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Schauen sie sich mal diese Sauerei an

Schauen sie sich mal diese Sauerei an

Titel: Schauen sie sich mal diese Sauerei an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Nießen
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bin ja ein schlechter Schwimmer«, meinte Hein mit skeptischem Gesicht. »Hoffentlich bist du bald draußen!«, befahl ich schroff, im Wissen, dass Hein nicht immer alles ernst meinte. Wir machten uns klein und hässlich, um dem Regen möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten, dennoch merkte ich schnell, dass der Regen unbarmherzig die Schwachstellen meiner Schutzjacke ausnutzte und der Kampf gegen das Nass bald verloren sein würde. Hein versuchte derweil, sich einen Weg durch den Ring aus Menschen und Schirmen zu bahnen. Man hatte uns noch nicht als Rettungsdienst erkannt, und so wurden wir als Konkurrenten um den besten Platz behandelt. Schirmgriffe wurden unauffällig in die Rippen gestoßen, und man konnte froh sein, wenn man sein Augenlicht nicht einer Schirmspitze opfern musste. Hein brüllte: »Feuer, Feuer!« Das war zwar das Letzte, was zu unserer Situation passte, aber es verfehlte nicht seine Wirkung. Sie können rufen, was Sie wollen, zum Beispiel »Hilfe!«, es wird Sie kaum jemand beachten. Rufen Sie »Feuer!«, und Sie haben die Aufmerksamkeit Ihres Umfeldes. Klingt komisch, ist aber so. Zumindest hatten wir die Menge dazu gebracht, uns wahrzunehmen. Mit etwas mehr Bewegungsfreiheit erreichten wir den inneren Schirmhaufen. Der Eindruck war surreal. In einem bunten undichten Zelt, bestehend aus vielen farbigen Halbkugeln, wurde ein Mann von zwei klatschnassen Frauen wiederbelebt. Es sah aus wie ein modernes Schauspiel mit makaberer Inszenierung. »Guten Tag, Rettungsdienst. Reanimieren Sie bitte weiter, wir brauchen noch einen Augenblick, um uns zu organisieren«, sprach ich die Damen an. Die Helferin, die neben unserem Patienten kniete und eine Herzdruckmassage durchführte, hob den Kopf. Angestrengte Augen schauten mich an: »Machen wir, aber bitte beeilt euch, ich kann gleich nicht mehr!« »Wie lange sind Sie denn schon dran, und was ist überhaupt vorgefallen?«, fragte Hein seelenruhig und schaute dabei interessiert in ein hin und her wippendes Dekolleté. Durch die Bewegungen der Herzdruckmassage kam die Antwort etwas abgehackt: »Circa fünfzehn Minuten
-und vorgefallen ist
-das richtige Wort.
-Der Kerl ist vor uns durch
-durch den Regen gelaufen
-und plötzlich
-zusammengebrochen.
-Wir sind
-Krankenschwestern
-und haben uns dann
-gekümmert!« Gemeinsam mit Hein hielt ich kurzen Kriegsrat: »Willst du auf der Straße vor den Fans arbeiten oder lieber in Ruhe im Auto?«, stellte ich Hein vor die Wahl. »Lieber im Auto, wir können ja die beiden Krankenschwestern ...« »Denk nicht mal drüber nach!«, unterbrach ich Hein. »Hol du die Trage, ich unterstütze so lange die beiden!«, fuhr ich im Befehlston fort. Unterstützung für die Damen tat Not. Ich öffnete unseren Notfallrucksack und entnahm einen Beatmungsbeutel. »Hier, bitte sehr, das dürfte die Beatmung etwas angenehmer gestalten«, rief ich der Krankenschwester zu, die neben dem Kopf des Patienten kniete. Zutiefst dankbare Augen schauten mich an. Sie griff den Beutel und setzte die Beatmung gekonnt fort. Mund-zu-Mund- oder auch Mund-zu-Nase-Beatmungen sind nicht immer angenehm. Der Rettungsdienst kann aufgrund einiger technischer Hilfsmittel völlig darauf verzichten. Als Ersthelfer sind Sie aber schnell mal in der Situation, eine fremde Nase samt Oberlippenbart im Mund zu haben. Wenn Sie anfangen nachzudenken, wird es eklig. Ist das jetzt mein Speichel oder sein Nasenschnodder? Fragen wie diese möchte sich niemand stellen müssen. Ich empfehle daher auch privat das Mitführen von Beatmungstüchern, die gibt es für ein paar Euro in der Apotheke. Die Krankenschwester, die die Brust des Patienten bearbeitete, war dem Zusammenbruch nahe. Neben ihr ging ich auf die Knie und löste sie ab. Erschöpft blieb sie neben mir auf der nassen Straße sitzen. Unser Regenschirmschutzschild offenbarte seine Schwächen. Ein Rinnsal, gebildet aus dem ablaufenden Wasser mehrerer Schirme, lief mir zwischen Jacke und Hose über meinen Lendenwirbelbereich unaufhörlich in die Kimme. Mit nassem Arsch reanimieren macht gar keinen Spaß. Ich hatte das Gefühl, mir würde die Donau durch die Hose laufen. Meine lautstark vorgetragene Bitte, die Schirme doch anders zu positionieren, verhallte ungehört. Hein, bitte komm zurück, flehte ich in Gedanken, als eine leicht korpulente Frau mich in rheinischem Akzent von hinten fragte: »Stirbt mein Franz hier heute im Regen?« Völlig irritiert drehte ich den Kopf. Wer sprach da zu mir? Die Antwort gab mir die

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