Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schau mir ins Herz

Schau mir ins Herz

Titel: Schau mir ins Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Hope
Vom Netzwerk:
ein eigentümliches Glitzern, als sie antwortete. „Er hat es probiert. Selbstverständlich hat er es probiert.“ Sie lächelte, wie in Erinnerung an etwas, das niemand sonst wusste. „Aber ich erkenne einen Hai, wenn ich ihn sehe.“ Sie gab ein kurzes, unnatürlich hohes Lachen von sich, und Carol dachte wieder, dass Elaine vermutlich ein Problem damit hatte, dass Nicolas sich nicht für sie interessierte.
    Am nächsten Morgen erfuhren sie, dass es den Verletzten den Umständen entsprechend gut ging. Tony hatte ein Gipsbein und würde nach Hause fliegen, sobald er reisefähig war, der Kameramann war relativ glimpflich davongekommen, und Carlos erholte sich von seiner schweren Gehirnerschütterung.
    „Allerdings wird er den Priester nicht spielen können“, schloss Kate ihren Bericht. „Er hat mehrere schlimme Platzwunden, ein total zugeschwollenes blaues Auge und sieht zum Fürchten aus.“ Sie legte die Stirn in Falten. „Wenn Nicolas niemanden für uns auftreiben kann, wird das verdammt hohe Extraausgaben verursachen.“
    Nach und nach trafen die Komparsen ein. Die Kameraleute bereiteten ihre Ausrüstung vor, und Carol folgte Elaine, um sich der langwierigen Prozedur der Maske zu unterziehen. Anschließend half Kate ihr in das Kostüm, und als Carol zum Set kam, war sie aufgeregter, als sie sich eingestehen mochte.
    Nicolas begrüßte sie mit einem anerkennenden Lächeln. „Das Kleid steht dir gut“, sagte er leise, „jeder Mann wäre stolz, eine solche Braut zum Altar zu führen. Und du schaffst es sogar, furchtsam zu wirken.“
    Carol gelang es, zurückzulächeln. „Du ahnst ja nicht, wie nervös ich bin“, erwiderte sie. „Allein, wenn ich mir vorstelle, dass ich über diese langen Röcke stolpere. Varelle bringt mich um.“
    „Das werde ich aber auf keinen Fall zulassen“, versprach Nicolas mit so ernster Miene, dass Carol lachen musste. Für einen kurzen Moment fiel die Anspannung von ihr ab. Doch als sie ihre Position im Hochzeitszug eingenommen hatte, konnte sie ihr Lampenfieber kaum noch kontrollieren und war froh, dass der dichte Schleier ihr ein wenig Schutz bot. Nicolas dagegen, der neben ihr stand, schien die Ruhe selbst. Wie ein Fels in der Brandung, dachte sie dankbar.
    Varelle nahm das Megafon und gab letzte Anweisungen. „Wir filmen diese Szene nur ein Mal“, informierte er sie. „Es muss alles fehlerlos klappen. Ich habe keine Lust, dreihundert Komparsen zigmal den Berg hinauf- und wieder hinunterzujagen.“
    Dann kam er zu Carol. „Halten Sie Ihre Augen gesenkt“, erklärte er ihr. „Und raffen Sie Ihre Röcke. Aber nicht zu hoch. Auf halbem Wege, kurz hinter der dritten Biegung, treten Sie an den Straßenrand, um den Strom der Gefangenen, der Ihnen entgegengetrieben wird, vorbeiziehen zu lassen. Sie drehen den Kopf und sehen ihnen nach. Es sind Ihre Landsleute, und sie werden in die Sklaverei verschleppt. Der Anblick ist unerträglich für Sie. Wenn Sie dann weitergehen, sind Ihre Schritte so schleppend, als könnten Sie dadurch Ihr grausames Schicksal bis in alle Ewigkeit aufschieben.“
    Der Zug setzte sich in Bewegung, und Carol versuchte, sich vorzustellen, was Varelle ihr eingetrichtert hatte, aber mit Nicolas an ihrer Seite fiel es ihr schwer. Seine Nähe rief Erinnerungen an den gestrigen Tag in ihr wach, an den Moment auf der nächtlichen Terrasse, als er ihr Gesicht in seine Hände genommen, ihr lange und tief in die Augen gesehen und sie dann geküsst hatte. Ein schöneres Schicksal, als mit einem solchen Mann verheiratet zu sein, kann ich mir kaum denken, schoss es ihr durch den Kopf. Einem Mann, der so willensstark und leidenschaftlich ist und der doch so sanft und zärtlich sein kann.
    Ihr Absatz verhakte sich auf der unebenen Straße, und für einen kurzen Moment glaubte sie, das Gleichgewicht zu verlieren. Doch bevor sie ins Stolpern geriet, hatte Nicolas ihren Ellbogen ergriffen und stützte sie. Sie spürte den warmen, beruhigenden Druck seiner Hand und erinnerte sich gerade noch rechtzeitig daran, nicht zu ihm hochzublicken.
    „Sie dürfen ihn auf keinen Fall ansehen“, hatte Varelle sie instruiert. „Erst wenn die Trauung vorüber ist. In dem Moment erkennen Sie, dass er der Geliebte ist, den Sie für immer verloren glaubten.“
    Bei dem Wort „Geliebter“ war Nicolas’ Blick zu ihr herübergeflogen. Das Lächeln, das sich dabei auf seinem Gesicht ausgebreitet hatte, war wie ein geheimes Band zwischen ihnen, etwas, das niemand sonst wahrnehmen

Weitere Kostenlose Bücher