem eigentümlich kühlen Ton erklärte, dass er sich um alles kümmern würde. Dann wurde sie hochgehoben wie ein krankes Kind und auf den Beifahrersitz von Nicolas’ Auto gesetzt. Jemand schob ihr ein Kissen in den Nacken, und sie schloss die Augen.
    Sie hörte, wie der Motor ansprang, und versuchte, an gar nichts mehr zu denken – nicht einmal daran, wo Nicolas sie hinbrachte oder wo sie war, als er anhielt und sie wieder auf die Arme hob. Der Torbogen, unter dem sie hindurchgetragen wurde, der Innenhof mit dem Springbrunnen kamen ihr vage bekannt vor, doch sie wusste nicht woher. Dann nahm sie wahr, dass sie sich in einem kühlen, dämmrigen Zimmer befand, dessen Fensterläden geschlossen waren. Über ihr, an der hohen Decke, drehte sich leise ein Ventilator.
    Sie lag auf einer weich gepolsterten Bambusliege und sah sich vorsichtig um. Nicolas stand neben ihr – einen entschlossenen Zug um den Mund. In seinen Augen konnte sie keinerlei Wärme entdecken.
    „Es ist niemand hier“, sagte er, als er Carols Blick bemerkte. „Meine Angestellten sind im Personaltrakt und essen vermutlich gerade zu Abend, und meine Mutter ist in ihrem Stadthaus in Victoria. Wir sind also ganz unter uns.“
    Carol versuchte, sich aufzusetzen. Sofort setzte das unerträgliche Pochen in ihren Schläfen wieder ein, und sie ließ sich zurücksinken.
    „Ich fand, dass es das Beste ist, wenn ich dich hierher bringe“, fuhr Nicolas fort. „Am

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