Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schau mir ins Herz

Schau mir ins Herz

Titel: Schau mir ins Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Hope
Vom Netzwerk:
würde, lediglich einen Nachtrag von Rosie:
„Dein Bruder lehnt jede Verantwortung für seine verrückte Schwester ab, sagt er, aber ich finde es unglaublich romantisch und toll für Dich, und ich kann es kaum erwarten, Dich als baronessa zu sehen!
Hat er Dich wirklich dermaßen umgehauen? Du bist gemein, dass Du mir nichts davon geschrieben hast, weißt Du das? Aber ich nehme an, Du bist so beschäftigt mit den Hochzeitsvorbereitungen, dass ich bis nach der Trauung warten muss, um Genaueres zu erfahren. Jedenfalls freue ich mich total für Dich …“
    „Keine schlechten Neuigkeiten, hoffe ich?“ Nicolas’ Frage zeigte ihr, wie verdutzt sie aussehen musste. Carol nahm sich zusammen.
    „Nein“, antwortete sie. „Mein Bruder beschwert sich nur, dass wir die Verlobungszeit so kurz angesetzt haben. Er meint, er könne seine Konferenz nicht einfach für einen Tag oder zwei unterbrechen, um mich zum Altar zu führen. Wenn du möchtest, kannst du den Brief lesen.“
    Nicolas winkte ab, als sie ihm den Briefbogen geben wollte. „Ich lese anderer Leute Korrespondenz nicht. Oh, dabei fällt mir ein …“ Er griff in die Innentasche seines Jacketts. „Ich hoffe, dieser Brief war nicht dringend.“
    Bestürzt erkannte Carol ihre eigene Handschrift auf dem Kuvert, das er ihr hinhielt. „Du hast ihn abgefangen“, murmelte sie niedergeschlagen.
    „Ich hatte das Gefühl, du könntest mehr gesagt haben, als du vielleicht wolltest“, erwiderte er sanft. „Zumal Tante Lucia so ängstlich darauf bedacht war, ihn vor mir zu verstecken. Ich weiß nicht, was du ihr erzählt hast, aber falls du glaubst, du kannst sie auf Geheimhaltung einschwören, kennst du sie nicht so gut wie ich. Wenn Tante Lucia etwas zu verbergen hat, benimmt sie sich wie ein Spion einer feindlichen Macht.“
    „Deswegen hast du vermutet …“
    „Es war leicht. Ich musste ihr nur erzählen, dass ich längst Bescheid weiß. Sie schimpfte mit mir und meinte, ich sei viel zu durchtrieben, um ein Hochzeitsgeschenk aus London zu verdienen.“ Nicolas hob eine Augenbraue, dann fuhr er fort: „Ich bin natürlich ausgesprochen neugierig, womit du mich überraschen willst, meine liebe Braut. Schließlich hast du mindestens sechs Seiten“, er wog den Umschlag in der Hand, „wenn nicht sieben gebraucht, um das Geschenk zu bestellen.“
    „Tante Lucia hat dir also den Brief ausgehändigt?“
    „Sie meinte, wenn ich zur Post fahre und ohnehin alles weiß, kann ich ihn genauso gut selber hinbringen.“ Er sah Carol aufmerksam an. „Soll ich ihn also für dich aufgeben?“
    Carol nahm ihm das Kuvert aus der Hand. „Das wird nicht nötig sein. Es ist ohnehin zu spät.“

7. KAPITEL
    John würde nicht kommen und sie retten.
    Während des Mittagessens verbarg Carol ihre Gefühle über diese niederschmetternde Erkenntnis hinter einer Maske der Höflichkeit. Sie wusste kaum, was sie aß und was gesprochen wurde. Alles, woran sie denken konnte, war Nicolas’ abscheuliches Verhalten.
    Ihr wurde klar, dass sie nicht mehr auf eine gute Gelegenheit warten durfte, wenn sie fliehen wollte. Die Zeit rannte ihr davon. Irgendwie musste sie nach Mgarr gelangen und von dort aus nach Malta. Und dafür brauchte sie Geld – als Erstes würde sie ihren Ring verkaufen müssen.
    In ihr tobte eine solche Wut auf Nicolas, dass sie es nicht wagte, ihn anzusehen, als er sie zum Wehrturm zurückbrachte. Sie war sich sicher, dass er genau wusste, wie es in ihr aussah, und sich über ihren Zorn amüsierte, doch seine Belustigung machte sie nur umso entschlossener, ihren Fluchtplan so schnell wie möglich in die Tat umzusetzen.
    „Sie sehen blass aus“, befand Ta Dentella, nachdem Nicolas davongefahren war. „Ich denke, Sie sollten sich ausruhen.“
    „Nein, Ta Dentella, ich brauche frische Luft und Bewegung“, widersprach Carol. „Ich mache einen kleinen Spaziergang.“
    Bevor die alte Frau etwas einwenden konnte, war Carol draußen. Sie folgte der gewundenen Straße nach Sannat.
    Sie erreichte den kleinen Ort ohne weitere Schwierigkeiten, doch ihre Erleichterung schlug rasch in Mutlosigkeit um, als ihr deutlich wurde, dass sie der Gegenstand allgemeiner Aufmerksamkeit war. Die Frauen auf dem Marktplatz blickten von ihrer Strickarbeit hoch. Die alten Männer, die im Schatten der Bäume saßen, zogen ihre Strohhüte und murmelten ehrerbietige Begrüßungen. Die Kinder unterbrachen ihr Spiel und sahen Carol mit großen Augen hinterher.
    Jedermann kannte sie. Ihren Ring hier in

Weitere Kostenlose Bücher