Schauspieler küssen anders (German Edition)
hob eine Augenbraue. „Also seid ihr schon beim Du angelangt?“
„Nein, sind wir nicht“, sagte ich entschieden. „Und das ist nur von Interesse, weil Roberts Bekanntheitsgrad ein wenig über dem Durchschnitt liegt. Wenn es sich um Peter von der Elektrik handeln würde, würde kein Hahn danach krähen.“
Zufrieden entdeckte ich einen schuldbewussten Schimmer in beiden Gesichtern.
„Entschuldige, Lisa“, sagte Anabel unvermittelt. „Das geht uns eigentlich auch gar nichts an.“
Ich lächelte ihr warm zu. „Ist schon okay. Er steht nun mal im Mittelpunkt.“
„Nur, dass du sein Mittelpunkt zu sein scheinst“, sagte Luis leise.
Ich sah ihn groß an. „Wie meinst du das?“
Luis gab seine Bemühungen auf. Das Plakat hing schief an einem Faden von der Decke und baumelte traurig hin und her.
„Faulkner taucht allbeständig hier auf. Bestimmt nicht, um sich von der Kulisse inspirieren zu lassen. Und er informiert sich darüber, wann du Pause machst, damit er dann auch in der Kantine sein kann.“
Ich starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an. „Er informiert … wie? Ich meine … bei wem?“
Jetzt wurde Anabel rot und begann hektisch die Discokugel zu putzen.
„Er hat Anabel bezirzt, damit sie ihm das immer mitteilt“, sagte Luis und ich erkannte, dass er eifersüchtig war. Ich meinerseits war baff.
Dann lachte ich. „Hat er dir wenigstens was dafür versprochen oder nur schöne Augen gemacht?“, fragte ich Anabel.
Diesmal fiel ihr der Lappen aus der Hand. Sie war hochrot im Gesicht. Ich setzte mich auf die Kiste hinter mir und lachte laut. „Nur schöne Augen, wie? Du hättest wenigstens noch Karten für die Premiere rausschlagen sollen.“
Jetzt grinste auch Luis schadenfroh. „Und jetzt raus mit der Wahrheit, Lisa: Was läuft genau bei euch?“
Ich lächelte ihn unschuldig an. „Nichts. Aber ich habe mich seit Jahren nicht so gut unterhalten wie mit ihm. Und weil er so bekannt ist, geht es ihm wahrscheinlich genauso. Die Menschen wollen nur Hugh Vincent und Robert Faulkner geht dabei unter.“
„Mag sein“, sagte Luis und lehnte sich – ganz der Alte – lässig an die Bühne. „Aber du kennst die Binsenweisheit von Harry und Sally? Mann und Frau können nicht nur Freunde sein. Ihnen kommt immer der Sex dazwischen.“
Ich sah Luis offen an. „Eine dämliche Weisheit. DAS ist es nämlich keinesfalls“, antwortete ich aus tiefster Überzeugung. Luis Gesicht wirkte nachdenklich, Anabels unsicher.
„Machen wir weiter“, schlug ich vor. Dann kam mir aber noch ein Gedanke. „Anabel, hat Robert einmal etwas gesagt, wie er seine Pausen durchgesetzt bekommt?“
Anabel zuckte die Schultern. „Nicht direkt. Aber ich habe von seinem Stylisten mitbekommen, dass David ziemlich ungehalten sein muss, wenn Robert auf seine Pause besteht.“
Das gab mir dann doch wieder zu denken. Ich konnte es nicht verhindern: Ich fühlte mich sehr geschmeichelt.
An diesem Abend wartete er schon mit zwei verlockend duftenden Schachteln auf mich.
Er lehnte lässig neben meiner Haustür an der Wand und lächelte mich mit diesem schiefen, wundervollen Lächeln an.
Ich konnte nicht anders, ich lächelte zurück.
„Keine Angst, dass ein Paparazzi Sie erwischen könnte?“, fragte ich, als ich aufschloss und ihn einließ.
„Ich bin doch inkognito hier“, sagte er und strich über seine Bartstoppeln am Kinn.
„Stimmt“, antwortete ich und fühlte mich seltsam beschwingt. „Ich habe mich schon gefragt, wen Anabel wohl noch alles über meinen Feierabend informiert.“
Wir gingen in die Küche und Robert stellte die Schachteln auf der Theke ab. Er biss sich auf die Lippe und sah mich schuldbewusst an. „Böse?“
Ich tat, als würde ich einen Moment überlegen, dann grinste ich schelmisch. „Nein, das ist süß.“
Robert knirschte mit den Zähnen. Er stützte sich mit beiden Händen auf der Anrichte ab. Plötzlich und völlig unerwartet packte er mich um die Hüfte, warf mich über seine Schulter und trug mich auf meine Couch. Er setzte sich auf mich, umfasste meine beiden Hände mit einer Hand. Ich konnte mich noch so sehr wehren, ich hatte keine Chance. Ich kicherte haltlos und versuchte wieder, mich unter ihm herauszuwinden. Unmöglich. Er besaß die Kraft eines Ochsen, obwohl er so feingliedrig und schlank gebaut war.
„Okay, ich kapituliere!“, rief ich schließlich atemlos und hielt still. „Nicht süß. Keinesfalls süß. Kernig, sehnig, kräftig, athletisch, männlich – mir
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