Schauspieler küssen anders (German Edition)
für alles Geld der Welt nicht tun.
„Zum Glück sieht es so aus, als müsse ich nicht nur den ewigen Teenager spielen“, sagte er lächelnd. „Ich habe ein paar sehr attraktive Angebote für Charakterrollen erhalten. Meine Managerin und mein Agent regeln einiges in dieser Richtung. Immerhin wären sie ebenfalls arbeitslos, wenn ich nichts mehr angeboten bekäme.“
„Stimmt. Managerin. Agent. Wo sind die eigentlich die ganze Zeit über? Am ersten Drehtag schwirrte andauernd ein Pulk von Menschen um Sie herum, und jetzt sind wir beide oft allein.“
Er wurde tatsächlich ein wenig rot.
Ähnlich wie vor drei Wochen, als ich ihn zum ersten Mal danach gefragt hatte. Aber das war vor drei Wochen gewesen und ich hatte immer noch keinen zu Gesicht bekommen.
„Ab und an seile ich mich ab. Jim und Melissa müssen nicht überall dabei sein“, sagte er ausweichend. „Die sind keinesfalls verschwunden. Beim Make-up, zwischen den Drehs, nach Feierabend, Melissa ist quasi überall dabei und Jim ist dann da, wenn sie sonst was zu erledigen hat. Aber ein wenig Privatleben brauche selbst ich.“
„Das bedeutet, Sie sind vierundzwanzig Stunden am Tag immer mit jemandem zusammen“, fasste ich zusammen.
Er zuckte die Achseln. „Man gewöhnt sich dran. Aber nachts bin ich allein.“
„Ich glaube, das könnte ich nicht“, murmelte ich nachdenklich. „Braucht man nicht hin und wieder eine Auszeit? Einen Rückzugsort? Ein Asyl, wo man nicht redet, wo es ruhig ist und man wieder Kraft tankt?“
Er sah mich ruhig an, sein Kinn auf eine Hand gestützt. „Wer sagt, dass unsere gemeinsamen Stunden für mich nicht ein Asyl sind?“
Ich fühlte wie sich die Hitze in meinem Körper verteilte. Das war keine besonders angenehme Hitze. Es war mehr Verlegenheit … und so etwas wie Angst.
„Das war wirklich nett“, sagte ich leise. „Aber ich glaube … es ist spät …“
Er erhob sich sofort und wollte schon die Teller abräumen, aber ich wehrte ab.
„Nein, nein. Sie haben schon das Essen gebracht und alles so süß eingedeckt … ich meine …
Ich wurde wieder rot, als mir aufging, was ich soeben gesagt hatte und welche Konsequenzen es beim letzten Mal gehabt hatte.
Er lachte leise. „Schon okay. Ich habe die Zeit vergessen. Soll ich wirklich nicht noch helfen?“ Er deutete auf das schmutzige Geschirr.
Ich schüttelte entschieden den Kopf und begleitete ihn zur Haustür. Da fiel mir etwas anderes ein: „Hey, warum hat Ihr Wecker eigentlich nicht mehr geklingelt? Was ist aus den Prinzipien geworden?“
Er zuckte die Achseln. „Ich wollte den Abend richtig auskosten.“
Er griff nach der Klinke, aber ehe er sie öffnete, hielt ich seinen Arm fest.
„Danke“, sagte ich leise und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. Seine Bartstoppeln kitzelten meine Lippen. Sein Duft umwehte mich und ich wusste, ich würde den Geruch wieder mit ins Bett nehmen.
Er sah mich an. Lange, eindringlich, so als ob er noch etwas sagen – oder tun – wollte. Doch dann nickte er nur und ging. Ich konnte sehen, wie er auf dem Weg zu seinem Auto die Stelle berührte, die ich geküsst hatte.
Das Arbeiten ging uns am nächsten Tag leichter von der Hand. Luis und Anabel rissen sich enorm zusammen und stellten keine unangenehmen Fragen. Anabel fragte mich sogar später am Abend, ob sie Robert eine SMS schicken sollte. Ich verbiss mir ein Lächeln und nickte.
Ich freute mich schon auf das gemeinsame Abendessen.
Robert saß wartend in seinem Wagen in der Einfahrt.
Ich überlegte, dass meine Nachbarn bestimmt schon misstrauisch wurden, wenn andauernd ein fremdes Auto vor meinem Haus hielt. Ich war froh, dass meine Nachbarin Peggy, die alles um sich herum mit Argusaugen beobachtete, zurzeit mit ihren Kindern bei ihren Eltern in Florida weilte.
Andernfalls brächte sie es fertig und käme sich um zehn Uhr abends noch Kaffee leihen, um zu sehen, wer der Mann war, der jeden Abend auf mich wartete.
Ich durfte gar nicht darüber nachdenken, was passieren würde, sollte sie je herausfinden, um wen es sich handelte.
Wir hatten ein sehr angenehmes Abendessen – indisch, unterhielten uns über Reisen, die wir gemacht hatten, und Robert verabschiedete sich um Zwölf, nachdem er mir geholfen hatte, die Küche aufzuräumen.
Ehe er ging, lächelte er mich mit diesem umwerfenden Lächeln an und hauchte mir einen Kuss auf die Wange.
Im Bett überlegte ich, dass ich doch alt geworden sein musste. Jede andere Frau hätte sich nicht davor gescheut,
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